Sie sprechen von Lessons Learned – was haben Sie aus der Krise gelernt?
Wir haben die gesamte Situation analysiert und festgehalten, was wir in der Corona-Situation gelernt haben. Dabei wurde zum Beispiel auch evident, welche Situationen nicht eindeutig definiert sind; so haben wir Logistikprozesse oder Schichten so eingeteilt, dass sich die Mitarbeiter am Arbeitsplatz nicht getroffen haben. Das heißt, Sie müssen dann einen Check-in und einen Check-out-Prozess einführen.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung in den Lessons Learned – und in Zukunft?
In dem Moment, in dem Sie sich Prozesse genau ansehen und versuchen, diese zu verbessern, haben Sie automatisch das Thema Digitalisierung wieder auf dem Tisch. Wir sind als KMU in puncto Digitalisierung schon gut unterwegs gewesen, aber die Krise bringt auch Themen, die latent verborgen waren, wieder auf den Tisch, und somit beschäftigt man sich automatisch wieder verstärkt mit der Digitalisierung.
Ein plakatives Beispiel: Bevor ein Kunde bei uns etwas platziert, will er unsere Fertigung gesehen haben. Das ging ja im Lockdown nicht. Wir haben also das Konzept der virtuellen Firmenführung entwickelt. Wir gehen mit dem Kunden mit einer Kamera durch die Produktion und stellen die Dinge so vor, als würde diese Person neben uns stehen, und das kommt sehr gut an. Wir bieten diesen Service nun auch offiziell über unsere Website an und werden das auch weiter beibehalten – ganz unabhängig von Corona.
Glauben Sie also, dass der persönliche Kontakt künftig mehr in den Hintergrund rückt?
Der ist nach wie vor wichtig. Es gibt Kunden, die legen sehr viel Wert darauf. Andere wiederum starten mit uns aber auch „nur“ nach dem virtuellen Erstkontakt. Insgesamt bemerken wir mehr Offenheit für Online Meetings.
Es werden seit Beginn der Corona-Krise immer wieder Stimmen laut, die fordern, die globalen Strukturen u.a. in der Lieferkette zu überdenken. Wie sehen Sie das?
Es ist sicher sinnvoll, Globalisierungsstrategien zu überdenken für Produkte, die in Deutschland eingesetzt werden. Es gibt einige Unternehmen, die überlegen, im Rahmen ihrer Globalisierungsstrategie Aufträge wieder zurückzuholen. Denn Produkte um den gesamten Globus zu schippern ist ökologisch wie ökonomisch nicht unbedingt die sinnvollere Alternative.
Ich glaube, dass sich manche Unternehmen Gedanken darüber machen, ob ihre Globalisierungsstrategie in der vollen Konsequenz immer das Richtige ist. Und das kann durchaus dazu führen, dass Produktfertigungen wieder zurückkommen nach Deutschland. Wir haben unsere Kunden diesbezüglich auch angeschrieben und bekommen darauf teilweise interessiertes Feedback.
Wie sieht es momentan in Sachen Lieferkette aus?
Zu Anfang der Krise haben wir Komponenten aus China nicht mehr bekommen. Schließlich floss das Material wieder, aber unsere Kunden haben die Abnahme verschoben und somit standen wir in einem Spannungsfeld. Derzeit ist der Markt für Bauelemente aber relativ entspannt. Auch die Lieferungen aus Asien klappen nach wie vor gut.