Interview mit Martin Goetzeler, dSpace

„Bescheiden bleiben, aber sichtbarer werden“

30. August 2018, 10:52 Uhr |
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Ziel ist es, den Entwicklungsprozess zu beschleunigen...

Wie entwickelt sich das internationale Geschäft im Vergleich zum deutschen Markt?

Ich gehe davon aus, dass wir in allen Ländern weiter zulegen werden. In einigen Ländern wachsen wir überproportional, dazu gehört insbesondere China.

Inwieweit wäre dSpace von einem drohenden Handelskrieg betroffen?

Sollten Testsysteme in Zukunft unter diese Zölle fallen, sind wir natürlich betroffen. Sie können sich vorstellen, dass wir als international tätiges Unternehmen keine Freunde von Handelshemmnissen sind. Immerhin zeigt das Abkommen zwischen der EU und Japan, dass es Gegenbewegungen gibt. Es ist für ein mittelständisches Unternehmen schon ein großer Aufwand, immer wieder zu überprüfen, für welche Fertigungsstandorte und Lieferströme welche Zölle gelten und welche Konsequenzen das für die Produktionsplanung hat. Dabei werden nur Kosten erzeugt, die keinen Nutzen haben. Sollten aufgrund von Zöllen weniger Testsysteme gekauft werden, könnte das auch die Entwicklungsprozesse der Automobilkunden verlangsamen. Unser Ziel ist es aber gerade, mit unseren Systemen den Entwicklungsprozess unserer Kunden zu beschleunigen.

Ihr Personalleiter Harald Wilde sagte Anfang des Jahres im Interview mit der Markt&Technik, dass es über 150 offene Stellen gäbe, von deren Besetzung das weitere Wachstum abhänge. Wie viele Stellen konnten inzwischen besetzt werden, wie viele sind noch offen?

Wir haben auch weiterhin offene Stellen. Einen Teil der von Herrn Wilde erwähnten Positionen konnten wir inzwischen besetzen. Die absoluten Zahlen sind allerdings ständig im Fluss, wobei wir immer mehr Bedarf als Personal haben. Ich rechne damit, dass die Gesamtmitarbeiterzahl bis Ende des Jahres um rund 10 Prozent gewachsen sein wird. Das wären dann auf Vollzeitbasis rund 1600 Mitarbeiter weltweit.

Was tun Sie, um als Mittelständler mit den Großen der Branche beim Kampf um Talente und technisch Qualifizierte mithalten zu können?

Da stehen wir in einem ständigen Wettbewerb. Umso wichtiger ist es für uns, die Vorteile eines Mittelständlers herauszustellen. Viele Berufsanfänger im technischen Bereich legen Wert darauf, dass die eigentliche Entwicklungsarbeit nicht zu kurz kommt. Hier bieten wir neuen Mitarbeitern von Beginn an die Möglichkeit, an spannenden Entwicklungsprojekten der Automobilindustrie mitzuarbeiten. Dazu gehören autonomes Fahren und E-Mobility.

Wie erreichen Sie denn die anvisierte Zielgruppe?

Zum Beispiel mit einer Kampagne, um uns direkt an Studierende zu wenden. So haben wir kürzlich einen Bus gechartert und sind damit nach Aachen an die Hochschule gefahren. Wir werden bei der Ansprache einfach neue Wege beschreiten, damit dSpace bekannter wird. Bescheidenheit ist sicherlich eine unserer Stärken, trotzdem müssen wir nach außen auch wahrnehmbar sein – sowohl zur Markenbildung als auch im Sinne eines Employer-Branding.

Laut Herrn Wilde stammen bei dSpace bereits 80 Prozent aller technischen Bewerbungen von Ausländern. Wie bewältigen Sie die fachliche und kulturelle Integration?

Hier in Paderborn sind Mitarbeiter aus 34 Nationen beschäftigt. Bei der Arbeit ist Englisch sicher entscheidend, doch für das tägliche Leben ist die Landessprache wichtig. Daher bieten wir den ausländischen Kollegen Deutschkurse an. Wir versuchen natürlich auch über interne Events und Veranstaltungen, die Mitarbeiter zusammenzubringen. Zudem haben wir einen eigenen bilingualen Kindergarten auf dem Gelände. Auch das gehört zur Firmenkultur eines international agierenden Familienunternehmens.

Radartestplatz, dspace.jpg
Der Radartestplatz im Überblick. 
© dSpace

Herausforderung Radarsensoren-Test
dSpace bietet Werkzeuge zur Entwicklung und zum Test von Steuergeräten an. Dazu gehören insbesondere HiL-Simulatoren (Hardware in the Loop) für den Test sowohl einzelner Komponenten als auch von domänenübergreifenden Netzwerken. Durch die Anbindung unterschiedlichster Sensoren steigen die Anforderungen an entsprechende Testlösungen. Gerade der Test von Radarsensoren im geschlossenen Regelkreis ist eine der elementaren Herausforderungen bei der Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen.

Mit einer Erweiterung für seine HiL-Simulatoren macht dSpace dies zusammen mit dem Partner miro∙sys auch platzsparend im Labor möglich – mit echten statt nur mit virtuellen Radarechos. Mit dem kompakten mechatronischen Prüfstand lassen sich in den begrenzten Räumlichkeiten eines Labors Radarechos von Verkehrsteilnehmern generieren, wie sie in der Realität auf der Straße von Fahrzeugen in Entfernungen von bis zu einigen hundert Metern erzeugt werden.


  1. „Bescheiden bleiben, aber sichtbarer werden“
  2. Die Bedeutung der internationalen Standorte
  3. Ziel ist es, den Entwicklungsprozess zu beschleunigen...

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu dSPACE GmbH

Weitere Artikel zu Bus-,Leitungs-undNetzwerktester