Aus Gründen des Know-how-Schutzes werden nach Überzeugung der Relais-Hersteller die Kunststoff-Lieferanten das »Kochrezept nicht preisgeben«, versichert Zettler-Geschäftsführer Richard Bayer, denn »die Liste wäre sofort in China zum Nachbau«. Statt zweier nebeneinander existierender Verordnungen (RoHS/REACh) sähe die Branche lieber nur eine, weil dies den Aufwand verringerte.
Zwar sind Kunststoffe auch heute schon Teil des Zulassungsprozederes, »aber es steht nur der Name drin, nicht die Bestandteile - die rückt keiner raus«. Weil man somit nicht wissen könne, was denn alles im Kunstoff enthalten sei, habe man als Relais-Hersteller keine Möglichkeit, auf die einzelnen CAS-Nummern zuzugreifen. Und genau die würden benötigt, »um ein Zertifikat auszustellen«, beschreibt Bayer das Dilemma. Somit könne man nur »einschätzen«, ob ein Giftstoff die vorgeschriebene 0,1-Prozent-Grenze nicht überschreite. Dies bedeute alles in allem einen »Irrsinnsaufwand«. Dass die RoHS 2.0 zu mehr Aufwand führe, dem stimmt auch TE-Manager Dr. Christian Veit zu. Aber weil man eh schon eine Dokumentation habe - »man muss schließlich wissen, was man tut bei der Relaisfertigung« -, sei der »Mehraufwand handhabbar«. Im übrigen sei die RoHS 2.0 noch nicht endgültig, sondern erst im Draft-Stadium.
Dr. Martin Kunschert, Elesta relays, »nervt« nicht so sehr die RoHS 2.0 als Nachfolgerin der bislang gültigen RoHS, die ja ebenfalls schon zum Dokumentieren veranlasst, wenn auch nicht verpflichtet: »Für mich ist unverständlich, dass der Gesetzgeber nicht eine einzige Regelung gefunden hat, denn zwei nebeneinander existierende Verordnungen bedeuten mehr Aufwand.« Hans Grobben, Fujitsu Components, betont, dass die Bestimmungen der RoHS 2.0 »in Asien schwer zu vermitteln sind«. Wolle man sämtliche im Relais enthaltenen Stoffe »durchrechnen, muss von Anfang an alles dokumentiert sein«.