Yaskawa

Von Japan in die Mitte Europas

13. März 2020, 10:20 Uhr | Andreas Knoll
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Hybrid-Industrieroboter ohne Schutzzaun

Können also auch die nicht kollaborativen Roboter Ihres Unternehmens ohne Schutzzaun arbeiten?

Ja. Alle unsere Roboter bieten dazu diverse Sicherheitsfunktionen, etwa STO oder eine sichere Positionsüberwachung. Die Funktion „sicherer Stopp“ benötigt deshalb nicht unbedingt einen Schutzzaun. Den zaunlosen Betrieb ermöglicht eine optionale sichere Steuerung (FSU), die überwacht und im Extremfall auch verhindert, dass der Roboterarm mit seinen Gelenken und Greifern einen bestimmten Arbeitsbereich verlässt. Sie wirkt also wie ein virtueller Schutzzaun. Die Größe des virtuellen, von Steuerung und Sensorik überwachten Schutzraums muss je Applikation bewertet und eingestellt werden. Unsere Robotersteuerung in Kombination mit der sicheren Steuerung ermöglicht durch die „voreilende Bahnplanung“ eine beeindruckende Höchstgeschwindigkeit bis nahe der eingestellten räumlichen Grenzen.

Für einen voll kollaborativen Betrieb (MRK-4-Anwendung) müssen die entscheidenden Komponenten wie Roboterarm, Greifer und gegebenenfalls das Werkstück jeweils kollaborative Möglichkeiten bieten. Ein Handling etwa von dünnen Glasscheiben oder Ähnlichem im kollaborativen Modus ist derzeit somit noch nicht möglich. Wenn Mensch und Roboter aber nicht direkt zusammenarbeiten müssen, reicht der Schutz aus, den eine sichere Steuerung plus sichere externe Sensorik gewährt. Dies ist auch dann der Fall, wenn ein Roboter auf einem bewegten fahrerlosen Transportfahrzeug montiert ist, solange er sich in einem für Personen zugänglichen Bereich nicht selbst bewegt oder mit der Erkennungssensorik des fahrerlosen Transportsystems gekoppelt ist. Sobald aber ein Roboter, der auf einem fahrerlosen Transportsystem steht, während des Transports selbst Bewegungen ausführt, also etwa Montagearbeiten, muss er selbst kollaborative Eigenschaften haben.

Welche Lösungen und Dienstleistungen bietet Ihr Unternehmen zusätzlich zu den Robotern und ihrem Zubehör an?

Unser Robotik-Geschäft beruht auf drei Wertschöpfungsketten: erstens auf den Robotern selbst, als immer wichtiger werdende Elemente von Produktionssystemen. Unser Sortiment umfasst über 130 Grundmodelle mit Nutzlasten von 0,5 kg bis 900 kg. Für all diese Modelle bieten wir kurze Lieferzeiten und einen lückenlosen Kundendienst. Unser Anspruch ist, schnell auf Marktbedingungen und Kundenwünsche reagieren zu können.

Die zweite Wertschöpfungskette fußt auf schlüsselfertigen Systemlösungen – von Standardlösungen etwa für Schweißzellen bis hin zu kundenspezifischen Lösungen. Die Standardlösungen richten sich auch an Systemintegratoren, die dann unser Grundsystem mit ihrem Spezialwissen kundenspezifisch aufbereiten und ausbauen.

Zur dritten Wertschöpfungskette zählen wir alles, was mit dem Thema Service zusammenhängt: Installation, Inbetriebnahme, Schulung, Wartung und Reparatur sowie Beratungsdienstleistungen in puncto Sicherheit. Insgesamt betreiben wir Niederlassungen in 15 Ländern Europas und bedienen 22 Kooperationspartner.

Inwieweit bietet Ihr Unternehmen auch branchenspezifische Lösungen an?

Wir konzentrieren uns auf bestimmte Märkte, um unseren Kunden einen entsprechenden Mehrwert bieten zu können: Automotive, Verpackung, Schweißen, Palettieren, Metall- und Holzverarbeitung, Biotechnologie und Life Sciences sowie komplette Lösungen mit Antrieben. Weil uns die Nähe zu den Kunden sehr wichtig ist, bauen wir eigene Landesorganisationen auf, wo immer es sich wirtschaftlich rechnet; ansonsten arbeiten wir mit Kooperationspartnern zusammen. Unsere jahrzehntelange Kernkompetenz in der Robotik liegt unter anderem im Bereich des Dünnblech-Schweißens. Wegen der Vorteile der Yaskawa-Steuerung in Multi-Robot-Systemen gekoppelt mit zahlreichen externen Achsen sind unsere branchenspezifischen Lösungen im Anlagenbau für Abgassysteme angesiedelt, sowohl für PKW als auch für die Nutzfahrzeugbranche.

Welche Alleinstellungsmerkmale schreiben Sie den Robotern Ihres Unternehmens zu?

Die Alleinstellungsmerkmale unserer Roboter sehen wir darin, dass wir eigene Steuerungen, Motoren und Servos integrieren, eine große Fertigungstiefe haben und die entscheidenden Komponenten – sprich: Roboterarm, Greifer und Steuerung – optimal aufeinander abstimmt sind, im Sinne von Leistung, Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz. Als wichtiges Alleinstellungsmerkmal betrachten wir den Motoman HC10 und HC20. Diese kollaborativen Roboter sind Hybride. Dies bedeutet, sie können sich mit der Geschwindigkeit, Wiederholgenauigkeit und Leistungsfähigkeit konventioneller Industrieroboter bewegen, aber auch mit kollaborativen Anwendungen angepasster Geschwindigkeit und Sensitivität betrieben werden. Des Weiteren arbeiten die jeweils sechs Kraft- und Momenten-Sensoren nicht über Dehnungsmessstreifen, was sich sehr positiv auf die Performance und Verfügbarkeit des Roboters auswirkt. Weitere Aspekte sind unsere umfassende Modellpalette und unsere branchenspezifische Applikationsberatung, gekoppelt mit dem engen Verbund unserer zahlreichen internationalen Niederlassungen.

Welchen Ursprung haben die Steuerungen Ihrer Roboter?

Die Robotersteuerungen werden in Japan konzipiert und in Schweden gefertigt. Für die Steuerung von Roboteranlagen verwenden wir nach Möglichkeit unsere Yaskawa-Motion-Controller, aber je nach Kundenspezifikation können wir diese Anlagen auch mit anderen Steuerungen ausstatten.


  1. Von Japan in die Mitte Europas
  2. Hybrid-Industrieroboter ohne Schutzzaun

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu YASKAWA Europe GmbH

Weitere Artikel zu Roboter

Weitere Artikel zu Automatisierung