Axtal und Q-Tech

Mit Spezial-Oszillatoren in Volumenmärkte

12. April 2023, 10:00 Uhr | Heinz Arnold
Q-Tech und Axtal sind nicht nur Marktführer auf ihren jeweiligen Gebieten im Sektor der Quarzoszillatoren, sie teilen auch dieselbe Unternehmensphilosophie: Ron Stephens (l.) und Bernd Neubig (r.) haben mit der Übernahme die Grundlage für weiteres Wachstum gelegt.
© WEKA FACHMEDIEN

Die Zukunft des deutschen Quarzoszillator-Spezialisten Axtal ist gesichert: Mit der Übernahme durch die amerikanische Q-Tech stehen jetzt alle Zeichen auf weiteres Wachstum.

Wir haben uns mit unseren hochpräzisen Timing-Produkten in Europa einen Namen gemacht, doch in den USA waren wir lange Zeit nicht so gut etabliert wie in Europa«, sagte Werner Neubig, Gründer von Axtal, schon im November vergangenen Jahres im Gespräch gemeinsamen mit Ron Stephens, damals CEO von Q-Tech, auf der electronica 2022 in München. Denn der Aufwand, sich in den USA über Reps vertreten zu lassen, wäre relativ hoch und für ein Unternehmen mit rund 20 Mitarbeitern kaum zu stemmen gewesen.

Doch war die Qualität der hochqualitativen frequenzgebenden Produkte aus Mosbach schon länger in die USA vorgedrungen und hatte Axtal dort einen guten Ruf verschafft. »Wir wurden auf Axtal wegen ihres technologisch überzeugenden Produktspektrums aufmerksam«, erinnert sich Ron Stephens, bis Anfang dieses Jahres CEO der amerikanischen Q-Tech in Cypress, Kalifornien. So suchte er auf der electronica 2018 in München voller Neugier den Stand von Axtal auf, um das Unternehmen näher kennenzulernen.

Das kam nicht von ungefähr, Ron Stephens wusste genau, worum es ging: Denn auch Q-Tech hatte sich auf die Entwicklung frequenzgebender Produkte wie Quarzoszillatoren und Frequenzsteuerungen fokussiert, die für anspruchsvolle Anwendungen in der Luft- und Raumfahrt und der Militärtechnik bestimmt sind, einen Markt, auf dem sich Q-Tech schon seit der Gründung im Jahr 1972 tummelte.

Auch wenn Q-Tech mit einem Umsatz von rund 50 Mio. Dollar pro Jahr und über 100 Mitarbeitern inzwischen deutlich größer geworden war als Axtal mit einem Umsatz von jetzt rund 2,5 Mio. Euro pro Jahr und 20 Mitarbeitern, verfolgten beide doch eine ähnliche Strategie: mit Fokus auf der technischen Kompetenz die in ihren Klassen weltweit präzisesten und zuverlässigsten Komponenten für anspruchsvolle Märkte zu entwickeln. Und es gibt noch mehr Ähnlichkeiten: Beide Firmen waren in Privatbesitz und die Geschäftsführer beider Firmen befanden sich in dem Alter, das es angeraten sein ließ, sich um die Nachfolge zu kümmern. Beide merkten schon vom ersten Treffen an: Die Chemie stimmt.

Seitdem hatte sich die Zusammenarbeit für beide Unternehmen als fruchtbar erwiesen: »Wir unterstützen Axtal beim Vertrieb in den USA, dafür unterstützt uns Axtal in Europa, wo wir nicht so stark vertreten waren«, so Stephens. Das für beide Unternehmen Interessante dabei: »Unsere Produktportfolios überschneiden sich kaum, sie ergänzen sich vielmehr«, wie Neubert formuliert. »Inzwischen haben wir bereits mit zehn amerikanischen Reps Verträge schießen können, das Geschäft hat sich sehr gut angelassen.«

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Blick in die Fertigung von Axtal am Standort in Mosbach
© Axtal

Wie sehen die Produktspektren beider Firmen aus? Die Komponenten von Q-Tech erfüllen beispielsweise die hohen Anforderungen aus dem militärischen Sektor (MIL-PRF-55310) sowie die Spezifikationen der Aerospace Corporation und die NASA-GSFC-Spezifikationen. Sie finden sich heute nicht nur in der Militärtechnik sowie der Luft- und Raumfahrt, sondern auch in vielen anderen Sektoren, bei denen Zuverlässigkeit unter widrigen Umweltbedingungen gefordert werden, beispielsweise in der Bohrindustrie.

