Renault Twizy

Aus für den City-Flitzer nach zwölf Jahren

18. Juli 2023, 9:05 Uhr | Irina Hübner
© Renault

Handlich wie ein Motorroller, emissionsfrei, leise und so einfach zu fahren wie ein Pkw – der Renault Twizy sollte die urbane Mobilität bei seinem Erscheinen vor zwölf Jahren um völlig neue Funktionen ergänzen.

Diesen Artikel anhören

Nicht nur private Kunden überzeugte das unkonventionelle Konzept des elektrischen City-Flitzers, auch Feuerwehr und Polizei zählten zu den Nutzern des wendigen Kleinfahrzeugs. Sogar eine Racing-Version mit Formel-1-Look und Formel-1-Technik raste über die Rennpiste. Jetzt steuert die Karriere des Twizy auf ihr Ende zu, im September läuft nach zwölf Jahren die Produktion aus.

Ein Rückblick

Der 2011 in der Serienversion vorgestellte Elektro-Zweisitzer sollte die Vorteile von Automobil und Motorroller auf bisher nicht dagewesene Art und Weise vereinen: Er schlängelt sich emissionsfrei, leise und agil wie ein Roller durch die City, lässt sich aber dank vier Rädern, gewohnter Pedalerie und Lenkrad so komfortabel fahren wie ein Pkw. Der Clou: Fahrer und Beifahrer sitzen hintereinander in einer hochsteifen Sicherheitsfahrgastzelle.

Maßgeschneidert für die engsten Parklücken

Mit lediglich 2,3 Meter Länge und 1,2 Meter Breite findet der Twizy auch in der engsten Lücke noch einen Parkplatz. Der rekordverdächtig kleine Wendekreis von nur 6,8 Metern erleichtert das Manövrieren in schmalen Altstadtgassen. Zufahrtsbeschränkungen sind dank Elektroantrieb kein Thema.

Der Renault Twizy

Zwölf Jahre ist der Twizy bereits im Straßenverkehr unterwegs. Im Herbst beendet Renault nun die Produktion.
© Renault
Elektro-Zweisitzer sollte die Vorteile von Automobil und Motorroller auf bisher nicht dagewesene Art und Weise vereinen.
© Renault
Fahrer und Beifahrer sitzen hintereinander in einer hochsteifen Sicherheitsfahrgastzelle.
© Renault

Alle Bilder anzeigen (8)

Neben der Standardausführung mit 12,6 kW/17 PS und 80 km/h Höchstgeschwindigkeit, bietet Renault den Twizy 45 an. Dieser mobilisiert 7,6 kW/10 PS, ist 45 km/h schnell und darf deshalb bereits ab 15 Jahren mit dem Führerschein Klasse AM für geschwindigkeitslimitierte Kleinkrafträder und Leichtkraftfahrzeuge gefahren werden.

Studie Twizy Z.E. Concept: Ein futuristischer Vorbote

Die Twizy-Story nimmt bereits zwei Jahre vor dem Serienstart ihren Anfang: Im September 2009 zeigte Renault auf der Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt die Studie Twizy Z.E. Concept. Optik und Technik des in Perlmutt-Weiß lackierten, futuristisch anmutenden Showcars entsprechen schon weitgehend dem späteren Produktionsmodell, allerdings gibt es auch markante Unterschiede.

Scheinwerfer und Blinker setzen sich aus Waben in Blütenform zusammen, und auch auf dem übersichtlichen Kombiinstrument zeigt eine stilisierte Lotusblüte die verbleibende Reichweite an. Nach und nach schließen sich die Blütenblätter und weisen den Fahrer darauf hin, wenn es Zeit ist, die nächste Ladestation anzusteuern. Die rollwiderstandsarmen Reifen im Format 135/80 R13 verstecken sich nahezu komplett hinter achteckigen Verkleidungen, so dass der Eindruck entsteht, der Twizy Concept würde über den Asphalt schweben.

2010: Premiere für die Serienversion

Erstmals zeigte Renault die Serienversion des Twizy auf dem Pariser Autosalon 2010. Wichtigste Unterschiede zur Studie: Bis auf den Spritzschutz an der Oberseite liegen die Räder nun frei, und statt Waben in Blumenform leuchten im Twizy-Gesicht Rundscheinwerfer die Straße aus. Auch die Lotosblüte im Cockpit ist einer klassischen Instrumentierung gewichen.

Ein optimal im Blickfeld gelegenes Display liefert zusätzlich zu den Fahrdaten die wesentlichen Informationen zu Batteriestatus, Reichweite und Energieverbrauch. Ansonsten ist das Cockpit auf die wesentlichen Funktionen reduziert, so dass sich jeder Fahrer auf Anhieb zurechtfindet.

