KIT reduziert Produktionskosten

Neues Verfahren zur Herstellung von Batterieelektroden

30. Juli 2019, 10:16 Uhr | Stefanie Eckardt
Ein neues Beschichtungsverfahren entwickelt am KIT soll für eine schnelle Produktion von Elektroden für Lithium-Ionen-Batterien sorgen.
© Ralf Diem | KIT

Mit einem neuen Beschichtungsverfahren gelingt dem Karlsruher Institut für Technologie eine äußerst schnelle Produktion von Elektroden für Lithium-Ionen-Batterien. Gleichzeitig verbessert das neue Verfahren die Qualität der Elektroden und reduziert die Produktionskosten.

Diesen Artikel anhören

Beim Herstellen von Elektroden für Batterien wird Elektrodenmaterial als dünne Paste in einem rechteckigen Muster auf eine Folie aus Kupfer oder Aluminium aufgetragen. Unterbrochen ist das Muster von kurzen Abschnitten unbeschichteter Folie, die zur Ableitung der Elektronen unerlässlich sind. Für diese Abschnitte muss der Beschichtungsprozess immer wieder unterbrochen und neu gestartet werden. Eine besondere Herausforderung besteht dabei darin, scharfe Kanten ohne ein Verschmieren des Materials bei gleichzeitig sehr hohen Produktionsgeschwindigkeiten zu ermöglichen. Denn auch kleine Produktionsfehler machen Batteriezellen unbrauchbar. Aufgrund des hohen Ausschusses und des geringen Durchsatzes sind Lithium-Ionen-Batterien heute teurer, als es eigentlich notwendig wäre.

Eine wichtige Weiterentwicklung gelang nun am KIT. Hier wurde die Düse für das Elektrodenmaterial mit einer schwingenden Membran, die das Auftragen der Beschichtungspaste zyklisch stoppt und wieder startet, ausgestattet und weiterentwickelt. Dadurch sind sehr schnelle Reaktionszeiten und somit hohe Geschwindigkeiten möglich. »Bislang waren Hersteller auf Geschwindigkeiten von etwa 30 bis 40 Meter pro Minute begrenzt. Mit der neuen Technologie erreichen wir bis zu 150 Meter pro Minute bei der Elektrodenbeschichtung«, erklärt Doktorand Ralf Diehm. Neben einer höheren Produktionsgeschwindigkeit hat ein Wegfall mechanischer Teile in der Auftragsdüse noch weitere Vorteile für die Elektrodenherstellung: Weil sich die Membran viel präziser steuern lässt als mechanische Ventile, verbessert sich die Fertigungsqualität und der Ausschuss verringert sich. Die Technologie soll nun im Rahmen eines Spin-offs von Ralf Diehm und seinem Team vom Labor zur industriellen Produktion überführt werden.

Kürzere Trocknungszeiten notwendig

Damit die Batterieherstellung insgesamt von einer schnelleren Elektrodenbeschichtung profitiere, müsse der Produktionsprozess allerdings an anderer Stelle nachjustiert werden. Denn eine schnellere Beschichtung zieht kürzere Trocknungszeiten nach sich. Andernfalls müssen Trocknerstrecke und damit die gesamte Anlage entsprechend angepasst und vergrößert werden. Auf Basis von grundlegenden Untersuchungen unterschiedlicher Trocknungsbedingungen konnte am KIT bereits eine wissensbasierte Optimierung des Trocknungsprozess erfolgen, der die Trocknungszeit bei gleichbleibenden Elektrodeneigenschaften um etwa 40 Prozent reduziert. Im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungscluster ProZell II sollen diese Arbeiten nun gemeinsam mit Partnern von der Technischen Universität Braunschweig und dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg in Ulm weitergeführt werden.

Eine Elektrodenfertigung in Rekordgeschwindigkeit bei gleichzeitig hoher Fertigungsqualität ermöglicht erhebliche Kosteneinsparung für die Zellherstellung. Auf einer typischen Fertigungslinie können Elektroden für bis zu dreimal so viele Batteriezellen hergestellt werden und so dazu beitragen, den wachsenden Bedarf für die Elektromobilität zu decken. Die TFT entwickelt ihre Technologien zur Elektrodenherstellung – auch für zukünftige neue Materialsysteme – als Teil des Center for Electrochemical Energy Storage Ulm & Karlsruhe, einer der weltweit größten Forschungsplattformen im Bereich der Batterieforschung. Neue Erkenntnisse zur Produktionstechnologie fließen zudem direkt in das Exzellenzcluster Post Lithium Storage, in dem das KIT gemeinsam mit der Universität Ulm die Batterien der Zukunft entwickelt.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Neues Rasterelektronenmikroskop am ZSW

Nanometergenaue Einblicke in Solarzellen

Batterien für E-Autos

An der Zelle scheiden sich die Geister

Kopernikus-Projekt »P2X«

Kohlendioxidneutrale Kraftstoffe aus Luft und Strom

Kreisel Electric und Vinfast

Gemeinsame Batterieentwicklung für Elektrofahrzeuge

ZF liefert Ersatzteile für Tesla Model S

Hochgekohlte Bremsscheiben für weniger Wärmeentwicklung

Einblick in Kaufentscheidung der Käufer

Daimler steigt bei Autokauf-Website Carwow ein

E-Mobilität zum Durchbruch verhelfen

Volkswagen und has·to·be kooperieren bei Ladeinfrastruktur

»Feierlaune vorbei«

Domino-Effekt schreckt Autozulieferer

ECO COM'BAT für HV-Li-Ionen-Batterien

Kobaltgehalt: -20 Prozent; Fluorgehalt: -66 Prozent

Wirtschaftsministerin Baden-Württemberg

Innovationen in Mobilität stärker fördern

Lebensqualität in der Stadt

Sensoren überwachen das Wohlbefinden der Menschen

Produktion des Taycan

Porsche bereitet Mitarbeiter auf die Elektromobilität vor

Umwelt- und Sozial-Standards

Nachhaltiges Alu-Batteriegehäuse im Audi e-tron

Ladekommunikation auf Chinesisch

GB/T-27930-konforme E-Fahrzeuge und Ladesäulen testen

BMW investiert in Batterieproduktion

Verdoppelte Produktionskapazität im Werk Spartanburg

Elektromobilität vorantreiben

Volvo und Samsung entwickeln Batterien für Elektro-Lkw

Zusammenarbeit bei Batterieentwicklung

Toyota vereinbart Kooperation mit CATL

Volkswagen ID.R beim Festival of Speed

Goodwood Streckenrekord aus dem Jahr 1999 gebrochen

Bosch entwickelt neue Cloud-Dienste

Leistung von Batterien bis ins hohe Alter erhalten

Karlsruher Institut für Technologie

Graphen als Klimaretter?

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu KIT - Karlsruher Institut für Technologie

Weitere Artikel zu Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW)

Weitere Artikel zu Batterien und Akkus

Weitere Artikel zu E-Mobility und Infrastruktur