Wenn die Erdkabel nicht teurer als Freileitungen kämen und sie schnell verlegt werden könnten, warum gibt es so viel Widerstand dagegen?
Weil die Freileitungsbefürworter wie gesagt oft nicht alle Kosten für die Freileitungen in die Rechnung einfließen lassen: Außerdem werden Freileitungen seit 150 Jahren gebaut, anscheinend steckt es tief in der Mentalität vieler Befürworter, dass dies einfach die günstigste Technik ist. So ist es wohl zu erklären, dass die Freileitungstechnik als alternativlos in das Bundesbedarfsplangesetz eingeflossen ist. Vielleicht befürchten die Netzbetreiber deshalb auch, dass sich der Bau der HGÜs verzögern könnte, wenn jetzt doch Vollverkabelung als Alternative zulässig wäre. Wie dem auch sei, wir hatten jedenfalls den Antrag gestellt, statt der geplanten 380-kV-Drehstromfreileitung an der Westküste von Schleswig-Holstein eine bürgerfinanzierte HGÜ-Vollverkabelung zu installieren. Uns wurden daraufhin bis zu 7 Mio. Euro Verwaltungskosten für die Ablehnung des Antrags angedroht. Das ist schon bitter.
Wenn Ihre Rechnung stimmt, müssten Sie doch die Netzbetreiber überzeugen können?
Die Rechnung ist nachvollziehbar und steht jeder Kritik offen. Leider wird aber nicht Kritik geübt, sondern man diffamiert uns lieber als Scharlatane, die daran Geld verdienen, Vorträge vor Bürgerinitiativen gegen Freileitungen zu halten. Es ist richtig, dass ich Vorträge halte, aber daran verdiene ich nachweislich kein Geld. Im Gegenteil. Wir sind vor allem im Bau von Kraftwerken auf Basis von erneuerbaren Energien aktiv und so auch mehr zufällig in das Thema Erdkabel hineingerutscht.
Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus?
Wir halten weiter Vorträge vor Bürgerinitiativen und munitionieren die Bürger mit Fakten. Der Druck auf die Politik muss von unten kommen. Einen Teilerfolg haben die Bürger schon erstritten. Mittlerweile sind jetzt auch schon Teilverkabelungen zulässig, ein erster Erfolg.
Ziel ist die Öffnung des Bundesbedarfsplangesetzes für die Vollverkabelung oder auch für die Power-to-Gas Technik z.B. von MAN, mit der man 30 mal mehr Energie transportieren kann als mit Kabeln.
Die Gasnetze sind mit 450.000 km auch schon vorhanden und sie bilden einen gigantischen Speicher. Der Übertragungsnetzausbau wäre überflüssig.
Zudem ist das Gasnetz maximal mehrpunktfähig.