Interview mit Andreas Bös

Digitalisierung – jetzt!

11. März 2021, 7:30 Uhr | Tobias Schlichtmeier
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

»Es gibt keine Alternative zur Digitalisierung«

Also geht es darum Geräte – oder vielmehr Kunden – zusammenzubringen?

Es geht darum, Internet-fähige Geräte – also IoT-Geräte – zusammenzuführen, um deren Daten gegenseitig anzureichern und mithilfe von Algorithmen auszuwerten. So lassen sich die Vorteile der Vernetzung nutzen. Wir befinden uns derzeit noch in der Phase, in der es darum geht, Einzelprodukte und kleine Ökosysteme miteinander zu verbinden.

Die Energiewende zeigt, wie wichtig die Datenzusammenführung ist. Strom aus regenerativen Energien schwankt stark. Elektrofahrzeuge und deren Ladeinfrastruktur dagegen sind ein stabiler Energiespeicher mit festen Kapazitäten. Mit der Sektorkopplung könnte ein Elektro­fahrzeug zukünftig bei Bedarf Strom an Dritte liefern. Das klappt jedoch nur, wenn alle beteiligten Geräte und Netzwerke miteinander verknüpft sind. Es geht darum, Verknüpfungen Hersteller- und Geräte-übergeordnet zu ermöglichen.

Ihre Plattform agiert wie eine Cloud. Das heißt, Sie benötigen eine große Serverkapazität. Wie stellen Sie ihre Serverleistung sicher, auch im Sinne der Nachhaltigkeit?

Wir betreiben keine eigene Cloud, sondern nutzen die Dienste von Google. Die Server stehen in Europa und wir sind nicht aktiv in das Servermanagement eingebunden. Wir haben jedoch Kunden, die nach der CO2-Bilanz fragen. Wenn es Möglichkeiten gibt, die Bilanz zu optimieren nutzen wir sie. Jedoch haben wir lediglich einen geringen Einfluss auf das Nutzen der Server.

Neben Conrad Connect gibt es weitere IoT-Plattformen wie Siemens MindSphere oder Bosch IoT Suite. Worin unterscheidet sich Ihre Plattform von denen Ihrer Mitstreiter?

Einerseits gibt es viele Anbieter, andererseits ist der Markt sehr groß und wächst stetig. Wir vergleichen uns nicht mit Anbietern wie Siemens – sie sind ganz anders ausgerichtet. Unsere Plattform basiert auf den Tätigkeitsschwerpunkten von Conrad Electronic. Das heißt, wir sind eher auf kleine und mittelständische Unternehmen unterschiedlicher Branchen fokussiert wie die Energiebranche, Versicherungen sowie den Handel.

Außerdem setzen wir auf unsere Plattform und die Firmen, die dahinterstehen. Ein Kunde ist also nicht auf eine bestimmte Marke angewiesen, sondern kann sich mit anderen Marken und deren Systemen vernetzen. Ebenso wichtig ist unser Servicemarktplatz hinsichtlich der Ende-zu-Ende-Verknüpfungen. Er fungiert als großer App-Store, bei dem Firmen Hardware-unabhängig, Apps von anderen Firmen nutzen können. Über das Entwicklerportal können sie sogar eigene Apps schreiben und sie entweder selbst nutzen oder als bezahlbares Angebot bereitstellen. Wir entscheiden mit jedem Kunden, welche Vorgehensweise für ihn passt.

Welche Perspektiven sehen Sie beim IoT-Standort Deutschland?

Ich denke, grundsätzlich sind wir in Deutschland gut vorbereitet, um führend im Bereich IoT zu sein. Wir sind Technologiestandort, haben einige Global Player, ein gutes Bildungssystem sowie Forschungsinstitute. Trotzdem stehen Teile der Bürger digitalen Diensten noch sehr kritisch gegenüber. Ich denke, das liegt jedoch daran, dass es uns bislang nicht gelungen ist, das ominöse Wort »Digitalisierung« und die daraus resultierenden Vorteile für unsere Gesellschaft hinreichend zu verdeutlichen. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen: Ohne die Digitalisierung wird es uns nicht gelingen, die großen Herausforderungen der Zukunft wie den Klimaschutz und das Versorgen einer wachsenden Weltbevölkerung anzugehen.

Was würden Sie demnach Unternehmen empfehlen?

Ich habe den Eindruck, wir sehen in Deutschland zuerst immer die möglichen Risiken, anstatt die Chancen zu betrachten. Um es deutlich zu sagen: »Es gibt keine Alternative zur Digitalisierung«. Ein Teil davon ist die Vernetzung – gerade im Bereich IoT. Die Perspektiven sind ausgesprochen gut, vernetzte Systeme werden Teil des Wachstums in Deutschland sein. Unternehmen sollten sich das vor Augen führen.

Vielen Dank für das Gespräch.


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