Auch im Jahr 2025 bleibt Cybersecurity neben KI und 5G der treibende Trend im Embedded- und IoT-Markt. Schlüssel dafür ist ein sicheres Betriebssystem für alle Maschinen im IoT. Zudem wird der EU-CRA bald verbindlich. Wie richtet sich Kontron als Embedded-Anbieter angesichts dessen anno 2025 aus?
Während die Cyberbedrohungslage weiter steigt und auch der Mittelstand zunehmend ins Visier von Cyberattacken gerät, nimmt gleichzeitig die Zahl der vernetzten Geräte weiter zu. Darauf zielt eine verschärfte Regulierung: Bereits in diesem Jahr greift die NIS-2-Richtlinie zur Netz- und Informationssicherheit. Unternehmen bleibt jetzt nur noch wenig Zeit, sich auf den Cyber Resilience Act (CRA) vorzubereiten, der ab 2027 in Kraft tritt und für Produkte mit digitalen Komponenten deutlich höhere Anforderungen mitbringt. Vor allem müssen sehr viel mehr Unternehmen CRA-ready werden, denn eine Vielzahl von (industriellen) Geräten, Anlagen und Maschinen ist von der Regulierung betroffen. Noch deutlich strengere Auflagen sind im stark wachsenden Defense-Markt, in Avionics und Zugverkehr zu erfüllen.
Zentraler Aspekt für alle Geräte und Maschinen, die im IoT (Internet of Things) verbunden sind, ist ein gehärtetes Betriebssystem. Unter dem Namen »KontronOS« steht sozusagen ein »Windows für Maschinen« zur Verfügung, mit dem bis Ende 2029 – so die Zielsetzung – 100 Millionen Geräte ausgestattet sein sollen. Die schlanke Konzeption auf Linux-Basis reduziert im Vergleich zu anderen Operating Systems potenzielle Einfallstore massiv, unter anderem sind alle Verbindungen komplett verschlüsselt, es wird nur digital signierte OS-Software wie etwa Updates ausgeführt, und Wartungszugriffe sind auf ein Minimum reduziert.
Dort, wo Produkte in digitalen Geschäftsmodellen während des gesamten Lebenszyklus vernetzt sind und Daten senden, aber auch in vernetzten Produktionsumgebungen, steigen die Anforderungen mit dem vom CRA geforderten Konzept Security-by-Design stark an. Hier können nach IEC 62443 zertifizierte Technologieanbieter den Betreibern viel Arbeit mit Blick auf das Dokumentieren, Auditieren und Sichern ihrer Gesamtlösung abnehmen. Nachholbedarf gibt es erfahrungsgemäß besonders bei durchgängigen Security-Konzepten über IT und OT (Operation Technology) hinweg. Oft haben Betreiber derzeit noch keinen Überblick über ihre oft weltweit in Produkten verteilten IoT-Devices. IoT-Device-Management-Lösungen wie »KontronGrid« sorgen für Transparenz, automatische Security-Updates und automatisierte Verwaltung.
Besonders in der Industrie wird stärker auf Connectivity über 5G gesetzt. Im Zugverkehr, bei der Feuerwehr und im professionellen Government-Datenverkehr kommt zunehmend der Future Railway Mobile Communication Standard (FRMCS) zu Einsatz, ein 5G-Derivat mit wesentlich höherer Sicherheit. Die Auftragslage zeigt, dass besonders der Bahnsektor jetzt massiv in 5G investiert. Vor allem dort, wo Geräte und Produkte in Bewegung sind, etwa bei autonomen Fahrzeugen, Elektrofahrrädern und autonomer Fördertechnologie, oder dort, wo keine Netzwerke in der Nähe sind, wie in Sensorik entlang der Autobahn, nimmt die 5G-Nutzung zu. Durch die Entwicklung und Herstellung von 5G-Modulen wird eine sichere globale Lieferkette von Komponenten für kritische Kommunikationsinfrastrukturen gewährleistet, was beispielsweise im Automotive-Bereich eine wichtige Rolle spielt. Die Anzahl der vernetzten Geräte in der Industrie wird in diesem Jahr Schätzungen zufolge rund 20 Milliarden erreichen, Tendenz stark steigend. Der Trend ist eindeutig: Bis Ende dieses Jahrzehnts könnte bereits mehr als die Hälfte aller vernetzten Maschinen über drahtlose Verbindungen mit 5G miteinander kommunizieren.
Zwar wird auch dieses Jahr noch nicht den Durchbruch für mobile private 5G-Netze bringen. Dennoch ist schon jetzt deutlich, dass Lieferanten diese Funktionalität mitbringen müssen, weil sie bereits in aktuellen Ausschreibungen gefordert wird. Die Erfahrung zeigt, dass in vielen Kontexten 5G-Campusnetze wirtschaftlicher sind als WLAN und einen schnellen ROI haben. Die Hürden dafür sinken mit schlüsselfertigen Lösungen, in denen alle Komponenten kompatibel zusammenspielen. Eine Herausforderung bestand bisher darin, dass es an 5G-Modulen fehlte. Sie sind in der Komplettlösung enthalten, etwa in Form der im März vorgestellten 5G-Breitband-Modemkarte M.2, die für industrielle und sicherheitskritische Anwendungen konzipiert ist. Kontron hat seine Edge-Plattform ME1310 zudem mit der CORE- und RAN-Software des Partners Amarisoft integriert, um die spezifischen Anforderungen etwa in der Verteidigungs-, Sicherheits- und Transportindustrie zu erfüllen. So lässt sich unterbrechungsfreie Connectivity auch in isolierten Umgebungen temperaturunabhängig sicherstellen.
