„Progressive SemiConductor Program“ (PSCP), Teil 2

Audis Halbleiterstrategie in der Praxis

22. Juni 2012, 13:15 Uhr | Von Berthold Hellenthal
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Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Kompetenz als Kernelement der Halbleiterstrategie

Bild 2. Soll-Halbleiterkompetenz entlang der Lieferkette. Die entsprechenden Kompetenzen müssen eingefordert oder ggf. durch entsprechende Unterstützung aufgebaut werden.
Bild 2. Soll-Halbleiterkompetenz entlang der Lieferkette. Die entsprechenden Kompetenzen müssen eingefordert oder ggf. durch entsprechende Unterstützung aufgebaut werden.
© Audi

Kompetenz setzt sich aus Fähigkeit, Fertigkeit und Erfahrung zusammen. Die hier betrachtete Halbleiterkompetenz, ein Kernthema im Fundament der Halbleiterstrategie, kann in diverse Spezialkompetenzen unterteilt werden.

Was sind die notwendigen Halbleiterkompetenzen? Über welche Kompetenzen sollten die Beteiligten in der Prozess- und Lieferkette verfügen? Gemäß ihrer Rolle in der Lieferkette und basierend auf den bekannten notwendigen Tätigkeiten Durchführen, Freigeben/Treiben und Bewerten liefert Bild 2 ein Soll-Kompetenzprofil entlang der Lieferkette.

Eine praktische Konsequenz zeigt sich beispielsweise beim Herstellprozess: Der Halbleiterhersteller benötigt die Kompetenz, die eigentliche Halbleiterherstellung durchzuführen. Der Tier-1-Zulieferer sollte die notwendigen Kompetenzen haben, um den Herstellprozess und dessen Zwischen- und Endergebnisse freizugeben und zu treiben. Der OEM benötigt die Bewertungskompetenz für den Halbleiterherstellprozess.

Sind diese Kompetenzen an den richtigen Stellen vorhanden und werden entsprechend eingebracht, so ist ein Fab-Audit (Audit der Halbleiterproduktion) durch einen OEM weder notwendig noch sinnvoll, da diese Kontrollfunktion bereits vom Tier-1-Zulieferer wahrgenommen wird. Fab-Begehungen durch den OEM dienen somit in erster Linie der aktiven Entwicklung der Bewertungskompetenz.

Gemäß der Soll-Kompetenzen entlang der Lieferkette muss bei OEM, Tier-1-Zulieferer und Halbleiterhersteller ein Kompetenzaufbau bzw. eine Kompetenzentwicklung stattfinden. Diese auf Tier-1-Ebene einzufordern, ist dabei Aufgabe des OEM. Hier gilt es, neben der Festlegung von Konsequenzen - z.B. negative wirtschaftliche Folgen bei der Projektvergabe - auch Lösungen zu finden, mit denen Lieferanten fehlende Kompetenzen auslagern können. Aufgabe des Tier-1-Zulieferers ist das aktive Einfordern der Halbleiterkompetenzen bei seinen Unterlieferanten bis zum Halbleiterhersteller. Sind die notwendigen Kompetenzen hier nicht vorhanden, so könnte beispielsweise der Tier-1-Zulieferer diese zur Verfügung stellen. Aktuelle Entwicklungsprojekte sowie die Serienbegleitung von Steuergeräten zeigen beim Thema Halbleiter ein sehr unterschiedliches Kompetenz-Niveau in der Lieferantenwelt.

Auch bei Audi ergibt sich die Notwendigkeit von Kompetenzanalyse, -entwicklung und -aufbau im Themenfeld Halbleiter. Die aktuelle Umsetzung setzt hier u.a. auf ein bereichsübergreifendes Expertennetzwerk, zentrale Kompetenzstellen in Entwicklung und Qualitätssicherung sowie ein Netzwerk-Lernprogramm von der Theorie über den praktischen, von Experten begleiteten Projekteinsatz bis zur Ausbildung weiterer Experten.

 


  1. Audis Halbleiterstrategie in der Praxis
  2. Unterschiedliche Abstraktionsebenen bei OEM und Halbleiterhersteller
  3. Spannungsdreieck Audi - Tier-1 – Halbleiterhersteller
  4. Kompetenz als Kernelement der Halbleiterstrategie
  5. Partnerschaften von Null aufbauen
  6. Innovation Mining
  7. Robustheit, Zuverlässigkeit und Qualitätsarbeit

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