Open-Source-Software ist eine Software, die sich üblicherweise durch zwei Merkmale auszeichnet:
Sie steht unter einer speziellen Lizenz, die dem Empfänger der Software kostenfrei weitreichende Rechte einräumt, die Software zu nutzen, zu modifizieren und sie weiterzugeben, wobei in der Regel für die Distribution gewisse Auflagen einzuhalten sind (Bild 1).
Sie wird in der Regel in einem offenen Prozess entwickelt. Das heißt, mehrere Programmierer arbeiten an der Weiterentwicklung dieser Software im Rahmen einer Entwickler-Community, die grundsätzlich jedem zugänglich ist (Bild 2).
Beide Aspekte sind neu für die Automobilindustrie: Traditionell wird in geschlossenen Konsortien kooperiert, die sich durch ein klares Rahmenvertragswerk definieren. Die sich davon unterscheidende Arbeit in offenen Communities und deren Regeln sowie die daraus entstehenden juristischen Implikationen in Hinsicht auf Intellectual Property Rights (Immaterialgüterrecht) sind also erst zu erlernen. Auch das Thema Software-Lizenzen ist neu, weil es nicht mehr reicht, dass allein die Zulieferer für eine ausreichende Lizenzierung der Software sorgen. Der OEM ist als Distributor ebenso in der Pflicht, die Auflagen aus den einzelnen Open-Source-Software-Lizenzen zu verstehen und einzuhalten
OEMs und Zulieferer müssen sich also mit den Besonderheiten verschiedener Open-Source-Software-Lizenzen auseinandersetzen, Regelungen in die Entwicklungsverträge aufnehmen sowie Entwicklungs- und Vertriebsprozesse anpassen. Weil für Open-Source-Software keine Lizenzkosten anfallen, entsteht allerdings die Gefahr, zentrale Software-Einkaufsprozesse einfach zu umgehen: Der Entwickler hat theoretisch die Möglichkeit, sich Open-Source-Software direkt zu beschaffen, ohne sich über alle Implikationen im Klaren zu sein. Deshalb ist eine entsprechende Schulung der Entwickler ebenso wichtig wie die Erstellung von Richtlinien.