VDE-Präsident Dr.-Ing. Joachim Schneider:

»Ich bin optimistisch, dass die Energiewende gelingt«

26. September 2013, 14:20 Uhr | Hagen Lang

An Rande des World Smart Grid Forums in Berlin bewertete VDE-Präsident Dr.-Ing. Joachim Schneider für uns die Energiewende und teilte uns sein Wünsche an die neue Bundesregierung mit.

Diesen Artikel anhören
VDE
VDE-Präsident Dr.-Ing. Joachim Schneider glaubt an den Erfolg der Energiewende
© VDE

Energie&Technik: Herr Dr. Schneider, Sie haben in Ihrer Keynote anlässlich des World Smart Grid Forum am 24.09. die Energiewende als »Operation am offenen Herzen« bezeichnet. Sind Sie optimistisch, dass diese Operation gelingt?

Dr. Schneider: Ich bin optimistisch, dass sie gelingt. Ingenieurseitig arbeiten wir an vielen Lösungen, die auch die verbleibenden Probleme meistern werden. Worauf wir im Moment achten müssen, ist, dass die Kosten moderat bleiben. Es gibt einige Aufgaben für die neue Regierung, zum Beispiel dafür zu sorgen, dass alle erneuerbaren Energien ihren Beitrag auch für das Gesamtsystem leisten. Wir Ingenieure denken dabei vor allem an Fragen wie Netzstabilität oder aber die Bereitstellung von Blindleistung. Hier müssen wir etwas tun, weil es ansonsten nicht mehr möglich ist, ein solch komplexes System zu steuern.

Energie&Technik: Wann rechnen Sie damit, dass die Entwicklung weitere Business-Cases mit sich bringt, die für die Industrie mit Gewinn umsetzbar sind? Auf der Veranstaltung in Berlin scheint man sich primär strategisch zu positionieren und zu signalisieren, zu den Vorreitern und nicht den Nachzüglern der Entwicklung zu gehören.

Dr. Schneider: Wir probieren bereits heute weltweit Dinge aus, die weit über den jeweiligen Pilotstatus hinausgehen. Ein Blick auf Deutschland: Bei uns gibt es in vielen Netzen die Notwendigkeit, Erneuerbare zu integrieren und Spannungsbänder in Ordnung zu halten. Hierfür existieren bereits heute Techniken, wie beispielsweise verstellbare Transformatoren. Diese haben schon jetzt Reifestatus erlangt. Natürlich entstehen in diesem Zusammenhang viel komplexere Systeme, die sich noch in der Forschungs- und Entwicklungsphase befinden. Die Notwendigkeit zur Innovation ist vorhanden. Es gibt viele Forschungsprojekte, in denen man experimentiert, die noch einige Zeit bis zur Marktreife brauchen werden.

Energie&Technik: Sie warnten in Ihrem Vortrag vor einem Mangel an Ingenieuren und mahnten eine nationale Strategie an, junge Menschen für die Ingenieurberufe zu gewinnen. Was kann, was soll die neue Bundesregierung hier tun?

Dr. Schneider: Wir stehen im Bereich der »MINT-Fächer«, Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, vor der großen Herausforderung, junge Menschen neu zu begeistern. Von Verbandsseite her organisieren wir vielfältige Aktivitäten an Schulen und  organisieren auch Wettbewerbe. Wir brauchen insgesamt mehr gesellschaftliche Unterstützung für die Vermittlung, dass Technik und techniknahe Fächer für den Wirtschaftsstandort Deutschland eine hohe Wichtigkeit haben. Wir sind eine Exportnation, wir leben von viel Know-how, das ist unser Asset. Wenn wir in dieser Beziehung Unterstützung bekommen, sind wir dafür sehr dankbar.

Energie&Technik: Hat sich der Ingenieurmangel verschärft?

Dr. Schneider: Er hat sich in den letzten Jahren fortgesetzt, die Absolventenzahlen sind uneinheitlich. Wenn man auf die geburtenschwachen Jahrgänge schaut, muss man sich allerdings Sorgen machen, dass wir nicht genügend Absolventen in technischen Ausbildungsberufen und technischen Studiengängen finden. Dieser Trend ist leider seit einigen Jahren konstant. Hier freuen wir uns über Hilfestellung von Seiten der Politik.

Energie&Technik: Herr Dr. Schneider, vielen Dank für das Gespräch!


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.

Weitere Artikel zu Netze (Smart Grid)

Weitere Artikel zu Energietechnik