50 Jahre Automotive-Innovationen

Die Pioniere der rückwärtigen Sicht blicken voraus

17. September 2024, 13:30 Uhr | Von Neil Boehm
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Machine Vision und Objekterkennung

Genau diese Sensoren kommen auch in einem neuen Bereich zum Einsatz, nämlich in Driver Monitoring Systems (DMS) und In-Cabin Monitoring Systems (ICMS). Die DMS-Kerntechnologie von Gentex verwendet eine in den Innenspiegel integrierte Kamera und Emitter zur biometrischen Authentifizierung des Fahrers sowie zur Beobachtung der Kopfhaltung, des Blicks und anderer Metriken, um Ablenkung, Schläfrigkeit oder plötzliche Übelkeit zu erkennen und die Rückkehr zur manuellen Steuerung in halbautonomen Fahrzeugen zu koordinieren.

Gentex nutzt strukturiertes Licht für die 3D-Tiefenkartierung des Fahrzeuginnenraums und kann damit sogar ein schlafendes Baby erkennen
Bild 4. Gentex nutzt strukturiertes Licht für die 3D-Tiefenkartierung des Fahrzeuginnenraums und kann damit sogar ein schlafendes Baby erkennen
© Gentex

Das System erfüllt alle grundlegenden Anforderungen, die von der Europäischen Union an DMS-Systeme gestellt werden, kann aber auch um eine 2D- und eine auf strukturiertem Licht basierende 3D-Kabinenüberwachung erweitert werden. Diese Technologie ermöglicht die Erkennung von Fahrgästen, Verhalten, Objekten und sogar das Vorhandensein von Leben im gesamten Fahrgastraum (Bild 4). Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass das System das Fahrzeug auch in ein mobiles Kommunikationszentrum verwandeln kann, um Videotelefonate zu führen, virtuelle Meetings abzuhalten oder Selfies in der Kabine aufzunehmen.

Um nicht nur Personen und Objekte im Fahrzeug, sondern auch Passanten und andere Verkehrsteilnehmer bei schlechten Sichtverhältnissen zuverlässig erkennen zu können, arbeitet Gentex derzeit mit Adasky, einem führenden Entwickler von Wärmebildtechnologie, an verschiedenen Anwendungen der firmeneigenen Langwellen-Infrarotsensoren (LWIR).

Adasky-Wärmebildkameras sind in der Lage zu sehen, wo andere Sensoren versagen
Bild 5. Adasky-Wärmebildkameras sind in der Lage zu sehen, wo andere Sensoren versagen. .
© Gentex

Die Sensoren wurden entwickelt, um die Leistung von Notbremsassistenzsystemen unter schwierigen Sicht- und Wetterbedingungen zu verbessern. Gentex hat kürzlich die Wärmebildkamera-Technologie von Adasky in einem Full Display Mirror (FDM) vorgestellt. Die Integration einer nach hinten gerichteten Wärmebildkamera in ein FDM-System könnte die Fähigkeit des Fahrers, den rückwärtigen Bereich bei Nachtfahrten zu überwachen oder potenzielle Gefahren zu erkennen, erheblich verbessern (Bild 5).

Chemische Abtastung

Mit der Entwicklung von Personenkraftwagen hin zu Car-Sharing-Fahrzeugen und autonomen Fahrzeugen gewinnt die maschinelle Geruchserkennung zunehmend an Bedeutung und verleiht Fahrzeugen einen digitalen Geruchssinn. Gentex entwickelt derzeit eine Nanofaser-Sensortechnologie, die eine Vielzahl von Chemikalien in der Luft erkennen kann. Die chemische Erkennung im Fahrzeug könnte kontinuierlich Proben der Luftqualität in autonomen Fahrzeugen nehmen, um biologische Gefahren, illegale Drogen wie Marihuana und Fentanyl, Schadstoffe wie Ammoniak und andere flüchtige organische Verbindungen (VOC) oder sogar Sprengstoffe oder Brandsätze zu erkennen.

In die Zukunft investieren

Für Gentex ist es zwar wichtig, sich auf die Vergangenheit zu besinnen, aber es ist auch wichtig, sich auf die Zukunft vorzubereiten und in sie zu investieren. Die Geschichte von Gentex im Bereich der Sensorik hat jahrzehntelange Innovationen ermöglicht und dazu beigetragen, eine einzigartige Reihe von Kernkompetenzen zu kultivieren, die sich in den nächsten 50 Jahren weiterentwickeln werden.

Vom 22. bis 24. Oktober stellt Gentex auf der IZB in Wolfsburg aus und präsentiert auf seinem Messestand (Halle 1, Stand 1109) unter anderem den Gentex Full-Display-Mirror (FDM) oder abblendbare Sonnenblenden, die sich auf Knopfdruck in einen vollflächigen Kosmetikspiegel verwandeln lassen.

 

Der Autor

 

Neil Boehm von Gentex Corporation
Neil Boehm von Gentex.
© Gentex

Neil Boehm

ist Chief Technology Officer bei der Gentex Corporation. Er kam 2001 zu Gentex und war seitdem in verschiedenen Positionen mit wachsender Verantwortung in der Produktentwicklung und im Engineering tätig, zuletzt als Vice President of Engineering. Im Jahr 2018 wurde Boehm zum Chief Technology Officer befördert. Er ist verantwortlich für Forschung und Produktentwicklung aktueller und zukünftiger Technologien. Vor seiner Tätigkeit bei Gentex arbeitete Boehm für Johnson Controls, wo er Erfahrungen mit internationalen Kunden sammelte – einschließlich eines Auslandseinsatzes in Japan. Sein Studium an der Michigan Technological University schloss er mit einem Bachelor of Science in Elektrotechnik ab.


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