Der bis heute ungebrochene Nachfrageboom und die dafür nicht ausreichenden Produktionskapazitäten - neue Linien zu installieren dauert zudem Zeit, außerdem muss man ggf. auf das Equipment recht lange warten - sind Ursache für eine nunmehr annähernd 18-monatige Allokation bei vielen Relais-Typen. Betroffen sind Printrelais ganz allgemein, Leistungs- und Kfz-Relais, aber auch bei Telko-Relais zeichnet sich ein steigender Bedarf ab.
Nach anfänglicher Skepsis zu Beginn 2010, ob der Aufschwung auch nachhaltig sei, hat die Branche nun reagiert. Fujitsu ist Hans Grobben, Director Marketing and Sales bei Fujitsu Components Europe, zufolge »wegen der sehr beschränkten Lieferfähigkeit stark daran, die Kapazitäten zu erweitern besonders für ausländische Märkte«. Omron hat laut Jürgen Schönauer, Key Account Manager bei Omron Electronic Components Europe, »die Entscheidung, einige Linien in Richtung Automatisierung zu bringen und die Fertigung auf andere Standorte zu verteilen, teilweise umgesetzt - und der Prozess geht weiter«. Die Automatisierung betrifft nur Japan und Malaysia, nicht aber China. Zug um Zug hat auch TE neue Kapazitäten – verstärkt in automatisierte Linien - aufgebaut, wobei die Strategie zum einen ganz klar lautet, im Dollar- und Euro-Raum sowie in Asien mit eigenen Fabs vor Ort zu produzieren. Zum andern setzt man im Unterschied zu Omron auch in China auf Automatisierung: »Daran führt kein Weg vorbei, und wer nicht auf das Pferd Automatisierung setzt, hat verloren«, prognostiziert Veit. Mit der Fertigung vor Ort begegne man einerseits Währungschwankungen, zudem umgehe man so die »permanent steigenden Transportkosten«.
Bislang wird in China, dem nach Stückzahlen weltweit wichtigsten Produktionsstandort, jeweils ein Drittel der Relais manuell, halbautomatisch und nahezu vollautomatisch gefertigt. Dass TE auf das richtig Pferd setzt, sieht auch Reisel so. Nicht nur Hongfa, die chinesische Nummer 1 der Relaishersteller, habe neben den Rohstoffproblemen vor allem »wegen des reinen Personalproblems Schwierigkeiten gehabt, die Produktion auszuweiten«.
Weil die Mindestlöhne laut Regierungsbeschluss steigen, man überdies, um die Leute (in der Assemblierung sind das zu fast 90 Prozent Frauen) zu halten, die Löhne um 30, 35 Prozent erhöhen müsse und zudem traditionell 10 bis 20 Prozent der Mitarbeiter (2009 auf 2010 waren es über 30 Prozent) nach Neujahr nicht mehr in die Fabriken zurückkehren, »werden wir uns sukzessive von der überwiegend händischen bzw. teilautomatischen Fertigung verabschieden müssen«. Mit dem Gedanken, in Europa gekaufte vollautomatische Linien auch vor Ort zu lassen, habe man sich aber »noch nicht angefreundet«. Analog Reisel erwartet auch Stangl, dass die taiwanische Song Chuan in Xiamen verstärkt automatisiert. So hat sich am chinesischen Produktionsstandort schon in den vergangenen 2 Jahren der Ausstoß bei gleichbleibender Personalstärke verdoppelt, und in den nächsten 3, 4 Jahren »werden wir voraussichtlich das Personal um 30 bis 40 Prozent zurückfahren bei kontinuierlich steigenden Stückzahlen«.