»Die nordafrikanischen Länder setzen stark auf Erneuerbare Energien«

Trotz politischer Umwälzungen – Desertec lebt

21. Februar 2011, 15:27 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die nordafrikanischen Staaten setzen auf Desertec

Die Solarthermie ist ein wesentlicher Bestandteil von Desertec
© Solar Millenium / Langrock

Wenn der Strom tatsächlich nach den Plänen von Desertec erzeugt und über HGÜ nach Europa transportiert wird, dann muss er von dort über das europäische Netz verteilt werden. Nun kann  das europäische Netz schon jetzt kaum noch die Erzeugung von Windenergie im Norden und die Erzeugung von Solarenergie im Süden verkraften und muss dringend ausgebaut werden. Was wäre hier noch zu tun und bis wann müsste das geschehen?

Das ist richtig, es fehlt schon heute an den Kapazitäten, um die Stromnetze der Länder untereinander zu verbinden, überall gibt es an den Grenzen Engpässe. Auf EU-Ebene ist das Problem aber jetzt erkannt und es sind viele Aktivitäten im Gang, um den Ausbau kräftig zu beschleunigen.

Ziehen die EU-Länder beim Thema Desertec wirklich an einem Strang? Sind die Interessenlagen der einzelnen Länder nicht sehr unterschiedlich, so dass doch jeder am liebsten wieder sein eigenes Süppchen kochen würde? Immerhin hat Frankreich mit Transgreen und MedGrid Projekte ins Leben gerufen, die man als Wettbewerbsveranstaltungen zu Desertec sehen könnte?

Diese Projekte müssen nicht in Wettbewerb zueinander treten, sondern sie können sich ergänzen und werden das meiner Meinung nach auch tun. Es gibt selbstverständlich unterschiedliche Interessenlagen, aber es ist auch eine Aufgabe von Dii, diese Interessenlagen in ein Gleichgewicht zu bringen und zum Nutzen von Desertec zu kanalisieren.

Dennoch ist die EU in Energiefragen doch sehr zersplittert?

Richtig ist: Es gibt keine einheitlichen europäischen Rahmenbedingungen und keine einheitliche europäische Gesetzgebung. Dii muss mit jedem Land einzeln sprechen, was die Sache kompliziert macht. Kompliziert wird es aber oft schon in den Ländern selber, etwa wenn unterschiedliche Aspekte von Desertec mehrere Ministerien betreffen und dies eine Abstimmung der Ministerien untereinander erforderlich macht. Das kann sehr komplex werden. Mittlerweile haben wir so auf  Ebene der einzelnen Länder eine gewisse diplomatische Erfahrung sammeln dürfen, die wir nun auf EU-Ebene anwenden können. Insgesamt bin ich ganz optimistisch, dass wir für unsere Referenzprodukte realisieren können. 

Kritik an Desertec gibt es auch von Interessengruppen, die sich stark für den Ausbau der Erneuerbaren Energien aussprechen, dabei aber auf dezentrale Erzeugung setzen und Großprojekte ablehnen, von denen aus ihrer Sicht nur wieder die großen Konzerne profitieren würden...

Es gibt dazu geteilte Meinungen, meiner Ansicht nach müssen wir zentral und dezentral erzeugte Energie kombinieren und für deren Erzeugung einen Mix aus verschiedenen Technologien realisieren.

Ganz abgesehen davon: Auf zwei Quadratmeter in der Sahara fällt über das Sonnenlicht genügend Energie, um rein rechnerisch einen Haushalt in Deutschland zu versorgen. Soll diese ganze Energie nicht genutzt werden? 

Wäre es besser, dort beispielsweise Kohlekraftwerke zu bauen? Denn eines steht fest: Weil die Bevölkerung wächst, steigt der Energiebedarf. Neue Kraftwerke müssen deshalb auf jeden Fall gebaut werden. Die Sonne brennt auf die Wüste und wir können sie zum Nutzen des Klimas in elektrische Energie umsetzen. Das sehe ich gar nicht im Gegensatz zu dezentral gewonnener Energie, die hierzulande auch ihre Berechtigung hat. 

Und in den nordafrikanischen Ländern selber stößt Desertec auf Zustimmung?

Ganz eindeutig: Der politische Wille in den nordafrikanischen Staaten, auf Erneuerbare Energien zu setzen, ist da. Diese Chance sollte sich Europa nicht entgehen lassen. Zumal andere auch schon in den Startlöchern stehen. Auch diesen Aspekt sollte man in der Bewertung von Desertec keinesfalls außer Acht lassen.

 

 

 

 


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