Der unerwartet schnelle Aufschwung nach der Krise hat zu einer Verknappung und damit auch Verteuerung bestimmter elektronischer Bauelemente geführt. Inwieweit ist davon auch die IBV-Branche betroffen? »Tatsächlich sind die Verknappung der Bauelemente und die Verlängerung der Lieferzeiten zu einem großen Problem geworden - konnte man vor der Krise noch in Lieferwochen rechnen, werden wir jetzt bei bestimmten Bauteilen mit Liefermonaten vertröstet«, hebt Noffz hervor. »Hinzu kommt eine Verteuerung durch den Währungsverlauf. Durch langfristige Rahmenverträge können wir bisher die Preise halten, sehen aber für die kommenden Entwicklungen und Aufträge Preiserhöhungen auf uns zukommen.« Über die Krisenzeit hinweg sei es wichtig gewesen, mit konstant bleibenden Preisen zu antworten. »Inzwischen sind jedoch die Produktions- und Materialpreise signifikant gestiegen«, fährt Noffz fort. »Dieser Effekt wird sich aber nur eine bestimmte Zeit auswirken, bevor sich die Märkte aller Branchen wieder beruhigt haben und sich die Wettbewerbssituation wieder aufbaut.«
Für Kamerahersteller wie Basler und IDS bringt die Bauelemente-Verknappung das Problem mit sich, dass sie die steigenden Bauelemente wegen des harten Wettbewerbs auf dem Kameramarkt nicht ohne weiteres an die Kunden weitergeben können: »Obwohl der Markt für elektronische Komponenten derzeit extrem knapp ist, können wir termingerecht liefern, weil wir uns auch während der Krise mit genügend Bauteilen eingedeckt haben«, stellt Wiesinger klar. »Auf die Preise unserer Produkte hat die Marktverknappung keinen Einfluss. Natürlich werden die Kameras in solch einer Lage nicht einfach günstiger, aber für unsere Kunden bleiben die Preise stabil.«
Tiarks bestätigt dies: »Die Preise für Bauteile haben sich teilweise drastisch entwickelt«, konstatiert er. »Wir haben die erhöhten Kosten jedoch nicht an die Kunden weitergegeben.« Den Preisverfall betrachtet Tjarks allerdings noch nicht als beendet - im Gegensatz zu Simnacher, der betont, sein Unternehmen kaufe teurer ein, habe aber bisher darauf verzichtet, seine Preise anzuheben. »Der Preisverfall bei den Kameras ist aus unserer Sicht gestoppt«, sagt der Leutron-Vision-Mann.
Munkelt warnt eindringlich davor, die hohen Bauelementepreise an die Kunden weiterzureichen: »Wenn Wertschöpfungsketten durch Lieferschwierigkeiten unterbrochen werden, dann bieten sich für die betroffenen Glieder, sprich Firmen, immer mehrere Möglichkeiten«, sagt er. »Keine dieser Alternativen hat allerdings lange Bestand, schon gar nicht Preisanpassungen nach oben - sie werden von den Kunden nur honoriert, wenn die Leistungsmerkmale ihnen einen deutlich größeren Nutzen bringen.«
Für die allgemeine wirtschaftliche Situation der IBV-Branche zieht Munkelt ein positives Fazit: »Die Branche hat gezeigt, dass sie der ersten wirklichen Krise seit ihrem Bestehen gewachsen ist - mehr als das: sie ist daran gewachsen«, führt er aus. »Die Unternehmen haben ihre Mitarbeiterstamm erhalten und das Jahr 2009 für Innovationen genutzt, was bereits auf der Messe 'Vision 2009’ sichtbar war. Auch in diesem Jahr wird sich die Innovationsfähigkeit der Branche auf der Vision eindrucksvoll zeigen.« Insofern lasse sich sagen: durchgetaucht und wieder über dem Wasserspiegel.