So lohnt sich das IIoT

Erst Ortsbewusstsein bringt monetarisierbares Wissen

21. Februar 2019, 14:00 Uhr | Heinz Arnold
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Greifabare Projekte für neue Märkte

Den entscheidenden Schritt, um über die Lokalisierung hinaus ganze End-to-End-Systeme für bestimmte Zielmärkte anbieten zu können, ging nanotron 2017. Damals übernahm Sensera das Unternehmen mit dem Ziel, das Angebot der Firma zum Komplettsystem auszubauen. »Jetzt können wir die gesamte Wertschöpfungskette vom Sensor über das Funksystem bis zur Aufbereitung der Information abdecken«, so Förste. Und zwar als erste: »Ich kenne kein anderes System, das vergleichbar wäre. Und es ist erst der Start für ein weites Portfolio von Analyse-Tools, die wir für unterschiedliche Branchen entwickeln werden.«

Im Moment konzentriert sich nanotron auf zwei Märkte: Bergbau und Tiergesundheit. Im Bergbau ist es essenziell, dass kleine, energieeffizient arbeitende Sensorknoten über Funk automatisch ihren Ort sehr genau mitteilen können. Die Sensoren nehmen Werte wie Temperatur und Bewegung auf, und sie können – überlebenswichtig in Minen – giftige Substanzen wie CO und explosive Gase wie Methan weitflächig unter Tage detektieren. Firmen wie Selectronic Funk- und Sicherheitstechnik, marco Systemanalyse und Entwicklung aus Deutschland und PPHU ATUT aus Polen werden auf der embedded am Stand von nanotron zeigen, wie die konkreten Applikationen funktionieren. Grundsätzlich lassen sich diese Erkenntnisse auch auf weitere Branchen, etwa die Öl- und Gasindustrie, übertragen.

Hier kann übrigens die von nanotron ursprünglich entwickelte Chirp-Technik ihre großen Vorteile ausspielen: Sie bietet eine gute Balance zwischen Leistungsaufnahme, Reichweite und Lokalisierungsgenauigkeit. Keine andere Technik kann dies unter den dort herrschenden Bedingungen tun.

Doch wenn sich die Bedingungen, unter denen die Applikation läuft, ändern, dann können weitere Funktechniken durchaus vorteilhaft sein und Chirp ergänzen. »Deshalb setzt nanotron schon seit Längerem auf offene Systeme, sowohl was die Funktechniken und Protokolle als auch was die Sensoren angeht. Nur dieser Weg ist wirtschaftlich sinnvoll«, sagt Förste. So arbeitet nanotron auf dem Sektor der UWB-Technik mit DecaWave zusammen. Dem Einsatz von Funkstandards wie WiFi, Bluetooth, Zigbee oder Low-Power-Wide-Area-Networks (also LPWAN wie LoRa oder Sigfox) stehe ebenfalls nichts im Wege.

Auf den eigenen Modulen der Swarm-Bee-Familie hat nanotron Chirp und UWB bereits kombiniert, um die Vorteile beider Techniken zu verbinden. Das funktioniert so gut, dass nanotron dafür im vergangenen Sommer mit dem „Geo IoT World Award“ für Indoor-Location ausgezeichnet wurde. Auf Distanzen bis zu 20 m lässt sich der Ort auf 10 cm genau bestimmen, auf Distanzen bis 500 m auf 1 m genau.

Auch im zweiten großen Sektor, den nanotron derzeit anvisiert, den Farm-Animal-Health-Systemen, bildet Chirp die Grundlage. Auf diesem Gebiet arbeitet nanotron mit der österreichischen Smartbow zusammen, die Zoetis 2017 gekauft hat. Zoetis ist eine Ausgründung von Pfizer und mit einem Umsatz von weit über 5 Mrd. Dollar die Nummer 1 unter den Anbietern von Tier-Pharma-Produkten und seit Neuestem Farm-Animal-Health-Systemen. Die Ohrmarken von Smartbow – das Unternehmen arbeitet auch nach der Übernahme unter dem bisherigen Namen weiter – übermitteln die Lebensdaten der Kühe, sodass sich daraus Krankheiten früh erkennen lassen und Medikamente optimal individuell verbreicht werden können. Das System ist skalierbar, es lassen sich Zehntausende von Tieren mit den Ohrmarken versehen und überwachen.

Mit Zoetis im Rücken kann das System nun weltweit in hohen Stückzahlen Anwendung finden. »Schon für sich gesehen ein riesiges Wachstumspotenzial«, freut sich Förste. Darüber hinaus eröffnen sich laut Förste den Location-Data-Analytics-Systemen weiter interessante Anwendungsfelder. Derzeit ist nanotron in Gesprächen mit Firmen aus den Bereichen industrielle Fertigung und Healthcare. Am Fließband etwa könne das System überwachen, ob die Monteure die Werkstücke jeweils mit den dafür geeigneten Werkzeugen einbauen. »Es lässt sich sogar feststellen, ob am gerade benutzten Schlüssel das Drehmoment richtig eingestellt ist«, so Förste. »Im Grunde geht es darum, die Fehlerrate am Arbeitsplatz zu reduzieren und die Effizienz zu steigern.«

Wie oben bereits angedeutet: Die Lücken in der Wertschöpfungskette haben bisher verhindert, dass sich diese Systeme in der Industrie und vielen weiteren Sektoren so richtig durchsetzen konnten. Förste: »Deshalb sehe ich für unsere 360°-Edge-Analytics und die weiteren Analyse-Tools ein riesiges Potenzial, das schnell Kundennutzen bringt. Jetzt können wir als Tochter von Sensera diese Märkte mit unserer Location-Data-Analytics-Systemen sowie mit Partnern wie DecaWave, ClearBlade und Smartbow/Zoetis schnell erschließen.« Über die kommenden zwölf Monate werde nanotron jedenfalls schon erste interessante Projekte für neue Märkten bekannt geben können.

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