»Wir bieten hohe Versorgungssicherheit«

Kontron bringt neue Industrie-Motherboards

4. April 2025, 13:15 Uhr | Andreas Knoll
Thomas Stanik, Kontron Europe: »Motherboards made in Europe sind hinsichtlich Total-Cost-of-Ownership sicherlich unschlagbar.«
© Kontron

Kontron setzt bei seinen Industrie-Motherboards auf den mini-STX-Formfaktor und eine Made-in-Europe-Strategie. Doch welche Vorteile ergeben sich daraus? Thomas Stanik von Kontron Europe erläutert sie und beschreibt die auf der embedded world vorgestellten Motherboard-Neuheiten für die Industrie.

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Markt&Technik: Kontron entwickelt und produziert seine Mainboards in Europa. Wie steht es hier um die Wettbewerbsfähigkeit?

Thomas Stanik, Senior Sales & Business Development Manager Kontron Motherboards: Dank eines hohen Automatisierungsgrades und einer Produktentwicklung sowohl mit striktem Design-to-Cost-Verfahren als auch mit Manufacturability-, Testability- und Quality-Ansatz sind Motherboards made in Europe erheblich wettbewerbsfähiger, als man dies erwarten würde, und hinsichtlich Total-Cost-of-Ownership sicherlich unschlagbar.

Mit drei unabhängigen, aber dennoch quasi »baugleichen« eigenen Produktions-Standorten in Europa - Mauerstetten in Bayern, Leipzig in Sachsen und Kranj in Slowenien - bietet Kontron bei Motherboards für seine europäischen Kunden die höchste Versorgungssicherheit und kürzesten Lieferzeiten.

Auch hinsichtlich Cybersecurity, technischem Support, Aufwand für das Design-In und striktem Lifecycle Management, aber auch sozialer Verantwortung für Ökologie, Menschenrechte, Erhalt von Know-how und Arbeitsplätzen in Europa und vielem mehr punkten Motherboards von Kontron gegenüber dem fast ausschließlich asiatischen Wettbewerb.


Bei seinen Industrie-Motherboards setzt Kontron stark auf den mini-STX-Formfaktor. Was sind die Gründe dafür?

Beim mini-STX-Formfaktor handelt es sich um ein standardisiertes Format für kleine Rechner. Im Vergleich zum beliebten 4x4-NUC-Format bietet es umfangreiche Anschlussmöglichkeiten einschließlich eines Front-Panels und sogar eines aufgelöteten Power-Buttons. Damit eignet sich der mini-STX-Formfaktor für kleine und flache Systeme sowie die Integration in Geräte mit eingeschränkten Raumbedingungen.

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Das K4021-U ist Kontrons erstes Motherboard auf Basis der Intel-Core-Ultra-Plattform mit integriertem AI-Koprozessor.
Das K4021-U ist Kontrons erstes Motherboard auf Basis der Intel-Core-Ultra-Plattform mit integriertem AI-Koprozessor.
© Kontron

Das mini-STX-Format ist zudem kostengünstiger als das 3,5-Zoll-SBC-Format. Im Gegensatz zum 3,5-Zoll-SBC-Format befindet sich die CPU beim mini-STX-Format nicht auf der PCB-Unterseite, sondern - wie bei Motherboards üblich - auf der Oberseite, wie auch RAM und M.2-Slots für SSD/Wi-Fi/BT/5G. Das verringert die Bauhöhe von Systemen und vereinfacht das Kühlkonzept beim Einbau in Geräte, weil alle zu kühlenden Komponenten auf einer PCB-Seite untergebracht sind.


Auf der embedded world hat Kontron das »mini-STX K4021-U« vorgestellt. Was zeichnet dieses Produkt neben »Made in Germany« aus?

Mit dem K4021-U schließen wir wieder die Lücke im Performance-Level der Core-5- und Core-7-Prozessoren von Intel nach dem End of Life unserer Coffee-Lake-basierenden mSTX-Motherboards.

Des Weiteren ist das K4021-U unser erstes Motherboard auf Basis der Intel-Core-Ultra-Plattform mit integriertem AI-Koprozessor. Dieser ermöglicht eine Vielzahl neuer AI-Applikationen und kann bisher eher stromverbrauchsintensive klassische Anwendungen – beispielsweise aus dem Bereich Imaging & Recognition – energieeffizienter realisieren.

Weitere Evolutionsschritte sind unter anderem der Schwenk auf mehr USB-Typ-C-Ports, die aufgrund der flexiblen Nutzung für Daten- oder Videoübertragung sowie im Power-Delivery-Modus mittlerweile auch in der Industrie ihren Platz gefunden haben.

Das K4021-U haben wir auch für unsere Integrationskunden entwickelt, die noch mehr aus diesem kleinen 5-Zoll-mSTX-Format herausholen wollen. So sind vier M.2-Slots in unterschiedlichen Konfigurationen – für Storage, Wi-Fi oder weitere Peripherien wie additive COM-Ports – verfügbar.

Letztlich bieten wir mit dem K4021-U in Verbindung mit unserem SMARTCASE S502 eine Embedded-Alternative zum Intel NUC.


Neben den energie-effizienten mSTX-Motherboards haben Sie auch eine neue Produktserie angekündigt – die »Industrial Server Class«.

Das ist richtig. Wir denken schon seit einiger Zeit über den Einstieg in den Bereich Motherboards für Industrie-Server nach. Aus vielen Kundengesprächen haben wir die Botschaft herausgehört, dass sich Kunden hier häufig schwertun, passende Produkte auf dem Markt zu finden. Klassische Server-Motherboards haben meist Spezifikationen, die auf den Data-Center-Einsatz – also in klimatisierten Räumen – abzielen, nicht jedoch auf den benötigten Vor-Ort-Einsatz – eben als Edge-Server in Umgebungen mit höheren Temperaturen. Deshalb haben wir auf Basis unserer Industrie-Motherboard-Expertise überlegt, wie wir uns hier positionieren können.

Auf der embedded world haben wir neben dem Top-Segment mit unserem K9051-C auf Basis der Scalable-Prozessoren von Intel erstmals mit den Versionen K3881 und K3882 auch den Mid-Range- und Einstiegsbereich auf Basis der Intel-Prozessoren Xeon E-2400 und Xeon 6300 gezeigt.

Um unsere Kunden auch hier bestmöglich zu unterstützen, sind wir mit Partnern in Kontakt, die das Ecosystem in der für uns eher neuen Welt anbieten. So wollen wir neben unserer bereits etablierten Kooperation mit Micron im Speicher- und Storage-Bereich auch die Kompatibilität mit Gehäusen sicherstellen. Hierzu haben wir eine Partnerschaft mit der Firma Chenbro ins Leben gerufen.

Unsere Industrial-Server-Motherboards werden zudem über eine OpenBMC-basierende Server-Management-Suite remote administrierbar sein und Kunden eine langfristige Verfügbarkeit von mindestens fünf bis zu zehn Jahren ermöglichen. Das K9051-C ist bereits bei den bekannten Distributoren verfügbar, die K388x-Varianten ab Herbst 2025.

Die Fragen stellte Andreas Knoll.


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