Dieter Meuser, Geschäftsführer von IoTOS

»Edge-Cloud-Computing wird ein Wettbewerbsfaktor für Europa!«

31. Oktober 2019, 10:42 Uhr | Karin Zühlke
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Die Zeichen der Zeit erkennen...

IoTOS
Dieter Meuser, IOTOS: »Als IoTOS und im Verbund der Friedhelm Loh Group verfügen wir über einen guten Erfahrungsschatz, weil wir die Sprache der Industriekunden sprechen und ihre Herausforderungen kennen. Zugleich sind wir aufgrund unserer Erfahrung mit Vernetzung und IoT-Plattformen versiert darin, den IT-Leiter zufriedenzustellen. Wir vereinen also das Beste aus zwei Welten – IT und Industrie!«
© IoTOS

Zum Beispiel?

Ein kostenschonender Betrieb von Software-Anwendungen auf Public-Cloud-Plattformen wie AWS, Microsoft Azure, Google Cloud usw. oder Edge-Cloud-Plattformen wie ONcite ist nur mit mikroservicebasierten Anwendungen möglich. Bei monolithischen Anwendungen ist unglaublich viel organisatorischer Overhead gegeben, und Sie sind mit ein bis zwei Jahren Einführungszeit pro Werk konfrontiert. Wir schneiden das Ganze sozusagen in kleine Scheibchen und bringen je nach Kundenbedarf nur das Filetstück zum Laufen. Das können wir dann auch innerhalb von zwei bis drei Monaten umsetzen. Sie haben keine hohen Integrationsaufwände und Sie sparen sich Dienstleistungen und sehr hohe nachfolgende Betriebsaufwände.

Wird das MES also in Zukunft obsolet?

Die Analysten von Gartner beziehen hierzu klar Stellung. Sie gehen davon aus, dass 50 Prozent der monolithischen Anwendungen in den nächsten Jahren durch mikroservicebasierte IT-Anwendungen auf Public- bzw. Edge-Cloud-Plattformen ersetzt werden. Die MES-Funktionen werden durch die Softwareanwendungen der IIoT-Plattformen abgedeckt. Die Zeichen der Zeit habe ich übrigens schon zum Start des Industrie-4.0-Zeitalters erkannt.

Sie sind mit IoTOS auch ein wichtiger Partner der German Edge Cloud. Wie kam es dazu?

Wir arbeiten seit Sommer 2018 intensiv mit der German Edge Cloud zusammen. Die Partnerschaft hat sich soweit verstärkt, dass wir das bereits genannte Produkt Oncite gemeinsam aufgebaut haben. Die Gedanken, eine solche schlüsselfertige Lösung zu entwickeln, hat sich durch die enge Zusammenarbeit mit der German Edge Cloud und weiteren Partnern ergeben. German Edge Cloud ist ja seit Oktober auch eines unserer Schwesterunternehmen.

Was ist der Unterschied der Lösung der German Edge Cloud zu anderen Industrie-4.0-Plattformen?

Die gängigen Industrie-4.0-Plattformen liegen auf einer Public Cloud, während die Plattform der German Edge Cloud lokal, „on premise“ betrieben wird. Genau das ist ja der Mehrwert und der USP der German Edge Cloud. Sie bietet private Edge-Cloud-Infrastrukturen – IaaS –, Plattformen für die Datenanalyse – PaaS – und industriespezifische KI-Softwareanwendungen – SaaS – und steht an der Edge vor einer Public Cloud. Sie bietet damit dem nutzenden Unternehmen Datensouveränität und Datenkontrolle. Ein europäischer Fabrikbetreiber wird mit sensiblen Daten sicher nicht direkt in eine Public Cloud gehen. Das wäre viel zu unsicher. Mit der offenen Plattform von German Edge Cloud hat er aber die Möglichkeit, durch Schnittstellen mit Public Clouds zu interagieren, wenn er dies möchte.

Kommen wir zurück auf das Thema Traceability, das Sie vorhin bei ihrer Portfolio-Aufzählung genannt haben – das ist ja auch ein schlagkräftiges Argument. Eine Ihrer Lösungen ist ja „Track & Trace“. Wie können Sie die Möglichkeiten der Tracebility auf ein ganz neues Level heben?

Die Industrie versuchte Traceability schon vor zehn Jahren zu standardisieren. Dabei ging es aber noch um Anwendungen, die direkt in der Fabrik betrieben wurden und die Daten gesammelt haben. Diese Daten wurden archiviert auf lokalen Datenbanken und wurden bei Bedarf – etwa bei einem Ausfall von einer KFZ-Komponente im Feld – durch den Automotive-OEM angefragt. Das ist umständlich und langwierig.

Wenn Komponenten im Auto ausfallen, kommt das Fahrzeug in die Werkstatt und wird an ein Diagnosegerät angeschlossen. Bis diese Daten in den zentralen Systemen des Autoherstellers sind, vergehen drei bis vier Wochen. Dann erst wird gefragt, ob es eine Korrelation gibt, und schließlich werden beim Zulieferer die Trace-Daten eingeholt. Das kann nochmal bis zu einem halben Jahr dauern. Schließlich müssen die Systemtechniker Analysen fahren und das dauert wieder.


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