»Allerdings haben wir uns auf Oszillatoren höchster Stabilität, mit geringstem Phasenrauschen spezialisiert, die hohen Vibrationsbelastungen standhalten, wie es etwa in Satelliten gefordert wird«, erklärt Neubert. »QTech hat vor allem Clock-Produkte im Programm; die Stabilitäten im ppm-Bereich erzielen wir mit unseren Oszillatoren im ppb-Bereich.«

Hier hat sich mit den LEO-Satelliten (Low Earth Orbit) über die vergangenen Jahre ein vielversprechender neuer Marktsektor aufgetan. Tausende von Satelliten werden beispielsweise im Rahmen von Projekten wie OneWeb und Starlink in den Weltraum geschossen, um überall auf der Erde für stabile Internetverbindungen zu sorgen. Diese Satelliten benötigen die Timing-Produkte hoher Qualität, die Axtal entwickelt und fertigt.

Q-Tech hat sich auf hochzuverlässige und präzise Oszillatoren für Frequenzen bis 1,5 GHz, Axtal aber auf höhere Frequenzen bis 10 GHz spezialisiert. »Axtal hat sich zu einer der weltweit führenden Technologiefirmen auf diesem Gebiet entwickelt, die Produkte suchen weltweit ihresgleichen«, so Stephens. »Alles in allem ergänzen wir uns also sehr gut.«

Da lag die Idee nahe, Axtal zu übernehmen, zumal Bernd Neubig sich nach einer Möglichkeit umschaute, für seine Gründung eine zuverlässige Nachfolgeregelung zu finden, zumal Q-Tech ambitionierte Wachstumsziele verfolgt: »Mit unseren 107 Mitarbeitern erwirtschaften wir derzeit einen Umsatz von rund 50 Mio. Dollar im Jahr, in fünf bis zehn Jahren wollen wir diesen Umsatz verdoppelt haben«, so Ron Stephens. Eines steht dabei für ihn fest: Q-Tech soll ein privat geführtes Unternehmen bleiben und wird die Strategie der Fokussierung auf die Entwicklung von High-End-Produkten weiter verfolgen, mit der das Unternehmen seit über 50 Jahren so gut gefahren ist.

Weil die Chemie zwischen beiden Unternehmen stimmt, die Produktspektren komplementär sind, die Strukturen in den USA und Europa sich ergänzen, haben beide Unternehmen jetzt den nächsten logischen Schritt vollzogen: Anfang Februar 2022 hat Q-Tech Axtal offiziell übernommen. Damit haben Ron Stephens und Bernd Neubig dafür gesorgt, dass ihre Unternehmen gemeinsam weiter wachsen können. Jetzt überlassen beide einer neuen Führung das Ruder: Die Nachfolge bei Axtal hat Henry Halang als neuer Geschäftsführer übernommen, neuer President von Q-Tech ist Daniel Moline.

Mit ihren Produktportfolios bieten Q-Tech und Axtal jetzt eine vollständige Palette von Quarzoszillatoren an: von einfachen Clocks (XO) über temperaturkompensierte (TCXO) bis hin zu mikroprozessorgesteuerten (MCXO) und ofengesteuerten (OCXO) Quarzoszillatoren. Darüber hinaus bieten beide Firmen noch zusätzliche Technologien für komplexe Module und Oszillatoren mit Mehrfachausgängen und mit optimierten Eigenschaften für den Betrieb unter Vibration an.


  1. Mit Spezial-Oszillatoren in Volumenmärkte
  2. Quartz-Valley wird fortgeführt

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