Seine Frau soll den Plan ausgeheckt haben: Carlos Ghosn konnte im Instrumentenkoffer dem Hausarrest in Japan entfliehen.
Der Ort seines Hausarrestes in Tokio, an dem Carlos Ghosn nach der Freilassung auf Kaution sein Domizil aufgeschlagen hatte, wurde ständig von Polizei und Staatsanwaltschaft überwacht und noch nicht einmal seine Frau durfte ihn dort besuchen. Kulturellen Genüssen aber konnte er sich offenbar hingeben. Dort spielte am Tag seiner Flucht eine Band auf und Carlos Ghosn verließ versteckt in einem Instrumentenbehälter seinen unfreiwilligen Aufenthaltsort – ohne dass die Bewacher Verdacht schöpften, wie der libanesische Seder MTV berichtete. Der Instrumentenkoffer wurde zum Flughafen Kansai gebracht, wo Ghosn an Bord eines Privatflugzeugs gelangte. Er besitzt einen brasilianischen, französischen und libanesischen Pass. Alle drei hatten die japanischen Behörden eingezogen. Ghosn sei aber in Besitz eines weiteren französischen Passes gewesen, mit dem er offenbar legal in den Libanon einreisen konnte, wie der japanische Fernsehsender NHK berichtete.
Die Nikkei Asian Review schreibt, dass laut der dortigen Aufzeichnungen ein Privatflugzeug von diesem Flughafen aus am vergangenen Sonntagabend gestartet sei. Irgendwie muss Ghosn durch die Passkontrolle gekommen sein, ohne dass die japanischen Behörden es bemerkt haben. Geplant habe die unbemerkte Ausreise seine Frau Carole, laut Reuters habe eine private Sicherheitsfirma die Aktion über drei Monate minutiös geplant und ausgeführt.
Inzwischen feiern die Libanesen Ghosn als Nationalhelden. Er soll sich bereits mit dem Präsidenten des Libanon, Michel Aoun, getroffen haben und erfreue sich laut MTV eines bemerkenswerten Schutzes der Regierungs. Die Nachrichtenagentur des Landes (NNR) berichtet, dass Ghosn legal in das Land eingereist sei, er habe also im Libanon auch nichts zu befürchten. Während er in Tokio festgehalten wurde, traf sich Ghosn öfter mit Mitgliedern der libanesischen Botschaft, die sich gegenüber den Medien überzeugt gaben, dass Ghosn unschuldig sei.
Voraussichtlich wird der japanische Außenminister offiziell den Libanon ersuchen, Ghosn auszuliefern. Weil ein Auslieferabkommen zwischen beiden Staaten nicht besteht, wird der Libanon diesem Ersuchen wohl nicht nachkommen.
Sein ehemaliger Mitarbeiter Greg Kelly, der zusammen mit Ghosn in Tokio festgehalten wird und auf sein Verfahren wartet, zeigte sich überrascht, als er von der Ausreise seines ehemaligen Chefs hörte.
Eine kurze Zusammenfassung der Erweingisse von Ghoss Festnahmne bis zu seiner Flucht lesen Sie hier.