Interview

Kundenspezifische Steckverbinder auf Lager!

3. November 2020, 11:21 Uhr | Corinna Puhlmann-Hespen
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Interview, Teil 2: Steckverbinder-Typen und besondere Kundenprojekte

Welchen Steckverbinder-Typ verkaufen Sie demzufolge am häufigsten?

Den weitaus größten Teil unserer Verkäufe nehmen Rundsteckverbinder ein. Der am weitesten verbreitete Typ ist der 38999, der somit auch eines unserer meistverkauften Produkte ist. Dieser Steckverbinder hat den Vorteil, dass er sehr robust ist. Er kann tausendfach verbunden, getrennt und wieder angeschlossen werden – und das in einer Vielzahl von möglichen Anwendungen. Mittlerweile gibt es verschiedene Weiterentwicklungen dieses Steckers. Neben den klassischen Varianten mit Bajonettverriegelung sind neue Push-Pull-Versionen verfügbar, die sich schneller anschließen lassen als die Schraubvariante. Außerdem werden leichtere Materialien oder Verbundswerkstoffe verwendet, um Gewicht zu sparen oder kostengünstiger zu sein, je nach Kundenanforderung. 

Gibt es tatsächlich so große Unterschiede bei den einzelnen Steckern?

Es reicht nicht aus, einfach nur nach einem 38999 zu fragen. Der 38999-D-Sub-Steckverbinder oder auch der 26482 sind große Produktfamilien mit einer enormen Vielfalt unterschiedlicher Varianten. Und hier gilt es sicherzustellen, dass man die für den Kunden optimal passende Lösung findet. Es ist eine sehr komplizierte Branche. 

Können Sie ein Beispiel für eine besondere Produktentwicklung bzw. ein besonderes Projekt von PEI-Genesis nennen?

Es gab zum Beispiel ein Projekt bei unserem Kunden Boeing, bei dem wir all unsere Stärken einbringen konnten. Ein Flugzeug war in Chicago gelandet und Boeing konnte die richtige Steckverbinder-Komponente nicht beziehen. Natürlich war es sowohl für Boeing als auch für die Fluggesellschaft extrem wichtig, die Maschine so schnell wie möglich wieder in die Luft zu bekommen. Wir erhielten die Anfrage an einem Freitagnachmittag. Unsere Mitarbeiter konnten basierend auf den Zeichnungen des Kunden ein geeignetes Bauteil finden und das Team arbeitete bis Samstag, um diesen Steckverbinder zu bauen. Das Produkt wurde am Sonntagmorgen im Flugzeug installiert, sodass die Maschine später am gleichen Tag wieder fliegen konnte. Innerhalb von nur 48 Stunden haben wir die richtige Lösung gefunden, die entsprechenden Komponenten beschafft und den benötigten Steckverbinder gebaut.

Und was war das für ein Steckverbinder?

Wenn ich mich recht erinnere, kam der Steckverbinder im Kühlsystem des Triebwerks zum Einsatz. Ich glaube, es war ein 38999. 

Bleiben wir bei den Kundenprojekten. Welche besonders komplexe Entwicklung haben Sie schon realisiert?

Als Beispiel kann ich ein großes Projekt bei der Firma Cameron nennen, die heute zu Schlumberger gehört. Dabei ging es um eine Ölplattform in Norwegen. Wir saßen zwei Jahre lang in Konstruktionsbesprechungen, bevor wir den ersten Auftrag erhielten. Bei der Entwicklung ging es um eine neue landgestützte Bohrplattform, die ziemlich revolutionär war. Die neue Plattform konnte wesentlich schneller als herkömmliche Plattformen abgebaut und an einen anderen Ort verlegt werden. Denn wenn der Bohrer nicht auf Öl trifft, dann kann man ihn nicht einfach einpacken und es zwei Meilen weiter noch einmal probieren. Diese Plattform war jedoch wesentlich mobiler, zumindest im Vergleich zu anderen Bohrplattformen. Unser Produkt wurde im Stromversorgungssystem verwendet, um die Schlammpumpe zu betreiben.

Als anspruchsvolles Einsatzgebiet gibt es noch die Medizintechnik. Ist das ebenfalls ein Markt, den Sie mit Ihren Produkten adressieren? 

Ja, denn eine Besonderheit im Gesundheitswesen ist, dass dort teilweise Steckverbinder zum Einsatz kommen, die ursprünglich aus der Militär- oder der Sicherheitstechnik kommen. Zu Beginn des Coronavirus-Ausbruchs wurden wir zum Beispiel vom italienischen Unternehmen OMP Engineering kontaktiert, das Bahren mit Bioabdichtung herstellt. Es wurden Bahren benötigt, um Patienten zu bewegen, aber diese mussten das medizinische Personal vor Kontaminierung schützen. Für diese spezielle Applikation hat PEI-Genesis über 1000 Militär-Rundsteckverbinder des Herstellers ITT Cannon geliefert, die den MIL-Spezifikationen 26482 Serie I und VG95328 entsprechen. Diese Stecker werden jetzt für die Dichtungen an den Bahren verwendet.


  1. Kundenspezifische Steckverbinder auf Lager!
  2. Interview, Teil 2: Steckverbinder-Typen und besondere Kundenprojekte
  3. Interview, Teil 3: PEI-Genesis, ein Nischenanbieter?

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