Das im letzten Jahr auf der productronica vorgestellte SmartPCN 2.0 ist ein XML-Übertragungsformat, das frei verfügbar ist. Von dem jetzt neu entwickelten Tool verspricht sich die COG nun deutlich mehr Akzeptanz für Smart PCN 2.0 im Markt, »weil es die derzeitige Bearbeitungssystematik absolut vereinfacht«, unterstreicht Wagner. Das SmartPCN Tool der COG bietet dem Hersteller oder Distributor die Möglichkeit, seine PCN-Daten in einer Maske einzugeben - das Tool fungiert dann als Konverter und überträgt die PCNs in Form von xml an den Anwender. »Der Anwender hat dann alle Möglichkeiten – er übernimmt die Daten direkt in sein ERP-System und wertet sie aus oder erstellt ein Tabellenblatt, ein pdf etc. Entscheidend ist, dass wir durch das Tool eine Möglichkeit schaffen, die vielen unterschiedlichen PCN-Layouts, die von der Distribution und den Herstellern kommen, in ein Standard-Form zu packen und diese dann schneller und mit weniger Aufwand zu bearbeiten«, beschreibt Dieter Paatsch, Product Compliance von Festo, das Vorgehen.
Und wer entscheidet, welche Daten transportiert werden? »Ich als Anwender mache das Mapping und entscheide, welche Inhalte aus der Gesamtguideline ich transportieren möchte«, so Paatsch. »Durch eine direkte Anbindung der Systeme lässt sich die Arbeit des Abtippens und der manuelle Aufwand jedenfalls deutlich reduzieren.« Bekanntlich werden Abkündigungs- oder Änderungsmitteilungen (PCNs) in zig tausend verschiedenen Varianten verschickt. Grob gesagt, hat fast jeder Hersteller und jeder Distributor seine eigene PCN-Form. »Sie können sich vorstellen, wie lange es dauert, diese manuell aufzuarbeiten«, gibt Paatsch zu bedenken.
Auf der electronica werden die COG und ihre Mitglieder das Tool auf vielen Mitgliederständen als Demo-Version präsentieren. »Im nächsten Schritt werden wir unsere Mitglieder aufrufen, mit dem Tool in eine Testphase zu gehen«, so Ermel. Mithilfe des neuen Tools soll sich der Anwenderkreis deutlich ausdehnen, so die Erwartung der COG. Einige Mitglieder der COG, darunter Würth und TQ, setzen SmartPCN ein, andere erwägen zumindest einen Einsatz in Zukunft: »Wir denken darüber nach, in diese Richtung etwas aufzubauen, aber wir wollen erst die Informationskette im Haus vereinheitlichen«, erklärt Frank Nolte, Einkaufsleiter von Semikron. Aktuell werden die PCNs von Semikron noch klassisch über pdf und Papier übermittelt.
Semikron als Hersteller von Leistungshalbleitern und -modulen ist in der klassischen Sandwich-Position, wenn es um Abkündigungen geht, was nach allen Seiten Herauforderungen mit sich bringt: Einmal gilt es, die Kette (und damit die PCNs) unterschiedlicher Lieferanten aus verschiedenen Branchen zu managen, zum anderen die Informationskette von Semikron zu den Kunden. Hinzu kommt, dass inhouse verschiedene Abteilungen wie die Wafer Fab, der Elektronikbereich und die Mechanik-Sparte kommunikationstechnisch unter einen Hut gebracht werden müssen.
Mehr Akzeptanz in der Distribution wünschenswert
»Auch auf die Distribution werden wir weiter zugehen«, bekräftigt Bartel. Derzeit nutzen acht mittelständische Distributoren das Übertragunsformat Smart PCN 2.0. Besonders mittelständische Hersteller und Auftragsfertiger zählen zur Stammklientel der Distribution und würden es sehr begrüßen, wenn sich die Distribution möglichst geschlossen auf das XML-Format verständigen könnte. Das Bewusstsein in der Distribution für die PCN-Problematik sei inzwischen nach den Worten einiger Diskussionsteilnehmer zwar schon vorhanden, auch gibt es diesbezüglich Kontakt zum Distributionsfachverband FBDi. Nach wie vor verwenden allerdings die großen Distributoren das COG-Format noch nicht. Woran das liegt, darüber können die Round-Table-Teilnehmer allerdings nur mutmaßen. Eine Rolle mag dabei spielen, dass sich asiatische oder US-amerikanische Firmen von Haus aus etwas schwertun, ihre Systematik an europäische oder deutsche Vorgaben anzupassen.
Einen Schritt in Richtung Smart PCN hat zum Beispiel Digi-Key bereits getan. Der Online-Distributor verschickt laut Hermann Reiter, Sales Director für Zentral- und Osteuropa, die PCNs aktiv an Kunden, die das wünschen. »Zusätzlich werden die PCNs täglich auf unserer Internetseite aktualisiert. Bei über einer Million Bauteilen und mehr als 500.000 Kunden ist das ein durchaus aufwändiger Service, den wir bieten.« Als Format für seine PCNs verwendet Digi-Key zwar nicht zu 100 Prozent den SmartPCN-Standard, aber, so Ermel, ein Format, das theoretisch über das COG-Tool einlesbar wäre.