Würth Elektronik eiSos

Auf dem Sprung über die 500-Mio.-Euro-Schwelle

9. November 2015, 9:27 Uhr | Engelbert Hopf
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Ziele für 2016

Haben die Turbulenzen des chinesischen Aktienmarktes, und das sich abschwächende Wachstum des chinesischen Marktes Einfluss auf Ihre Umsatzentwicklung gehabt?

Nein. Wir konnten in diesem Jahr sogar schneller wachsen, als wir das ursprünglich erwartet hatten. Konkret wird sich das Wachstum in diesem Jahr, bezogen auf den Umsatz der eiSos-Gruppe wohl zwischen 10 und 15 Prozent bewegen. Das führt uns in die Umsatzregion einer halben Milliarde Euro.

Wenn sich das fortsetzt, könnten Sie die Umsatzverdoppelung sogar noch vor 2020 schaffen. Stecken Sie Ihre Ziele jetzt höher?

Nein, wir bleiben dabei. Unser Ziel ist es bis 2020 mit 1000 Vertriebsmitarbeitern in 50 Ländern aktiv zu sein, und dabei einen Umsatz von rund 800 Millionen Euro zu erzielen.

Mit welcher Marktentwicklung rechnen Sie für das kommende Jahr?

Wir müssen abwarten, wohin der Zug im ersten Quartal 2016 fährt. Was die Entwicklung des Elektronikmarkts an sich betrifft, habe ich für die nächsten zehn Jahre keine Bedenken. Es wird jedoch zu Konsolidierungen kommen. Es gibt eine ganze Reihe Hersteller passiver und elektromechanischer Bauelemente, die dem Wandel der Computerbranche nicht folgen konnten. Die zu spät reagiert habe, und nun enorm unter Druck stehen. Hier dürfte in den nächsten Jahren wohl mit dem Verschwinden, des ein, oder anderen Herstellers zu rechnen sein.

Sie haben vor einem Jahr auf der electronica den Einstieg in das Kondensatorgeschäft bekannt gegeben. Kondensatoren stellen etwa 60 Prozent des Umsatzes im Bereich passive Bauelemente dar. Wie reagiert der Wettbewerb auf das „new kid on the block“?

Durchaus unterschiedlich. Wir sind ja nach wie vor noch ein vergleichsweise junges Unternehmen. Mit den Kondensatoren treffen wir nun auf teilweise neue Wettbewerber, für die unser Konzept eines servicegetriebenen Verkaufs ungewöhnlich ist. Vielleicht hat man uns in diesem Bereich bislang aber auch nur nicht wahrgenommen. Am besten fand ich bislang die Einschätzung eines Wettbewerbers, dass sich unsere Kondensatoren deshalb gut verkaufen, „weil sie Würth-rot sind“.

Auch wenn Sie das Thema Kondensatoren in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern auf den Weg gebracht haben, wie hoch ist der R&D-Etat von Würth Elektronik eiSos?

Wir investieren bereits seit Jahren etwa 10 Prozent unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Bedingt durch das schnell wachsende Umsatzvolumen, hat sich dieser Betrag in den letzten zwei, drei Jahren noch mal deutlich erhöht.

Sie haben in der Vergangenheit bereits öfter die mangelnde Präsenz der Elektronikbranche im politischen Bereich angesprochen. Sehe Sie mit der Niederlassung in Berlin die Chance gekommen, hier in Zukunft etwas präsenter zu sein?

Ich bin in Sorge, dass wir in verschiedenen Bereichen den Anschluss verlieren, wenn die Bedeutung der Elektronik für den Wirtschaftsstandort Deutschland nicht auch außerhalb unserer Branche erkannt wird. Viele Initialerfindungen in unserer Branche basieren auf Erfindungen, die in diesem Land gemacht wurden. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir diese führende Position wieder erlagen können. Wir haben die Mittel und die Ingenieure dazu. Mit Würth Elektronik eiSos haben wir das im Kleinen bereits vorgemacht.

Wir sind heute einer der größte europäische Hersteller im Bereich Elektromechanik und passive Bauteile. Ich denke spätestens, seit sich Google, Microsoft und Apple mit Autonomen Fahren beschäftigen, ist auch den politisch Verantwortlichen hierzulande aufgegangen, das Hard- und Software zusammengehören. Wer mit einem Tesla heute zum Service kommt, erhält ein Update, und damit häufig auch ein neues Feature für sein Fahrzeug. Das wird in Zukunft Standard sein. Wir müssen diese Einsicht, das Hard- und Software immer mehr verschmelzen, auch bei den politisch Verantwortlichen weiter voranzutreiben. Das ist auch eine Aufgabe, die wir uns mit der Präsenz in Berlin zum Ziel gesetzt haben.

Ihr Unternehmen engagiert sich in der Formel E. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen, und mit welcher Erwartung gehen Sie in die neue Rennsaison?

Als exklusiver Partner des Rennstalls Audi Sport ABT, ist einer unserer beiden Fahrer, der Brasilianer Lucas di Grassi in der ersten Rennsaison Dritter geworden. Beim ersten Rennen der neuen Saison, in Peking, hat er vor zwei Wochen Rang 2 belegt. Erfolge, die uns dazu bewegt haben, unsere Zusammenarbeit mit ABT zu verlängern. Ab dieser Saison dürfen die einzelnen Teams auch Verbesserungen am Elektromotor, am Antriebsstrang der Elektroboliden vornehmen. Mit dem Einstieg des TV-Senders Eurosport, sind die Rennen jetzt auch nicht mehr nur über Pay-TV zu sehen. Das Projekt Formel E hat uns von Anfang an überzeugt, und es entwickelt sich sehr vielversprechend.

Vor dem Hintergrund des in den letzten Wochen nicht abreißenden Flüchtlingsstroms wird verstärkt über die mögliche Integration der Flüchtlinge in die deutsche Wirtschaft diskutiert. Gibt es dazu konkrete Pläne auch bei Würth Elektronik eiSos?

Wir verfolgen dieses Thema auf Konzernebene. Prof. Würth plant ein leerstehendes Gebäude für die Aufnahme von Flüchtlingen vorzubereiten. Unabhängig von staatlichen Aktivitäten wird es eine Hilfe von 500.000 Euro geben. Darüber hinaus soll im Würth-Akademie Gebäude am Firmensitz in Künzelsau ein Integrationszentrum für Flüchtlinge entstehen. Im nächsten Schritt kann man sich die Leute dann ansehen, die dort dann unter anderem Deutsch lernen. Unsere Mitarbeiter spiegeln schon heute mit ihren unterschiedlichen Nationalitäten und Kulturen die internationale Vielfältigkeit. Eine Integration entsprechend qualifizierter Flüchtlinge, dürfte darum kein Problem sein.


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