Einkauf, Reparatur, Redesign

Wege aus dem Supply-Chain-Dilemma

8. Dezember 2022, 14:17 Uhr | Karin Zühlke

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

»Es ist ratsam, das Redesign proaktiv zu gestalten«

Matthias Markut, Leitung Entwicklung EMS bei BMK: »Der Interposer ist somit die Ultima Ratio und zeitgleich der Eintritt ins Redesign. Dank des Interposers wird die fortlaufende Produktion sichergestellt und Zeit für das Redesign gewonnen.«

Angesichts der anhaltenden angespannten Liefersituation ist es ratsam, das Redesign proaktiv zu gestalten. Das bedeutet, die Zyklenzahl zu erhöhen und eine Second-Source-Strategie zu integrieren. Eine regelmäßige Produktpflege, die Überprüfung der Kostensituation und die Implementierung neuer Funktionen, um als »First Mover« auf dem Markt aufzutreten, schaffen die Voraussetzungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den Produktlebenszyklus zu erhöhen. Ein starkes Partnernetzwerk ist für ein proaktives Redesign wichtig, um flexibel und dabei strategisch auf Veränderungen im Markt zu reagieren.

»Hier ist es wichtig, einen starken Partner zu wählen, der sowohl die Hardware- als auch die Softwareseite betreut. Vorteilhaft sind vorentwickelte und erprobte Module, welche wir bei BMK unseren Kunden anbieten. Sie sind risikoarm zu implementieren, die Kostenstruktur ist genau bekannt und bei der sukzessiven Weiterentwicklung des Modulbaukastens ergibt sich der Break Even selbstständig. Ein leistungsfähiges Team in der Entwicklung und im Einkauf sind die Voraussetzung für die schnelle Erarbeitung von Lösungen«, ergänzt Markut.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+
Markut Matthias
Matthias Markut, BMK: »Der Interposer ist somit die Ultima Ratio und zeitgleich der Eintritt ins Redesign.«
© BMK

Material zurückgewinnen mit Refurbishment

Eine ressourceneffiziente Methode, um der Nichtverfügbarkeit von Bauteilen zu begegnen, ist das Refurbishment von Bauteilen. Hierbei werden durch Ablöten und Wiederaufbereitung Bauteile für die Neuproduktion von Baugruppen rückgewonnen. Sinnvolle Bauformen dafür sind BGAs (Ball Grid Array, Gehäuseform in Kugelgitteranordnung) oder QFN (Quad Flat No Leads Package, gebräuchliche Chipgehäusebauform). Die Aufbereitung für die Produktion ist durch Reballing möglich. Beim Reballing werden die vorhandenen Lotkugeln (Balls) wieder auf die Lötpads aufgebracht. So kann der abgelötete BGA auf einer anderen Baugruppe neu bestückt werden. Der Lötprozess kann beispielsweise mit modernsten Reworkmaschinen durchgeführt werden.

Die allgegenwärtig schlechte Materialverfügbarkeit machte auch vor einem BMK-Kunden nicht halt. Ein Chip, der für die Bestückung einer bestimmten Baugruppe benötigt wird, war nicht lieferbar. Dieses FPGA befand sich aber auf einer anderen Baugruppe, die beim Kunden auf Lager war. Unter hohem Zeitdruck realisierte BMK das Ablöten sowie Reballing der Chips und organisierte den Versand in ESD- und MSL-gerechter Verpackung, sodass die Chips beim Kunden auf der gewünschten Baugruppe verlötet werden konnten.

Pajaziti
Nafi Pajaziti, BMK: »Nach kurzer Zeit konnte der Kunde seine Baugruppen final testen und sicherte sich so seine Lieferfähigkeit.«
© BMK

Bei einem anderen Auftrag hat BMK aus vorhandenen Lagerbaugruppen drei Bauteile abgelötet und aufbereitet. Diese wurden dann in andere Baugruppen wieder verbaut. »Nach kurzer Zeit konnte der Kunde seine Baugruppen final testen und sicherte sich so seine Lieferfähigkeit«, bestätigt Nafi Pajaziti, Geschäftsführer bei BMK.

Gerade in Zeiten geprägt von Bauteilmangel, zu langen Lieferzeiten oder wenn als Alternative nur qualitativ unsicherer Brokerware zur Verfügung steht, sichert Refurbishment die Lieferfähigkeit – gepaart mit einer Kostenersparnis im Vergleich zur Neuware. Darüber hinaus werden Ressourcen geschont. Der nachhaltige Aspekt wird immer wichtiger bei der Art und Weise, wie Unternehmen agieren und so ihren aktiven Beitrag zur Umweltschonung leisten.

»Im After Sales Service gibt es neben dem Refurbishment vielfältige Möglichkeiten, die zur Sicherung der Lieferfähigkeit beitragen, wie Umbau, Modifizierung oder Reparatur bis auf Chip-Ebene. Für unsere Kunden ist es von entscheidendem Vorteil, wenn wir als ihr EMS-Partner über die komplette Klaviatur der Möglichkeiten verfügen. BMK hat über 20 Jahre Erfahrung im Bereich Rework & Repair. Wichtig ist die individuelle Betrachtung jedes Einzelfalles. Meist ist es aber machbar und kosteneffizient«, resümiert Pajaziti. 


  1. Wege aus dem Supply-Chain-Dilemma
  2. »Es ist ratsam, das Redesign proaktiv zu gestalten«

Verwandte Artikel

BMK Group GmbH & Co. KG