Nutzen auch Hersteller von kundenspezifischen und komplexen Produkten die Sourcengine?
Derzeit eher noch nicht, weil der Marktplatz für komplexe Produkte aus der Sicht der Hersteller weniger für sie geeignet ist. Die Gründe sind vielschichtig, unter anderem fördert die Sourcengine natürlich auch die Preistransparenz.
Denkbar wäre aber auch, dass ein Hersteller quasi nur Ihre Marktplatz-Technologie nutzt.
Das ist eigentlich ein Grundgedanke der Sourcengine und ein Modell, das ich mir in Zukunft gut vorstellen kann: Wir sammeln nur noch die Orders ein und der Hersteller liefert aus und berechnet. Es gibt bereits Lieferanten, mit denen wir das so praktizieren.
Ist so ein Modell auch für die Distributoren auf Ihrer Plattform denkbar?
Ja, wir reden auch mit Distributoren über dieses Modell. Das Problem ist die verteilte Organisation in der Distribution: Je größer, je fragmentierter und je mehr Kunden- bzw. Projektschutz, umso schwieriger ist es. Aber wir können das grundsätzlich auch für die Distribution auf unserer Plattform abbilden.
Wie ist die Anbieterverteilung zwischen Hersteller und Distributor?
85 Prozent Anteil an der Plattform liegt bei der Distribution. Die Distribution ist immer noch unser wichtigster Partner. Die Frage für die Distribution ist: Wer traut sich, auch namentlich in Erscheinung zu treten? Momentan treten alle Distributoren, wie vorhin schon erwähnt, nur anonym als Franchise-Distributor in Erscheinung. Aber der Kunde hat natürlich die volle Traceability seiner Produkte und wir übernehmen als Rechnungssteller immer die volle Verantwortung und geben auf alles, was wir liefern, drei Jahre Garantie.
Bieten Sie auch Ware von unabhängigen Distributoren – 3rd-Party-Lieferanten – an?
Standardmäßig nicht, aber der Kunde kann auf ausdrücklichen Wunsch – und nur dann – über uns eine Vorauswahl an qualifizierten 3rd-Party-Lieferanten freischalten, die er bei obsoleten Bauteilen angezeigt bekommt. Und auch für deren Waren übernehmen wir drei Jahre Garantie.
Bekommt der Kunde denn bei Ihnen auch persönlichen Design-in- und technischen Support, wenn er das möchte?
Ja, wir bieten auch persönlichen FAE-Support, nicht nur für unsere Franchise-Linien, sondern auch unabhängig davon. Dazu verfügen wir über ein zentrales Team an Ingenieuren in Bangalore, Indien. Flankierend haben wir Ingenieure in den lokalen Offices.
Welcher Kunde kann das nutzen?
Jeder Kunde, der FAE-Support braucht, kann sich an uns wenden.
Muss der Kunde dann schon eine BOM haben?
Nein. Oft kommen Kunden zu uns, die sich mit ihrem Produkt im Redesign befinden, und wir helfen auch dort, etwa wenn der Kunde feststellt, dass er mit Produkten im letzten Drittel des Produktlebenszyklus ist. Unser Vorteil ist, dass wir nicht einen Hersteller verkaufen müssen, sondern ganz unabhängig agieren können. Unsere FAEs sind keine herstellergesteuerten FAEs, sondern sie unterstützen unsere Kunden unabhängig.
Zum Schluss ein Ausblick in den Herbst: Wenn die electronica stattfindet – momentan deutet alles darauf hin –, werden Sie dort als Aussteller vertreten sein?
Ich muss als Unternehmer entscheiden, ob unter voraussichtlich veränderten Rahmenbedingungen der ROI einer solchen Messe für uns groß genug ist. Diese Entscheidung werden wir voraussichtlich im Laufe des August treffen.