Kurzum: Die Vorteile von Smart Metering kommen nur in Verbindung mit dem Smart Grid (Bild 2) wirklich zum Tragen. Ein Smart Grid ist ein Energienetzwerk, das das Verbrauchs- und Einspeiseverhalten aller mit ihm verbundenen Marktteilnehmer integriert. Es sichert ein ökonomisch effizientes, nachhaltiges Versorgungssystem mit niedrigen Verlusten und hoher Verfügbarkeit. Denn obgleich das MsbG vorsieht, dass Anlagen mit Leistungen zwischen 7 und 15 kW in Zukunft mit intelligenten Messsystemen auszurüsten sind, besteht nach Ansicht des Branchenverbands BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) eine Einbaupflicht für intelligente Messsysteme erst dann, wenn sie entsprechend vom Netzbetreiber ferngesteuert werden können.
Wesentlich ist außerdem, dass das MsbG auch die digitale Einbindung von Erneuerbare-Energie-Anlagen (EEG) – also der Stromerzeuger – regelt. Die Energiewende ist ja inzwischen nicht mehr aufzuhalten. Das zeigen Solaranlagen auf vielen Dächern; einige Landschaften sind dank der Windkraftanlagen geradezu „verspargelt“. Und Atomkraftwerke, so der politische Wille, sind hierzulande nur noch kurze Zeit am Netz. Andererseits wird es, wie gesagt, ohne die Einführung intelligenter Messsysteme keine Digitalisierung der Energiewende in Deutschland geben. So lautete auch das Fazit des Fachkongresses Zählen – Messen – Prüfen (ZMP) des Forums Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN) im Mai in Leipzig.
Cleveres Energiemanagement
Wenn also die neuen regenerativen Energien nicht gerade dann Strom liefern, wenn der Kunde ihn braucht, muss ein cleveres Energiemanagement her, das den Verbrauch leitet und reguliert. Aus diesen Überlegungen entstand die Idee des Smart Metering. Was aber bedeutet Smart Metering für den Kunden? Der sollte ursprünglich davon profitieren, dass er, wenn der Energielieferant Stromüberschüsse hat, als Kunde via Smart Meter die Information bekommt, dass er jetzt besonders günstig waschen, bügeln und in Zukunft sein Elektroauto aufladen könnte. Dazu braucht der Stromversorger aber erst einmal Daten. Er muss ja schließlich wissen, wann Strom angefordert wird und wann nicht.
Es gibt zu verschiedenen Tageszeiten Stromspitzen, in denen die Versorger enorme Mengen liefern müssen, und dann wiederum Tageszeiten, in denen Strom nicht stark nachgefragt wird. Dass diese Zeiten nicht zwingend mit den Zeiten der Erzeugung mittels Sonnen- bzw. Windenergie zusammenliegen, ist kein Geheimnis.
Also wäre es doch schön, wenn sich in Zeiten des Stromüberflusses die Waschmaschinen in den Häusern selbstständig einschalten würden und somit der Verbraucher und der Stromerzeuger davon Vorteile hätten. Dazu werden ein digitaler Stromzähler und ein Gateway zur Übertragung von Signalen benötigt, ein Smart Meter. Der flächendeckende, verpflichtende Einbau intelligenter Messsysteme wird auf EU-Ebene sehr vorangetrieben, und einige Länder wie Italien, Schweden oder die Niederlande haben die gesetzliche Einführung bereits umgesetzt. Grundlage für die Einführung in der gesamten EU ist die Europäische Richtlinie zu Energieeffizienz und Energiedienstleistungen (EDL 2006/32/EG, Artikel 13).