Während Europa mit Blick auf Cloud-Technologie den Anschluss an die internationalen Hyperscaler zwar verloren hat, ist im Markt für KI-Netze in industriellen Anwendungen rund um Edge und IoT noch Luft nach oben. Das Thema wird in Deutschland und auf EU-Ebene intensiv gefördert. Entsprechende KI-Netzwerke sind speziell dafür ausgelegt, industrielle Prozesse mithilfe von KI zu überwachen, zu optimieren und zu automatisieren. Diese Netzwerke kombinieren KI, IoT-Technologien, Cloud und Edge Computing mit fortschrittlichen KI-Modellen und gewährleisten eine effiziente, sichere Kommunikation zwischen Maschinen, Sensoren und Systemen. Ein Beispiel dafür ist der neue Intranet-Observer von Kontron. Er wird automatisch auf die individuelle Umgebung eines Unternehmens trainiert, überwacht dann Datennetze in IT und OT und erkennt Anomalien im Millisekundenbereich, um potenzielle Angriffe zu unterbinden.
Dass KI derzeit weiteres Disruptionspotenzial entfaltet, lässt sich an praktisch allen IT-Trendvorhersagen ablesen. Allerdings wird noch zu wenig darüber geredet, woher die Daten kommen, aus denen die KI lernt. Gartner geht davon aus, dass in diesem Jahr 75 Prozent der von Unternehmen generierten Daten außerhalb herkömmlicher Rechenzentren oder Cloud-Umgebungen erstellt und verarbeitet werden – dank der zunehmenden Verbreitung des IoT. Ein Großteil der Daten, mit denen KI-Netze gefüttert werden, stammt also von Embedded-Computern.
IoT-Vernetzung macht gerade bei teuren Maschinen und Robotik nur einen Bruchteil der Investitionskosten aus. Die Erfahrung zeigt jedoch: Ein vernetzter Schweißroboter etwa arbeitet rund zehn Prozent schneller – IoT-Technologie amortisiert sich durch die Bank regelmäßig in drei bis sechs Monaten. Diese Erkenntnis setzt sich derzeit immer stärker in der Praxis durch. Um sich bestmöglich in unterschiedliche Produkte einzufügen, muss allerdings ein kundenspezifisches Design der IoT-Komponenten möglich sein. Individuelle Bausteine, die dennoch auf Standards beruhen und damit Sicherheit und Wirtschaftlichkeit gewährleisten, sind für Kontron ein wichtiges Wachstumsgeschäft. Dass die IoT-Vision von Kontron aufgeht, zeigt sich an einer Umsatzsteigerung von über 44 Prozent im Jahr 2023 und einem vergleichbaren Wachstum im Jahr 2024.
Auch der Bedarf an Edge-Hardware wird weiter steigen, denn immer mehr Branchen wie Automotive, Industrieautomatisierung, Eisenbahnen oder Bereiche wie Smart Cities setzen auf IoT. KI, 5G-Connectivity und Security sind dabei die zentralen Anforderungen. Neben der Zusammenarbeit mit Hailo ist Kontron beim Thema KI-Chips vor kurzem eine enge Entwicklungspartnerschaft mit Qualcomm eingegangen. Besonders spannend ist dabei die Nutzung von ARM-Prozessoren, die nur ein Zehntel des Stroms vergleichbar leistungsfähiger Chips verbrauchen – besonders wichtig für IoT-Szenarien an der Edge. Die KI-Lösungen bringen 5G-Fähigkeit mit und lassen sich durch KI-Beschleuniger (Accelerators) erweitern. Sie sind die Grundlage für IoT-Edge-Geräte auf Basis vernetzter ARM-Chips, die über eingebettete KI-Funktionalität verfügen. In den nächsten ein, zwei Jahren werden entsprechende Boards, Module und Lösungen der nächsten Generation auf Basis der Qualcomm-Technologie entstehen, die Expertise in robusten Embedded-Systemen mit innovativen Mobil- und KI-Technologien kombinieren.
Bei der Energiewende ist technologisch noch viel Luft nach oben: Hier können intelligente Lösungen für Solarenergie und Smart Charging einen erheblichen Unterschied bei Energieverbrauch und Nachhaltigkeit machen. Ein Auftragsvolumen von über 350 Millionen Euro rund um Energiemanagement, mit dem sich die Leistung von Photovoltaikanlagen erhöhen lässt, und smarte Wallboxen für Elektromobilität zeigen hier einen klaren Trend. Elektroautoladeschaltungen sollten nicht nur Ladegerät sein, sondern ein IoT-System, das die Server des Autoherstellers mit dem Auto verbindet, um die Batterie exakt so zu laden, wie es der OEM vorgibt. Das kann die Lebensdauer der Batterie bis zu verdreifachen und bringt die Zehn-Jahres-Garantie für Batterien in Sichtweite.