Nach dem beispiellosen Abschwung infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise erholt sich die IBV-Branche (Industrielle Bildverarbeitung) viel schneller als erwartet. Mehr noch: Für das Jahr 2010 erwarten einige IBV-Unternehmen Rekordumsätze. Zu kämpfen hat die Branche allerdings mit der Verknappung und damit Verteuerung elektronischer Bauelemente.
Einen Umsatzrückgang um insgesamt 21 Prozent hatte die deutsche IBV-Branche im Krisenjahr 2009 zu verkraften, und zwar von rund 1,2 Mrd. auf 955 Mio. Euro. Die Umsätze der einzelnen Unternehmen entwickelten sich aber sehr unterschiedlich. Stemmer Imaging beispielsweise, hauptsächlich als Distributor tätig, verzeichnete einen Rückgang um 25,3 Prozent von 26,1 Mio. Euro im Jahr 2008 auf 19,5 Mio. Euro ein Jahr später.
Noch schlimmer traf es den Kamera- und Bildverarbeitungssystem-Hersteller Basler: Sein Konzernumsatz sank um 40,7 Prozent von 56,5 Mio. Euro anno 2008 auf 33,7 Mio. Euro im Folgejahr. Eine Rolle spielt hier sicherlich der allgemeine Preisverfall bei Industriekameras: »Wir sehen besonders bei Kameras auf Gigabit-Ethernet-Basis weiterhin fallende Preise, die vor allem darauf zurückzuführen sind, dass die neuesten Gigabit-Ethernet-Kameras direkt gegen analoge Kameras positioniert werden«, erläutert Henning Tiarks, Teamleiter Produkt-Management bei Basler Vision Technologies. Mehr noch: »Basler treibt als Marktführer bei Gigabit-Ethernet-Kameras diesen Trend aktiv mit neuen Produkten voran. Allein dieser Umstand führt zu sinkenden Preisen bei Digitalkameras.«
Einzelne Unternehmen können aber auch Gegenteiliges berichten: So stieg der Umsatz von SVS-Vistek, hauptsächlich Anbieter schneller, hochauflösender CCD-Kameras mit Gigabit-Ethernet- oder CameraLink-Schnittstellen, im Geschäftsjahr 2009 (bis 31. März) um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Framegrabber- und FPGA-Programmiersoftware-Hersteller Silicon Software verbuchte sogar eine Umsatzsteigerung um 60 Prozent von 2008 auf 2009. »Durch langfristige Lieferverträge, die sich besonders im vergangenen Jahr durch einen Umsatz-Peak bemerkbar machten, konnten wir die Wirtschaftskrise überkompensieren«, verdeutlicht Michael Noffz, Leiter Marketing von Silicon Software. »Die Projekte gehören allerdings zur nicht-industriellen Bildverarbeitung. Nach Herausrechnen der Projekte zeichnet sich auch bei uns ein Rückgang des Kundenumsatzes in der klassischen industriellen Bildverarbeitung ab.«
Weil das große Umsatzplus im Krisenjahr 2009 von Sonderprojekten herrührt, ist sich Noffz natürlich im Klaren, dass derart hohe Wachstumsraten nicht von Dauer sein können: »Seit Frühjahr dieses Jahres stellen wir eine konstantere Auftragslage fest, die für mittelfristige Planungen belastbar ist«, führt er aus. »Insgesamt erwarten wir für 2010, den Rekordumsatz des vergangenen Jahres zu erreichen.«