Das soll sich nach dem Willen von VW und weiteren Automobil-OEMs ändern: Die Trace-Daten sollen vom Zulieferer gleich in die Industrial Cloud übergeben werden, wie VW auch offiziell in einer Presseerklärung angekündigt hat.
Bis 2021 müssen 30.000 Zulieferwerke an die Industrial Cloud angebunden werden. Die deutsche Industrie braucht für diese Anforderung einen zuverlässigen Partner, dem sie das kritische Thema Produktionsdaten in Bezug auf die gewünschte Nutzung in den digitalen Produktionsplattformen anvertrauen kann. Damit wird Edge-Computing ein Wettbewerbsfaktor für Deutschlands und Europas Industrie.
Und hier kommt unsere Lösung ins Spiel. Diese gibt dem Zulieferer die Möglichkeit, die vom OEM geforderten Daten auf einer sicheren, fabrikinternen Edge-Plattform zur Verfügung zu stellen, ohne die Datenkontrolle zu verlieren. Wir haben dazu gemeinsam mit der German Edge Cloud und Bosch Connected Industry die erste Industrial-Edge-Cloud-Appliance für die Fabrik vorgestellt. Diese Edge-Cloud wird Gaia-X-kompatibel sein und somit den ersten praktischen Ausbauschritt für die industrielle Gaia-X-Initiative darstellen.
„Industrial-Edge-Cloud-Appliance“ klingt erst einmal – mit Verlaub – etwas beliebig. Worum handelt es sich bei dieser Anwendung genau?
Genau gesagt heißt die Appliance Oncite. Sie begegnet dem steigenden Bedarf der echtzeitfähigen Datenverfügbarkeit mit einem skalierbaren Edge-Cloud-Rechenzentrum von German Edge Cloud und Rittal. Oncite steht direkt vor Ort in den Fabriken und damit dort, wo die Daten entstehen. Industrielle Anwendungen von Bosch Connected Industry, German Edge Cloud und IoTOS ermöglichen neue Technologien wie industrielle Analytics und KI, um Qualitätsverbesserung, Kosten- und Durchsatzoptimierung in der Fertigung zu erzielen. So entsteht ein gesamtheitliches Ökosystem für die produzierende Industrie – im Verbund starker Industrie- und Forschungspartner.
Sie nannten vorher Gaia-X. Das ist ein Konsortium, das auf Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums vorangetrieben wird. Wie entstand die Idee?
Die Idee und das Konzept Gaia-X ist aus mehreren Gesprächen entstanden, die Prof. Dr. Loh, Prof. Neugebauer von der Fraunhofer-Gesellschaft und Herr Dr. Ritz mit Herrn Altmaier und verschiedenen Staatssekretären seit Sommer 2018 hatten. Fraunhofer und German Edge Cloud als Unternehmen der Friedhelm Loh Group hatten seit Sommer 2017 eine Forschungskooperation und haben unter anderem für das neue Rittal-Werk in Haiger KI-basierte Verfahren für Produktionsoptimierung untersucht.
Für die eingesetzten Verfahren wurde schnell klar, dass herkömmliche, Cloud-basierte KI nicht den Erfordernissen der Industrie genügt – etwa bezüglich Echtzeitfähigkeit, KI-Massendaten und Datensouveränität. Stattdessen wurden die Vorteile des Edge-Computing für industrielle KI und andere innovative digitale Produktionsoptimierungen schnell klar. Es geht beispielsweise um Taktzeitschwankungen bei Produktmixen, oder den genauen Grund für Engpässe schnell zu identifizieren.
Gaia-X soll also die deutsche und europäische Produktion für die Zukunft gegenüber zu viel Einfluss aus USA und China absichern?
Damit besteht zumindest die große Chance, im industriellen Kontext mit Edge-Computing vor der chinesischen und amerikanischen Konkurrenz den industriellen Edge-Computing-Markt zu besetzen. Die großen US-Public-Cloud-Hyper-Scaler sind ebenfalls schon in den Edge-Computing-Markt eingestiegen. Allerdings mit einer harten Kopplung zu ihren Plattformen.