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50 Jahre Automotive-Innovationen

Die Pioniere der rückwärtigen Sicht blicken voraus

17. September 2024, 13:30 Uhr | Von Neil Boehm

Vor fast vier Jahrzehnten erfand ein kleiner amerikanischer Automobilzulieferer den automatisch abblendenden Rückspiegel – eine Technologie, die mittels Lichtsensoren blendfreies Fahren ermöglicht und die zu einem milliardenschweren Industriezweig wurde. Nun feiert Gentex sein 50-jähriges Bestehen.

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Am besten ist der Automobilzulieferer Gentex wohl für die Erfindung des automatisch abblendenden Rückspiegels bekannt, einer Sicherheitsfunktion für Fahrzeuge, die Sensorik, Chemie und algorithmische Entscheidungsfindung kombiniert, um gefährliche Blendung durch den Rückspiegel zu erkennen und zu verhindern. Dass das Produkt eine Erfolgsstory ist, zeigen die Verkaufszahlen. Im Jahr 2023 hat das Unternehmen über 50 Millionen automatisch abblendende Spiegel an Automobilhersteller auf der ganzen Welt ausgeliefert.

Mittlerweile hat der Zulieferer seine Kompetenzen nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch in der Luft- und Raumfahrt, im Brandschutz und in der Medizintechnik stark ausgebaut. Obwohl das Unternehmen Pionierarbeit bei der Entwicklung der rückwärtigen Sicht geleistet hat, blickt das Unternehmen ständig nach vorn und erweitert seine Kompetenzen in den Bereichen Mikroelektronik, Softwareentwicklung, Displays, Glasverarbeitung – und vor allem Sensorik.

Von Anfang an hat Gentex den automatisch abblendenden Spiegel als strategisches elektronisches Modul eingesetzt – ein hoch entwickeltes, leistungsstarkes, plattformübergreifendes Element, das es ermöglicht, fortschrittliche elektronische Funktionen in das Fahrzeug zu integrieren. Im Laufe der Jahre hat das Unternehmen zahlreiche Funktionen in und um den Spiegel herum integriert, darunter Blendschutz, Kameras, Mikrofone, Displays, Telematikkomponenten, Transaktionsmodule, Car-to-Home-Automation, Sicherheitskomponenten, ADAS-Funktionen und bald auch Fahrerbeobachtungssysteme. Denn was viele nicht wissen: Gentex ist im Kern ein Sensorikspezialist. In den folgenden Bereichen überzeugt das Unternehmen mit seinen Produkten.

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Partikelsensorik

Die heutigen Sensortechnologien von Gentex basieren auf fünf Jahrzehnten Erfahrung im Brandschutz. Gentex entwickelte den weltweit ersten fotoelektrischen Rauchmelder mit Dual-Sensor, ein Gerät, das weniger anfällig für Fehlalarme ist und gleichzeitig langsame, schwelende Brände schnell erkennt (Bild 1). Heute sind Millionen von Rauchmeldern und Signalgebern von Gentex in Krankenhäusern, Hotels, Bürogebäuden und anderen öffentlichen Gebäuden auf der ganzen Welt installiert.

Aktuell führt Gentex diese Partikelsensorik im Automobilsektor ein. Der Zulieferer arbeitet derzeit mit Robotaxi-Herstellern zusammen, um den ersten Rauchmelder auf den Markt zu bringen, der Rauch und Dämpfe in der Fahrzeugumgebung erkennt. Dieses System platziert eine fotoelektrische Sensoreinheit in den Lüftungskanälen des Fahrzeugs, um kontinuierlich die Luftqualität zu messen. Wenn Rauch oder Dämpfe erkannt werden, kann der Fahrzeugbetreiber benachrichtigt, das Fahrzeug zur Reinigung gekennzeichnet sowie ein Bußgeld gegen den Verursacher verhängt werden.

Lichtsensorik

Ein weiterer großer Kompetenzbereich von Gentex ist die Lichtsensorik. So kommen in den automatisch abblendenden Spiegeln selbst entwickelte und produzierte aktive Lichtsensoren (Ambient Light Sensor, ALS) zum Einsatz, um die Blendung durch sich von hinten nähernde Fahrzeuge zu erkennen und zu beseitigen. Da jeder Innenspiegel zwei ALS-Komponenten enthält, hat das Unternehmen allein im vergangenen Jahr mehr als 60 Millionen seiner eigenen Lichtsensoren produziert.

Das Fachwissen von Gentex im Bereich der Lichtsensorik kam 2004 bei der Einführung von SmartBeam, dem ersten automatischen Fernlichtsystem der Branche, zum Tragen. SmartBeam verwendet einen kundenspezifischen CMOS-Imager und firmeneigene Algorithmen, um die Fernlichtnutzung zu automatisieren (Bild 2). Gentex war das erste Unternehmen, das die CMOS-Technologie in der Fahrzeugumgebung einsetzte, was zur Einführung des dynamischen Fahrlichts und der fortschrittlichen Fahrerassistenzsysteme (Advanced Driver Assistance Systems, ADAS) beitrug.

Heute baut das Unternehmen seine Kompetenzen im Bereich der Lichtsensorik weiter aus. Derzeit entwickelt Gentex ein intelligentes Beleuchtungssystem für chirurgische und patientennahe Umgebungen, das es dem medizinischen Personal ermöglicht, Licht gezielt dort zu platzieren, wo es benötigt wird. Bei dieser laufenden Entwicklung werden die unternehmenseigenen Kamera- und Bildverarbeitungssysteme mit fortschrittlichen Beleuchtungskomponenten kombiniert, um das Licht in medizinischen und chirurgischen Umgebungen zu optimieren, zu steuern und zu lenken.

Biometrische Erkennung

Gentex entwickelt sein Know-how auch im Bereich der Biometrie weiter. Diese Technologie ermöglicht es, einen Sicherheitsmechanismus in das Fahrzeug zu integrieren, der physische Attribute misst und analysiert, um den Fahrer zu identifizieren und zu authentifizieren, bevor der Zugang zum Fahrzeug und/oder zu Informationen gewährt wird. Das System kann auch zur Sicherung und Verbesserung von Car-to-Home-Automation und für Transaktionen eingesetzt werden.

Zum Einsatz kommen Nah-Infrarot-Sensoren und eine Iris-Scan-Kamera, die unsichtbar hinter dem Glas des Rückspiegels positioniert werden kann. Der Spiegel ist die ideale Integrationsposition, da der Fahrer beim Einsteigen direkt in die Kamera blicken kann. Darüber hinaus bietet er eine einheitliche Position für alle Fahrzeugplattformen und ermöglicht die gemeinsame Nutzung anderer elektronischer Komponenten (Bild 3).