Teuer und wenig wirksam

Fahrverbote und Rabatte senken CO₂-Emissionen kaum

19. Dezember 2023, 13:36 Uhr | Irina Hübner
© kschneider2991 | pixabay

Politische Maßnahmen wie Dieselfahrverbote, Rabatte für Elektroautos und Plug-in-Hybride sowie Subventionen für Ladestationen sollen die Emissionen von Pkw reduzieren. Doch welchen Einfluss haben diese Maßnahmen wirklich?

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Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung – hat die Auswirkungen verschiedener politischer Maßnahmen zur Senkung der verkehrsbedingten Emissionen von Autos untersucht. Das Ergebnis: Der Absatz von Dieselautos konnte reduziert werden. Stattdessen wurden mehr reine Elektroautos und Plug-in-Hybride verkauft.

Allerdings: Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet reduzieren die politischen Maßnahmen die CO₂-Emissionen nur wenig und sind zugleich teuer. Für die Studie wurden detaillierte Kfz-Zulassungsdaten aus allen deutschen Bundesländern für den Zeitraum von Januar 2015 bis März 2020 ausgewertet.

Die zentralen Ergebnisse der RWI-Studie

  • Der Anteil der Dieselfahrzeuge unter den Antriebsarten in Deutschland ist von 46 Prozent im Jahr 2015 auf 33 Prozent im Jahr 2019 gesunken. Tatsächliche oder vorgeschlagene Dieselfahrverbote haben dazu beigetragen, den Absatz von Dieselfahrzeugen zu reduzieren. Auf diese etwa 2 Prozent des Rückgangs bei den verkauften Dieselfahrzeugen zurückzuführen, das entspricht knapp 70.000 Dieselfahrzeugen. Allerdings sind etwa 95 Prozent dieser Dieselautos durch mit Benzin betriebene Fahrzeuge ersetzt worden.
  • Rabatte für reine Elektroautos und Plug-in-Hybride haben die Verkaufszahlen dieser Fahrzeugtypen um 23 bis 43 Prozent erhöht (bis zu 42.000 Elektroautos und Plug-in-Hybride). Aufgrund der in absoluten Zahlen geringen Absatzmenge gilt: Die über den Lebenszyklus betrachteten CO₂-Emissionen aller in Deutschland verkauften Neuwagen konnten auf diese Weise um weniger als ein Prozent reduziert werden (etwa 700.000 bis 1.200.000 Tonnen CO₂). Damit hat das Rabattprogramm nur wenig zum Klimaschutz beigetragen. Die CO₂-Vermeidungskosten pro Tonne liegen in etwa bei 1.000 Euro und sind damit relativ hoch – insbesondere im Vergleich mit den Zertifikatskosten im Europäischen Emissionshandelssystem, die bislang nie höher als 105 Euro pro Tonne CO₂ lagen.
  • Staatliche Subventionen für Ladestationen haben zu einem Zuwachs an Plug-in-Hybriden und reinen Elektroautos um höchstens 5 Prozent geführt. Dadurch konnten die CO₂-Emissionen ebenfalls um weniger als ein Prozent reduziert werden (insgesamt bis zu 270.000 Tonnen CO₂). Die CO₂-Vermeidungskosten pro Tonne liegen bei diesen Subventionen in etwa bei 400 Euro und sind damit ebenfalls relativ hoch.
  • Innerhalb Deutschlands steigen die Verkaufszahlen der Plug-in-Hybride und reinen Elektroautos durch den Ausbau der Ladestationen unterschiedlich stark: Baden-Württemberg und Bayern verzeichnen das stärkste prozentuale Wachstum bei diesen Fahrzeugen. Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass dies auf das Zusammenwirken von Subventionen und dem besser ausgebauten Netz von Ladestationen zurückzuführen ist.

Emissionshandel als sinnvolle Maßnahme

»Unsere Studie macht deutlich, dass Rabatte für Elektroautos und Plug-in-Hybride sowie Subventionen für Ladestationen sehr teure Maßnahmen sind, um die CO₂-Emissionen zu senken«, sagt RWI-Umweltökonom Colin Vance. »Die Politik sollte sich daher auf marktbasierte Lösungen wie den Emissionshandel fokussieren. Damit können CO₂-Emissionen am kostenwirksamsten gesenkt werden.«

Die RWI-Studie basiert auf detaillierten Daten über den Verkauf von Neuwagen je Bundesland zwischen Januar 2014 und März 2020.


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