Die Intelligenz dieser Systeme und ihre Fähigkeiten zur Situationserfassung werden weiter steigen; eine wichtige Voraussetzung, um aktive Assistenten auch für komplexe Verkehrssituationen zu entwickeln. Die Anspruchsfülle der für verschiedene Konstellationen benötigten technischen Lösungen hängt sowohl vom Verkehrsumfeld als auch von der Geschwindigkeit des Fahrzeugs ab: Der Stop&Go-Pilot ist heute auf eine niedrige Geschwindigkeit in einem sehr strukturierten Verkehrsumfeld ausgelegt, beispielsweise Stau oder zäh fließender Verkehr. Eine nächste Stufe in der Entwicklung intelligenter Fahrsysteme wird dann der Umgang mit höheren Geschwindigkeiten wie zum Beispiel auf der Autobahn sein. Und schließlich die Erfassung höchst komplexer Verkehrssituationen wie in der Stadt mit kreuzendem Verkehr, Ampeln, Kreisverkehren und verschiedenen Verkehrsteilnehmern zu Fuß, auf dem Rad, im Bus oder der Straßenbahn.
An allen diesen technischen Herausforderungen arbeiten wir mit Hochdruck und werden das Schritt für Schritt in die Praxis umsetzen. Darüber hinaus gibt es jedoch weitere Handlungsfelder, in denen Entwicklung und Forschung vorangetrieben werden müssen: im Bereich Echtzeit-Karten, bei den gesetzlichen Voraussetzungen sowie in puncto gesellschaftlicher Akzeptanz.
Digitale Karten, die temporäre oder dauerhafte Regeln der Verkehrsführung enthalten, sind wichtig für autonomes Fahren. Die im S 500 Intelligent Drive genutzte Karte unterscheidet sich vom heute zur Navigation verwendeten Kartenmaterial durch zwei Dinge: Sie enthält sehr detaillierte Informationen über die Verläufe einzelner Fahrspuren und zudem visuelle Informationen, also Bilder der Strecke, anhand derer sich das Fahrzeug auf der Straße zenti-metergenau lokalisieren und positionieren kann. Das geht weit über die heute übliche Standortbestimmung via GPS hinaus. Damit ein autonom fahrendes Auto eine bestimmte Route ohne Fahrereingriffe abfahren kann, muss zuvor die Strecke mit allen relevanten Informationen genau kartiert worden sein. Dafür brauchen wir als Automobilhersteller die richtigen Partner an unserer Seite.
Gesetzgebung anpassen
Des Weiteren sind Anpassungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen für autonome Fahrzeuge im Straßenverkehr innerhalb der nächsten Jahre notwendig: Bestimmungen, wann automatisierte Lenkeingriffe gestattet sind; die Frage des Sichtfelds von Sensoren oder ob Datenrekorder verpflichtend sind und wer in welchem Fall gegebenenfalls haftet. Weltweit haben die Gesetzgeber diesen Klärungsbedarf erkannt und dementsprechende Gespräche zur Überarbeitung und Erweiterung bestehender Gesetze angestoßen.
Und schließlich der gesellschaftliche Aspekt: Am Ende entscheidet der Fahrer über die Annahme und Nutzung der hoch- oder sogar vollautomatisierten Systeme. Verschiedene Umfragen und Studien belegen die positive Grundhaltung weiter Teile der Bevölkerung zu diesem Thema. Dennoch gibt es auch Bedenken, von der drohenden Entmündigung des Fahrers über die hohen Kosten der autonomen Fahrsysteme bis zur möglichen Störanfälligkeit der Technik. Diesen gesellschaftlichen Aspekt untersucht aktuell die Daimler-und-Benz-Stiftung im Rahmen ihres Forschungsprojektes „Villa Ladenburg“. Wichtiges Ziel dabei ist, den Diskurs in der Gesellschaft anzustoßen und zu fördern.
Als Erfinder des Automobils wollen wir auch Pionier der nächsten Stufe sein: des autonomen Fahrens. Gleichzeitig wollen wir ein Maximum an Komfort und Entlastung für den Fahrer bieten. Auch wenn wir wissen, dass der Traum vom autonomen Auto nicht über Nacht Wirklichkeit werden wird, sind wir überzeugt davon, dass er Schritt für Schritt das Autofahren erleichtern wird.