Dennoch gingen die Produktvorstellungen im letzten Jahr meistens in Richtung Industrie, Medizintechnik und Automotive.
Stimmt, und das mit Absicht. Der Automotive-Markt ist sehr interessant, denn die Autos werden mit immer mehr Elektronik ausgestattet. Diese Entwicklung hatten wir schon vor 10 bis 15 Jahren erkannt und uns deshalb entschieden, mehr Ressourcen in diesen Bereich zu stecken.
Früher war das Thema Effizienz im Fahrzeug nicht wichtig, aber heute spielt es eine große Rolle. Diese Entwicklung ist für uns hervorragend, denn bereits in den 90er Jahren wuchs Maxim stark, weil wir ICs für batteriebetriebene Geräte entwickelt haben. Somit haben wir die Technologie, an der die Automobilindustrie damals nicht interessiert war, aber heute sehr wohl, bereits seit Jahren im Haus.
Das war unser Einstieg in den Automotive-Markt und mittlerweile ist der Umsatzanteil aus diesem Markt von wenigen Prozenten auf zirka 20 Prozent gestiegen. Und der Umsatz wächst weiter. Wir gehen davon aus, dass der Automotive-Markt der Bereich ist, der das größte Wachstum für uns liefert, und das noch über viele Jahre.
Was sind die Treiber?
Power-Management ist ein großer Treiber; dazu kommen noch serielle Links für Fahrerassistenzsysteme. Bei den Power-Management-ICs für MCUs und Prozessoren sind wir sehr stark; das gilt besonders für Infotainment-Systeme, in denen wir bislang am erfolgreichsten sind, weil hier größere Lasten auftreten. Dazu kommen, wie gesagt, die seriellen Links für Fahrerassistenz und Infotainment, Stromversorgungen für LEDs und ICs für das Batteriemanagement von E-Fahrzeugen. Alles zusammengenommen führt dazu, dass wir schneller als der Markt wachsen.
Und neben der Automobilindustrie ist auch der Industriemarkt mit seiner Fabrikautomatisierung ein wichtiger Absatzmarkt für Maxim. Unseren Kunden in diesem Bereich geht es gut und wir ziehen mit ihnen mit, weil wir ihnen die Elektronik dazu liefern. Hier sprechen wir mehr über Interface-Produkte, Factory-Communication-Produkte sowie digitale In- und Outputs, aber auch über Power-Management-ICs für platzbeschränkte Anwendungen, in denen nicht viel Wärme erzeugt werden darf.
Die Factory-Automatisierung ist der zweitgrößte Wachstumstreiber für Maxim, weil viele Firmen ihre Fabriken modernisieren, um sie effizienter zu machen.
Von welchem Marktsegment erwarten Sie weitere Wachstumsschübe?
Von Datenzentren, dieser Bereich wird dank KI und Maschinenlernen explodieren. Hier gibt es Firmen, die dank ihrer CPUs/GPUs durch die Decke gehen, und wir liefern die Stromversorgung für diese Produkte. Wir haben einige 12-V- und, noch wichtiger, einige 48-V-Power-Produkte für diesen Absatzmarkt und wir liefern Komponenten, die die Daten zwischen den Servern und Speichersystemen hin- und herübertragen. Diese optische Kommunikationsfunktion ist ebenfalls ein sehr guter Wachstumsmarkt für Maxim.
48 V brauchen aber noch ihre Zeit.
Ja, aber wir haben Geduld. Das ist im Automotive-Markt nicht anders. Datenzentren haben eine interessante Entwicklung durchgemacht. In der Vergangenheit ging es darum, dass die Firmen sich eigene kleine Datenzentren geleistet haben; heute wird vieles in die Cloud verlagert. Aus den vielen kleinen Datenzentren sind sogenannte Mega-Data-Centers geworden. Die Firmen, die diese Mega-Data-Centers aufbauen, sind an höchster Effizienz interessiert, weil die größten Kosten neben der Kapitalinvestition die Energiekosten sind, und damit wird die Performance des Power-Managements zum entscheidenden Faktor.
Datenzentren waren ja nicht umsonst auch der erste Anwendungsbereich, der auf Digital Power setzte. Maxim kam relativ früh mit Produkten auf Basis der InTune-Technik auf den Markt. Aber danach ist nicht mehr viel passiert; warum?
Die InTune-Technik ermöglicht, die Feedback-Schleife automatisch zu stabilisieren, was das Leben unserer Kunden deutlich leichter machte. Wir verkaufen diese Produkte auch heute noch.
Aber aus unserer Sicht hat Digital Power an Faszination verloren. Vor 15 Jahren sprach jeder davon, weil es eben deutlich flexibler war. Aber mittlerweile haben die meisten festgestellt: Die innere Regelschleife lässt sich mit einem Analog-Controller immer noch besser realisieren. Also haben wir uns dazu entschieden, kein IC zu entwickeln, mit dem eine vollkommen digitale Regelschleife realisiert wird.