Praktisch für Shoppingtouren in die City ist eine Vielzahl von Ablagen: Unter dem Rücksitz befindet sich ein abschließbares 22-Liter-Gepäckfach. Durch einfaches Drehen der Rücksitzschale lässt sich das Stauraumvolumen auf 55 Liter erhöhen. Hinzu kommen zwei Handschuhfächer im Armaturenträger, davon eines abschließbar.

City-kompatibel ist auch die Reichweite: Im innerstädtischen Fahrzyklus ECE-15 stellt die Lithium-Ionen-Batterie im Fahrzeugboden Energie für 90 km Fahrstrecke bereit. Der Twizy 45 mit gedrosselter Leistung schafft bis zu 100 km.

Der Twizy Cargo

Im Juni 2013 brachte Renault mit dem Twizy Cargo eine Mikrotransporter-Variante des Twizy heraus – gedacht für urbane Liefer-, Kurier-, Pflege- und Reparaturdienste, aber auch für Berufspendler mit erhöhtem Transportbedarf. Anstelle des Rücksitzes ist ein nach VDA-Norm 156 Liter fassendes Ladeabteil montiert. Der komfortable Zugang erfolgt durch eine abschließbare Hecktür.

Im Dienst von Feuerwehr und Polizei

Auch als Notfallfahrzeug kommt der Twizy zum Einsatz: Im April 2014 übernahm die städtische Feuerwehr Wuppertal zwei der agilen Elektroflitzer. Die umweltfreundlichen Mini-Mobile leisten dort im Rahmen eines Feldversuchs Hilfe bei Türöffnungen und der Bekämpfung von Kleinfeuern, absolvieren aber auch Erkundungsfahrten bei größeren Bränden.

Dabei spielt der Twizy vor allem seine Wendigkeit aus, die es ihm ermöglicht, auch in schmalste Gassen und Wege einzufahren. Neben der leuchtenden Feuerwehr-Optik in Signalrot und Gelb verfügen die beiden Twizy auch über Blaulicht und Martinshorn. Hinzu kommt eine stabile Heckbox mit Löschspray, Gasmessgerät, Geräten zum Öffnen von Türen, tragbaren Funkgeräten, Knickkopflampe und Sprühkreide.

Ab September 2016 ist der Twizy auch im Polizeidienst anzutreffen. Die Polizei Bonn erweiterte ihren Fuhrpark um vier Renault Elektrofahrzeuge, darunter zwei Twizy Cargo. Die beiden Mikrotransporter sind für den Bezirksdienst unterwegs: Dank des geräumigen Ladeabteils lassen sich wichtige Utensilien wie Akten, Unterrichtsmaterialien und Einsatzgeräte für den Arbeitsalltag hinter dem Fahrerplatz verstauen.

Twizy Renault Sport F1 mit Formel-1-Technik und -Optik

Mit seiner Ausnahmestellung im Renault-Modellprogramm reizte der Twizy auch die Performance-Profis von Renault Sport. Sie machten 2013 aus dem City-Flitzer kurzerhand einen Rennwagen mit Front- und Heckflügel, Heckdiffusor, Karbon, Rennslicks und Formel 1-Hightech.

Anstelle des Rücksitzes platzierten sie im Fond das KERS-System der damaligen Formel 1-Rennwagen zur Rückgewinnung von Bewegungsenergie, das dem Cityflitzer zusätzlich zum serienmäßigen Elektromotor weitere 60 kW/82 PS bescherte. Dank des Leistungsschubs verfügt der Twizy Renault Sport F1 über die sechsfache Antriebskraft der Straßenausführung und beschleunigt in rund sechs Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit des Concept Cars beträgt 110 km/h.

Der Twizy wird zum Filmstar

2014 wurde der Twizy schließlich zum Hollywood-Star: In dem Zukunftsszenario Zero Theorem übernahm der agile Cityflitzer neben den international erfolgreichen Schauspielern Christoph Waltz und Matt Damon erstmals eine Rolle in einem US-Blockbuster. Der von Altmeister Terry Gilliam produzierte Film spielt in einer düsteren Zukunft: In den Straßen Londons herrscht eine bedrückende Atmosphäre, die von schrillen Menschen, Dauerwerbung und Hektik bestimmt wird.

Ohne Elektromobilität gibt es kein Vorwärtskommen mehr, eine Szenerie wie geschaffen für den wendigen Twizy. Während es für alle anderen Fahrzeuge zu eng wird, flitzen gleich 15 der wendigen Zweisitzer mit reinem Batterieantrieb durch den Großstadtdschungel.

Renault verkaufte den Twizy weltweit 33.340-Mal in 55 Ländern (Stand Juni 2023). Wichtigste Märkte sind Frankreich, Deutschland, Südkorea und Italien. In Deutschland wurden bis Juni 2023 rund 6.000 Einheiten des City-Flitzers zugelassen.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Renault Deutschland AG

Weitere Artikel zu E-Mobility und Infrastruktur

Weitere Artikel zu Alternative Antriebe