Markt&Technik Forum »Relais«

Hohe Rohstoffkosten lassen Relaispreise steigen

12. Mai 2011, 10:31 Uhr | Erich Schenk
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Verschärft die japanische Katastrophe die Liefersituation?

Auch ohne die Katastrophe in Japan, ausgelöst durch Erdbeben, Tsunami und AKW-Havarie in Fukushima, hätten sich die Relais-Kunden nach Überzeugung der Hersteller noch auf 2 Jahre Allokation einstellen müssen. Verlängert sich nun die Allokationsphase gar auf »bis zu 4 Jahre«, wie Schiff befürchtet? Werden ggf. asiatische Kunden vermehrt Relais aus Europa ordern, weil heimische Hersteller nicht genug liefern können und zudem die Relaispreise in China teils höher sind als in Europa? Momentan sind solche Fragen schwer zu beantworten, wenngleich die Fertigungsstätten der japanischen Relais-Hersteller allesamt direkt nicht betroffen sind und die Produktionskapazitäten »jetzt hoch gefahren werden«, betont Veit, der deshalb auch nicht von einer deutlichen Verlängerung der Allokationsphase in Übereinstimmung mit der Mehrzahl der Forumsteilnehmer ausgeht.

Aber manche Zulieferer liegen im hochindustrialisierten Gebiet rund um das AKW-Werk Fukushima. Und von deren Produkten ist neben den in Japan fertigenden Relais-Herstellern auch China abhängig: »Hongfa kauft sehr viel in Japan ein wie Draht, Kontaktmaterial und Kunststoffgranulat, und wir wissen von einzelnen Herstellern schon, dass es Engpässe geben wird«, sagt Reisel. Eine »gewisse Panik bei Kunden wegen Problemen in der Supply-Chain« stellt Grobben bereits fest. Zudem erstreckt sich die Lieferkette ja über mehrere Ebenen, so dass nun untersucht wird, »wieweit sind die Zulieferer der Zulieferer betroffen«, sagt Deisenrieder. Für einige Wochen habe man zwar Material auf Lager, manche Vorprodukte wie etwa Klebstoffe lassen sich nur begrenzt lagern. Auch aus dem Grund müsse man laut Veit »querdenken«, ob sich der Kunde notfalls mit einem Kontaktwerkstoff, den man heute nur aus Japan bekommt, aus europäischer Fertigung zufrieden gibt und 10 Prozent Performance-Einbußen des Relais hinnimmt.

Paradoxerweise könnte aber die Lieferproblematik durch die Situation in Japan auch entschärft werden: »In Japan gibt es gewisse Grundstoffe, bei Reinstsilizium 60 % weltweit, teils aus dieser Gegend sogar, und da stellt sich die Frage, inwieweit andere Länder ihre Kapazitäten erhöhen können«, sagt Groen. Mangelt’s an Silizium, können weniger Halbleiterbausteine produziert werden, folglich sinkt die Nachfrage nach Relais und führt zu einer gewissen Entspannung. Bayers »größte Befürchtung« lautet denn auch: »Wenn die Chips fehlen, brauchen die Kunden keine Trafos, keine Elkos, keine Tantals, keine Relais.« Das sieht auch Deisenrieder so: »Wenn der eine oder andere Automobilhersteller nicht alle Zulieferteile bekommt, dann ist der Kfz-Bereich mal ganz schnell entspannt.« Sollte nicht genügend Reinstsilizium aus Japan verfügbar sein (»Wacker Chemie allein kann mögliche Ausfälle nicht kompensieren«), wären auch Halbleiter-Relais betroffen. Derartige Relais haben in der jüngsten Vergangenheit prozentual stärker als elektromechanische Relais zugelegt, sind aber bei den Stückzahlen noch weit von diesen entfernt.


  1. Hohe Rohstoffkosten lassen Relaispreise steigen
  2. Ausbau der Fertigungskapazitäten
  3. Verschärft die japanische Katastrophe die Liefersituation?
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