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2011: Eine neue Vision für die EDA-Industrie

17. Januar 2011, 9:59 Uhr | John Bruggeman
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Neue Anforderungen an die Halbleiterindustrie

EDA360 umfasst drei wesentliche Stufen – System-Realisierung, SoC-Realisierung und Silizium-Realisierung.
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Als Ergebnis dieses Trends stellen die System-OEMs heute ganz neue Anforderungen an ihre jeweiligen Halbleiterlieferanten. Die reine Lieferung eines »Stückchens Silizium« reicht dabei nicht mehr aus – heute müssen wettbewerbsfähige Lieferanten in der Lage sein, komplette Hardware-/Software-Plattformen bereitzustellen, die alle Voraussetzungen für die anschließende Anwendungsentwicklung bieten. So ist für 2011 zu erwarten, dass die weltweiten Halbleiterhersteller in zunehmendem Maße vollständige Software-Stacks unterhalb der Applikationsebene zur Verfügung stellen müssen, inklusive Treibern, Betriebssystem und Middleware.

Die Auswirkungen liegen auf der Hand: Die Halbleiterlieferanten haben angesichts dieser neuen Anforderungsprofile mit enormen Anstiegen bei den Entwicklungskosten zu kämpfen, insbesondere wenn das Angebot auch die Bereitstellung von Software umfassen soll. Das Marktforschungsunternehmen IBS geht in diesem Zusammenhang davon aus, dass die Entwicklung einer neuen SoC-Architektur in 32-nm-Technologie nicht weniger als 100 Mio. Dollar kosten wird, wobei allein circa 50 Prozent der Kosten auf die Software entfallen. Angesichts dieser prognostizierten Kosten nehmen immer mehr Halbleiterunternehmen davon Abstand, eigene komplette Designs zu entwickeln sondern verstärken die Integration vorgefertigter und vorgeprüfter Halbleiter-IP-Blöcke.

Die EDA-Industrie hat sich in der Vergangenheit hauptsächlich auf die Realisierung von Silizium konzentriert, ausgehend von dem Gedanken, dass zuerst der Chip entwickelt wird und die Entwicklung der Software- und Applikationsseite erst in einem zweiten Schritt erfolgt. Inzwischen sieht die Welt anders aus und wir müssen uns endgültig von diesem Ansatz verabschieden. Cadence hat aus diesem Grund Anfang 2010 sein Visionspapier »EDA360« veröffentlicht. Auf Grundlage dieses Dokuments beginnt der Entwicklungsprozess für das Design-Team mit dem Verständnis darüber, welche Software-Anwendungen später auf einer bestimmten Plattform laufen sollen, gefolgt von der Festlegung der einzuhaltenden Systemanforderungen bis hin zur Entwicklung bzw. Integration der zur Realisierung der Anforderungen erforderlichen Hardware- und Software-IP-Komponenten.

Zusammengefasst steht EDA360 für einen neuen Ansatz, der die zu implementierende Applikation und nicht die Realisierung auf Siliziumebene in den Vordergrund stellt. Dieser Ansatz umfasst drei wesentliche Stufen – System-Realisierung, SoC-Realisierung und Silizium-Realisierung. Wichtig ist hierbei die Tatsache, dass EDA360 eine Vision für die gesamte Elektronikbranche beschreibt, also keinesfalls nur auf eine Produkt-Roadmap oder einen Marketingplan von Cadence allein beschränkt ist.

 


  1. 2011: Eine neue Vision für die EDA-Industrie
  2. Neue Anforderungen an die Halbleiterindustrie
  3. System-Realisierung
  4. Im Virtualisierungsprozess sind offene Standards ein Muss
  5. SoC-Realisierung
  6. Silizium-Realisierung

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