Dr. Henning Wicht von iSuppli rechnet damit, dass die Kapazität im Bereich der Wechselrichter den Bedarf um den Faktor 2 übersteigt: Ende 2010 hätte die Produktionskapazität bei 33.300 MW gelegen, bis Ende 2012 soll sie auf 51.400 MW klettern.
Parallel dazu dürfte aber die Diskussion um die Senkung der Einspeisevergütung wieder zu einem Run auf die Photovoltaik führen, wie aus dem letzten Jahr bekannt. Deshalb ist schwer abzusehen, ob doch eher eine Preissenkung für Wechselrichter am Ende des Jahres zu verzeichnen sein wird oder eine Verknappung. Ash Sharma von ISM Research geht von einer im Vergleich zu Modulen relativ moderaten Preisreduktion für Wechselrichter von 10 bis 15 Prozent für dieses Jahr aus.
Henning Wicht misst seiner Prognose der Überkapazität allerdings hinsichtlich der Preise keine große Bedeutung bei: wie er auf dem Inverter und PV System Technology Forum in Berlin erklärte, könnten die Hersteller die vorhandenen Kapazitäten kostengünstig brach liegen lassen – anders als etwa Hersteller von Halbleitern, deren teure Maschinen auch genutzt würden, wenn die Preise für die ICs in den Keller sinken und teilweise unter den Produktionskosten liegen. Überkapazitäten im Bereich der Wechselrichter seien also nicht gleichbedeutend mit Überproduktion und ins bodenlose stürzenden Preisen.
Dass nun aber die Kapazitäten für den Bau der Wechselrichter existieren, heißt noch lange nicht, dass eine Verknappung wie im vergangenen Jahr ausgeschlossen wäre. Ganz im Gegenteil: Denn der Engpass lag nicht an den Produktionskapazitäten für Wechselrichter sondern daran, dass die Halbleiterkomponenten und die passiven Bauelemente nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung standen. Die Halbleiter machen laut Wicht rund 10 Prozent des Wertes eines Wechselrichters aus, die passiven Bauelemente 27 Prozent.
»Was machen die Hersteller dieser Komponenten?«, fragt Wicht. Davon hänge es ab, ob es zu Knappheit kommt und wie sich die Preise entwickeln. Er rechnet mit einem Maximum an Lieferzeiten und Preis für Mitte 2011. Insgesamt prognostiziert er, dass die Zahl der ausgelieferten Wechselrichter in diesem Jahr um 40 Prozent in die Höhe klettert (nach einem Plus von nicht weniger als 125 Prozent 2010 gegenüber 2009). Über die kommenden Jahre werde dann diese Kurve aber flach verlaufen.
Dave Freeman von Texas Instruments sieht für 2011 keine Verknappung auf dem Level von 2010 voraus. Erstens würden die Halbleiterhersteller und die Hersteller von Wechselrichtern enger zusammen arbeiten, hätten also aus 2010 ihre Lehren gezogen. Zweitens hätten die Halbleiterhersteller ihre Kapazitäten ausgebaut, TI etwa fertige nun auf breiter Basis auf 300-mm-Wafern und habe auch die Test-Kapazitäten kräftig erweitert.