Und welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf Ihr Geschäftsmodell?
Bei der Protiq GmbH handelt es sich um ein Geschäftsmodell, das aus dem Gedanken der zunehmend vernetzten digitalen Systeme heraus entstanden ist. Nehmen Sie den Grundgedanken des Bestellprozesses: In dem Moment, in dem Sie ein Produkt erwerben möchten und den Bestellknopf drücken, ist jede weitere Sekunde, die verstreicht, bis Sie Ihr Produkt in den Händen halten, verschwendete Zeit. Wir versuchen uns diesbezüglich auszurichten, indem wir Ihnen eine Plattform anbieten. Mit ihr können Sie Ihr erstelltes Produkt, das es gestern vielleicht noch gar nicht gab, als 3D-Datensatz hochladen, konfigurieren, das Material wählen und zu direkt online berechneten Preisen bestellen. Das reduziert den klassischen Anfrage-/Angebotsprozess auf wenige Minuten. Die Herstellungszeit im 3D-Druck ist überschaubar und verkürzt sich durch immer effizientere Systeme stetig. Im Anschluss versenden wir Ihr Produkt schnell – und das weltweit.
In der Elektronikindustrie beschränkt sich der Einsatz von 3D-Druck vor allem auf das Prototyping und Kollisionsprüfungen. Sie sprechen auf Ihrer Webseite von der Entwicklung eines hoch leitfähigen Kupfers, das sich auch für Elektronikanwendungen eignet. Worum handelt es sich dabei? Welche Einsatzbereiche gibt es hierfür?
Der bei uns konzipierte Prozess zur Herstellung von Bauteilen und Produkten aus hoch leitfähigem Kupfer kann bei stromleitenden Anwendungen zum Einsatz kommen, beispielsweise in der Elektro- und Prozessindustrie. Hierdurch ist es möglich, Produktentwicklungen, die leitfähige Komponenten benötigen, innerhalb weniger Tage durch Labortests abzusichern und so den Entwicklungsprozess deutlich zu beschleunigen. Mit dem 3D-Druckverfahren lassen sich beliebig komplexe Geometrien realisieren, die durch konventionelle Fertigungsverfahren nicht oder nur schwer herzustellen sind.
Protiq ist auch in der Forschung aktiv, inklusive dem Austausch mit Hochschulen. Wie hoch ist der Anteil, den Sie für F&E ausgeben?
Der Anteil der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten beläuft sich auf rund 15 Prozent. Dies ist notwendig, um sich im ausgesprochen schnellen Entwicklungsumfeld entsprechend positionieren zu können.
Gibt es ein Projektbeispiel, das Sie mit einer Hochschule realisiert haben?
Die Entwicklung unserer eigenen Verfahrenstechnik zum Lasersintern von polyamidischen Kunststoffen wurde in Zusammenarbeit mit einem Hochschulinstitut durchgeführt.
Warum ist Ihrer Ansicht nach der Austausch von Industrie und Wissenschaft insbesondere bei neuen Technologien wichtig?
Während im industriellen Umfeld vor allem die kurz- bis mittelfristige Industrialisierung neuer Entwicklungen im Vordergrund steht, sind Hochschulinstitute in der Lage, langfristige Entwicklungsprojekte zu initiieren und durchzuführen. Der Austausch von zielgerichteter Grundlagenforschung in Kombination mit der industriellen Umsetzung aktueller Entwicklungen eröffnet für Hochschule und Industrie einen beiderseitigen Vorteil. Außerdem bietet die Industrie Studierenden und Promovierenden interessante Anwendungsfelder für Feldstudien, wohingegen an den Instituten die kreativen Mitarbeiter für künftige Herausforderungen in der Industrie ausgebildet werden.
Wie würden Sie Ihre Ziele für Protiq zusammenfassen?
Ziel ist und bleibt es, Serienartikel aus generativen Fertigungsverfahren herzustellen. Wir werden unsere Entwicklungsaktivitäten zusammen mit Material- und Anlagenherstellen sowie mit Hochschulinstituten und Verbänden konstant auf dieses Ziel ausrichten.