30 Jahre Turck duotec

»Nicht nur an aktuelle Umsätze denken, sondern an die Zukunft«

11. Juli 2018, 14:31 Uhr | Karin Zühlke

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die Personaldecke

Die Personaldecke ist in den MINT-Fächern dünn. Was tun Sie dagegen?

Der Reichtum Deutschlands stammt auch aus dem Export. Meine Sorge ist, dass wir vergessen, wie dieser Reichtum erarbeitet wird. Wir brauchen für dieses Erarbeiten der Exportgüter die Techniker und die Kaufleute, die das umsetzen.

Als Firma wollen wir dem Personalmangel vorbeugen. Hier setzen wir bereits sehr früh an und arbeiten mit Schulen in unseren Regionen zusammen. Unser Ansinnen ist es, bei den Schülern Neugierde und Interesse für Technik zu wecken. Beispielsweise unterstützen wir sehr aktiv Arbeitsgruppen an Gymnasien und Gesamtschulen. So baut eine der AGs unter Nutzung des Raspberry Pi und anderer Elek­tronikmodule eine intelligente Ansteuerung von Solarpanels.

Die Lehrer, mit denen ich zusammenarbeite, wollen die Schüler optimal unterrichten und den Lehrstoff interessant präsentieren. Der Lehrplan ermöglicht es ihnen jedoch nicht immer, das umzusetzen. Hier ist die Politik gefordert, diese Situation zu verbessern.

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Bild: Turck duotec
Erfolgreich seit 30 Jahren: ein Blick in die Fertigung von Turck duotec
© Bild: Turck duotec

Sie setzen also schon in der Jugend an, um potenziell spätere Mitarbeiter für Technik zu begeistern?

Wir verwenden sehr viel Energie darauf, um die Jugend für Technik zu begeistern. Außerdem schulen wir ergänzend zum Unterricht in der Berufsschule auch unsere Azubis vor Ort in der Firma. Das müssen wir tun, um die Auszubildenden für die speziellen Anforderungen unserer Firma ergänzend zu ertüchtigen.

Wir müssen das Know-how aufbauen, das wir für zukunftsfähige Produkte unserer Kunden brauchen. Deshalb sind wir an den verschiedensten Forschungsprojekten beteiligt, deren Ergebnisse weit in die Zukunft zeigen.  Wir arbeiten aktiv an der Entwicklung von zukünftig notwendigem Know-how und denken nicht nur an die aktuellen Umsätze. Das verstehe ich unter Nachhaltigkeit. Auf Basis dieses erarbeiteten Know-how können unsere nächsten Generationen einen hohen Lebensstandard halten. Um das Thema Nachhaltigkeit weiter aktiv zu unterstützen, nahm ich 2017 die Berufung in den Senat der Wirtschaft an.

Nachhaltigkeit ist ein gutes Stichwort. Die Elektronik geht in alle Bereiche des Lebens, also brauche ich auch viel mehr elektronische Bauteile für die Produktion. Wie gravierend sind die Auswirkungen der Verknappung in Ihrem Hause?

Die Verknappung der elektronischen Bauteile hat für unser Geschäft bereits sehr gravierende Auswirkungen und ist in einigen Bereichen extrem. Die Materialbeschaffung ist aufwendiger geworden. Lange Lieferzeiten erfordern extrem langfristige Planungen. Material muss in größerem Umfang unter Berücksichtigung der Lagerfähigkeit der Bauteile bevorratet werden. Bei schwer beschaffbaren Komponenten und gleichzeitig erhöhten oder kurzfristigen zusätzlichen Kundenbedarfen kann es zu zeitlichen Lücken in der Lieferkette kommen.

Die Ursache für diese Verknappung ist der extrem hohe Komponentenbedarf in der Elektronikproduktion. Verschärfend wirken jedoch auch die Produktionsverlagerungen der Vergangenheit von Europa nach Asien. Unsere europäischen Hersteller fokussierten sich auf das, was mehr Wert pro Komponente hat. Viele Hersteller gaben die Produktion von C-Teilen auf. Es lohnte sich für viele europäische Hersteller nicht mehr, diese Bauteile zu produzieren. Damit erfolgte eine Abwanderung der Produktion dieser Komponenten nach Asien.

Hat das unterm Strich Konsequenzen für die Produktion?

Welche Konsequenzen solche Abhängigkeit von regional konzentrierten Produktionen haben kann, zeigt das Beispiel ZTE. Weil ZTE gegen die amerikanischen Sanktionen gegen den Iran und Nordkorea verstoßen hatte, führte das zu Strafmaßnahmen gegen ZTE. Für die Umsetzung der Strafmaßnahmen nutzte die amerikanische Regierung die bestehende Abhängigkeit in der ZTE-Lieferkette von US-Firmen aus. Die regionale Konzentration von Komponentenproduktionen kann somit kritisch sein.

Abschließend: Worauf sind Sie besonders stolz?

Die Elektronikindustrie floriert sehr gut. Die Turck duotec hat an dieser Entwicklung erfolgreich teilnehmen können. Den Umsatz konnten wir substanziell steigern. Von 50 Millionen Euro 2013 sind wir auf 84 Millionen Euro 2017 gewachsen.

Die Veränderung bei Turck duotec vom reinen Bestückdienstleister zum Anbieter von E²MS und ODM zeigt schöne Erfolge. Die Plattformprodukte werden sehr gut von den Kunden angenommen. Beispielsweise haben die Firmen Robotron und Microsoft unser Embedded-Modul-Plattformprodukt als für ihre Zwecke geeignet identifiziert. Robotron hat das Produkt zu zwei Hutschienenmodulen weiterentwickeln lassen und bereits auf den Markt gebracht.

Spezielle Kundenanforderungen können wir als Firma alleine nicht umsetzen. Wir haben festgestellt, dass die Partnerschaften mit Hochschulen, Universitäten und Forschungsgesellschaften für uns sehr wichtig sind, solche Kundenanforderungen zu erfüllen. Damit kann der Kunde mit seinen speziellen Anforderungen weiter im Zentrum unserer Aktivitäten bleiben. Ein Beispiel für eine solche Zusammenarbeit ist die Kooperation mit Professor Schierbaum von der Universität Düsseldorf. Professor Schierbaum hatte eine hervorragende Idee zum Thema Gassensorik. Die auf Basis dieser Forschungsarbeiten entstehenden Plattformprodukte befinden sich noch im Entwicklungsstand. Die zum Ende des Jahres auf dieser Basis verfügbaren Plattformprodukte werden unsere Kunden beispielsweise in ihre Produkte der Gebäudetechnik für die Erfassung der Raumlufteigenschaften eindesignen können.


  1. »Nicht nur an aktuelle Umsätze denken, sondern an die Zukunft«
  2. Die Personaldecke
  3. Gassensorik im Miniformat

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