Beides sind lupenreine Low-Power-Funktechniken, die bei minimaler Sendeleistung erstaunliche Reichweiten auch im städtischen und industriellen Umfeld sowie in Gebäuden ermöglichen und den Betrieb vieler hunderter Sensoren pro Gateway erlauben. Mioty – als neuerer Standard – bietet eine tendenziell noch größere Reichweite und kommt mit extrem hoher Sensordichte noch etwas besser zurecht als das etablierte LoRaWAN, das dafür ausgereifte Technik und seit Jahren ein umfassendes Ecosystem an Komponenten bietet. Mioty hat hier noch etwas Nachholbedarf.
Bei beiden Techniken können die Anwender ihre Netzinfrastruktur einfach und vergleichsweise kostengünstig nach Bedarf selbst aufbauen. Dabei können sie relativ leicht sicherstellen, dass die Netzabdeckung wirklich alle Sensoren erreicht – die zudem keinerlei Gebühren und kaum laufende Kosten verursachen. Der Unterhalt des Netzes insgesamt bringt natürlich trotzdem gewisse laufende Kosten mit sich, die mit einer wachsenden Anzahl von Sensoren jedoch anteilig immer kleiner ausfallen. Zudem sind LoRaWAN und Mioty ausgesprochen energiesparend, was beide Techniken für zahlreiche IoT-Anwendungen prädestiniert.
Sicherheit und Verfügbarkeit
LoRaWAN und Mioty arbeiten beide in lizenzfreien Frequenzbereichen, die von sehr vielen Anwendungen mit unterschiedlichen Funktechniken – wenn auch mit technischen Beschränkungen bezüglich Sendeleistung und Sendehäufigkeit – beliebig genutzt werden können. Mit zunehmender Anzahl von Nutzern werden die gegenseitigen Störungen dennoch zunehmen. Einen gewissen Vorteil bietet dabei Mioty, das gezielt auf Robustheit optimiert ist.
Anwendungen, die eine maximale Zuverlässigkeit der Sensordaten erfordern und Ausfälle im Bereich weniger Prozent nicht tolerieren können, sind in diesen Frequenzbändern dennoch nicht optimal aufgehoben. Andererseits kann jeder Betreiber »sein« Netz nach Bedarf vor Stromausfällen schützen.
450 MHz für kritische Infrastrukturen
Deutschland verfügt gemeinsam mit einigen anderen Ländern in Europa über ein spezielles reguliertes Frequenzband für die Überwachung kritischer Infrastrukturen. Es soll ausdrücklich auch im Katastrophenfall und bei Stromausfall verfügbar sein. Obwohl es kein typisches IoT-Netz ist, bietet es dennoch die Möglichkeit, neben der klassischen Fernwirktechnik auch Sensoren anzubinden, die Informationen zum Zustand von Versorgungsnetzen liefern.
Ein gutes Beispiel hierfür ist das Monitoring von Trafostationen im Mittelspannungsverteilnetz, von denen bis heute hunderttausende quasi im Blindflug betrieben werden. Deren Zustand zu kennen ist ein enormer Vorteil – ob bei Stromausfall zur schnelleren Fehlerlokalisierung oder um im Normalbetrieb Informationen über veränderte Lastflüsse durch Solarstrom und Ladestationen zu sammeln.
Es kommt darauf an
Es existiert kein »bestes« Netz, und eine Betrachtung der reinen Netz-Leistungsdaten ist nur wenig aussagekräftig. Entscheidend sind allein die Anforderungen, die die geplante Anwendung stellt. Anbieter wie comtac haben das verinnerlicht und setzen deshalb auf modulare Gerätekonzepte, um innerhalb einer Produktfamilie Varianten für mehrere Funktechniken anbieten zu können. Potenzielle Anwender aus öffentlichen und privaten Unternehmen sind gut beraten, diesem Ansatz zu folgen und sich gegebenenfalls durch Anbieter Funknetz-agnostischer Ansätze beraten zu lassen. Die Kompetenz dafür ist vorhanden – ebenso wie das passende Funknetz.
Der Autor: Uwe Scholz ist Business Manager bei der comtac AG.