Die Digitalisierung, das Wachstum von Big Data, die Ausweitung von dezentralen Arbeitsmodellen und die weitere Adaption des IoT führen zu einem erhöhten Bedarf an neuen Rechenzentren. Das wird den Marktwert von Rechenzentren steigern – älteren Datenzentren stehen jedoch schwere Zeiten bevor.
In den nächsten Monaten wird die Rechenzentrumsbranche aufgrund der allgemeinen Trends und der geopolitischen Gesamtsituation voraussichtlich einen Anstieg des Marktwerts erleben. Gleichzeitig werden ältere Rechenzentren im Sinnde der Rationalität des Weiterbetriebs ohne Zertifizierung überprüft. Der Schwerpunkt bei den Trends liegt in den Bereichen Edge Computing, Reduzieren des CO2-Fußabdrucks, Colocation und Datensicherheit – alle Punkte, die im Kontext der Energiekrise wichtig sind. Der Gesamtwert des Rechenzentren-Marktes wird laut Statista im Jahr 2023 342 Mrd. US-Dollar erreichen, was einem Anstieg von 6,4 Prozent im Vergleich zu 2022 entspricht. Bis 2027 wird er auf schätzungsweise 412 Mrd. Dollar ansteigen.
Geht es nach beyond.pl werden die folgenden 5 Trends die kommenden Monate bestimmen:
1.) Edge Computing
Statistiken von IoT Analytics 2022 zeigen, dass die Zahl der IoT-Geräte bis 2023 um 18 Prozent auf 14,4 Mrd. weltweit ansteigt. Das IoT erfordert eine zuverlässige und sichere Infrastruktur, was dazu führt, dass die Infrastruktur für die Datenverarbeitung, -speicherung und -analyse in der Nähe des Ortes platziert werden muss, an dem die Daten erzeugt werden. Aus diesem Grund wird für 2023 ein starkes Wachstum im Bereich Edge Computing vorhergesagt. Das Marktforschungsunternehmen Presence Research schätzt, dass der globale Markt für Edge Computing in diesem Jahr 51,2 Mrd. US-Dollar erreicht. Bis 2030 könnte sich dieser Wert mehr als verdoppeln – auf 116,5 Mrd. US-Dollar.
Im Jahr 2023 werden Rechenzentren es eine immer engere »Liebesbeziehung« zwischen Edge Computing und künstlicher Intelligenz (KI) erleben. Netzwerke, die KI nutzen, ermöglichen das dynamische Weiterleiten und Automatisieren von Aufgaben. Das bedeutet, dass intelligente Geräte nicht nur miteinander kommunizieren, sondern auch Entscheidungen treffen und Reparaturen auf der Grundlage von Daten in Echtzeit durchführen, was dazu beiträgt, den Bedarf an manueller Konfiguration zu verringern.
2.) Colocation – Hotels für Server
Aufgrund des erheblichen Anstiegs der Energiepreise, möglicher Stromausfälle, steigender Grundstückspreise sowie der Bau- und Ausrüstungskosten werden die Unternehmen nach Alternativen zu den traditionellen Vor-Ort-Modellen für die Wartung der IT-Infrastruktur suchen, was das Interesse an Colocation-Diensten steigert. Der jüngste Bericht des Marktforschungsunternehmens Arizton zeigt, dass 2023 ein Rekordjahr in Bezug auf den Wert des Colocation-Sektors sein wird. Es wird geschätzt, dass sein Wert 8,2 Mrd. Dollar erreicht – die kumulative jährliche Wachstumsrate in den Jahren 2023 bis 2030 wird 13,22 Prozent betragen.
3.) Sicherheit: Ohne entsprechende Zertifizierung geht es nicht
Die instabile geopolitische Lage, die Energiekrise und die steigende Nachfrage nach Rechenzentrumsdiensten sowie die wachsende Abhängigkeit der Unternehmen vom ständigen Zugriff auf Daten machen die Zuverlässigkeit und Kontinuität der Leistungserbringung durch das Rechenzentrum immer wichtiger. Hier gilt eine allgemeine Faustregel: Je höher das Zertifizierungsniveau, desto geringer ist das Risiko von Störungen und Sicherheitsverletzungen in der IT-Infrastruktur des Kunden.
Der Bezug von Dienstleistungen aus Rechenzentren mit der höchsten Zertifizierungsstufe, d.h. mit der Zertifizierung »ANSI/TIA-942 Rated 4«, von denen es weltweit nur 26 gibt (darunter eines in Polen, Beyond.pl), wird ein sichtbarer Trend bei Unternehmen in Branchen mit hohen Anforderungen an die Sicherheit und Geschäftskontinuität von IT-Dienstleistungen sein. Hierzu gehören Unternehmen aus der Finanz- und Versicherungsbranche, der Schwerindustrie, dem elektronischen Handel, aber auch Anbieter von Ressourcen und Dienstleistungen, die für die soziale und wirtschaftliche Stabilität von zentraler Bedeutung sind, wie z. B. Energie und medizinische Dienstleistungen.
Im Zusammenhang mit der Sicherheit sollte nicht vergessen werden, kritische Infrastrukturen angemessen gegen Angriffe zu schützen. Kraftwerke, Gaspipelines und Raffinerien sind in zunehmendem Maße einem Betrieb ausgesetzt, der durch Maschinen und Anlagen unterstützt wird, die mit dem Netz verbunden sind.
4.) Nachhaltigkeit wird zur Norm
Die digitale Transformation von Unternehmen führt zu einem steigenden Bedarf an zusätzlicher Rechenleistung, Festplattenspeicher und Geräten und damit auch an Energie. Wie Berechnungen von Schneider Electric zeigen, werden Rechenzentren aufgrund der weltweiten Digitalisierung bis 2025 54 Prozent mehr Energie verbrauchen als 2022 (ein Anstieg von 229 auf 407 TWh). Daten aus der Studie »Data Centers and Data Transmission Networks« der Internationalen Energieagentur beziffern die weltweiten CO2-Emissionen von Rechenzentren derzeit auf etwa 0,9 bis 1,3 Prozent. Es wird erwartet, dass die Rechenzentrumsbranche dekarbonisiert wird und sich in Richtung Klimaneutralität bewegt.
Die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks wird im Jahr 2023 im Mittelpunkt stehen. Ein Bericht des Forschungsunternehmens IMARC Group mit dem Titel »Green Data Center Market Size: Global Trends, Share, Size, Growth and Forecast 2022-2027« zeigt, dass der Markt für grüne Rechenzentren im Jahresvergleich um durchschnittlich 22,9 Prozent wachsen und 2027 ein Volumen von 200,84 Milliarden US-Dollar erreichen wird. Die Steigerung der Energieeffizienz und die Verringerung des CO2-Fußabdrucks sind eng miteinander verbunden – die Konzentration auf »grüne« Applikationen, die durch Standards wie »ISO 14001« validiert sind, reduziert nicht nur die Stromrechnungen, sondern auch die negativen Auswirkungen auf die Umwelt.
5.) Energiekrise zwingt zum Umdenken
Angesichts der Energiekrise werden sich Unternehmen eher für Rechenzentrumsdienste entscheiden, die ausreichend gegen Stromausfälle geschützt sind. Rechenzentrumsbetreiber mit schlechter Energieeffizienz (1,5 bis 1,8 PUE und mehr) werden wiederum auf dem Markt zunehmend unattraktiv, da die Energiekosten für die Wartung und vor allem für den Betrieb der IT-Infrastruktur die Kunden abschrecken.