Es hat sich doch herausgestellt, dass die Endkunden nicht daran interessiert sind, intelligente Zähler zu installieren. Es herrscht ein gewisses Misstrauen gegen die Zähler. Und das Argument der Energieeinsparung zieht doch offenbar nur sehr wenig, weil das Einsparpotenzial gering ist?
Nach meiner Erfahrung als Teilnehmer am moma-Projekt interessieren sich die Leute schon für intelligenten Zähler, wenn sie sehen, dass andere solche Zähler haben. Sie sehen dann die Vorteile und den Nutzen dieser Geräte und sind ebenfalls daran interessiert.
Das Einsparpotential von Smart Metering liegt für Endkunden auf jeden Fall über den 1,8 Prozent, die in der Kosten-Nutzen Analyse angenommen wurden. Dies zeigen nationale wie internationale Studien, Feldtests und auch die Ergebnisse aus den E-Energy-Projekten. Es hängt auch von der Einbindung des Zählers in die Smart-Home- und Smart-Grid-Infrastruktur ab. Neben dem Einsparpotential ist auch die Verschiebung des Energieverbrauchs in Schwachlastzeiten von zentraler Relevanz für die Netze. In moma haben wir gezeigt, dass sich durch eine automatisierte Steuerung der Geräte im Haushalt in Verbindung mit variablen Tarifen ein hohes Lastverschiebepotential von bis zu 35 Prozent des täglichen Energieverbrauchs ergibt. Neben der Netzdienlichkeit ergibt sich durch die variablen Tarife auch hier ein Einsparpotential für den Endkunden, das über die reinen Visualisierungseffekte hinausgeht.
Es besteht daneben auch die technische Notwendigkeit für die Versorger, Messdaten zu erheben, beispielsweise um die Wechselrichter von PV-Anlagen sinnvoll zu steuern. Darüber hinaus lassen sich weitere Maßnahmen durchführen. So können zum Beispiel regelbaren Ortsnetztrafos (RONTs) in den Niederspannungsnetzen gesteuert werden. Wir sind mit allen Herstellern solcher regelbarer Ortsnetztrafos in regem Kontakt. Daran erkennen wir: Die Entwicklung schreitet schnell voran. Stand früher häufig die Regulierung als treibender Faktor im Vordergrund, so sind es heute die technischen Notwendigkeiten. Mit den Produkten von PPC erhalten die Versorger eine echtzeitfähige TCP/IP-Plattform, die es ihnen erlaubt, den Metering-Ausbau durchzuführen und die gleiche Kommunikationsplattform auch für Smart-Grid-Applikationen, wie RONTs zu nutzen.
Wie könnten die weiteren Schritte des Ausbaus aussehen?
Auf Basis der Kommunikationsplattform können Versorger schrittweise unterschiedliche Anwendungen in ihr Netz integrieren. In Ratingen beispielsweise liest der Versorger neben den Smart Metern auch Heizkostenverteiler über das System aus und erschließt sich so ein neues Geschäftsfeld. Neben dem Ausbau der Smart Meter Gateways können also auch RONTs und die Steuerung der Straßenbeleuchtung auf Basis der LEDs an diese Kommunikationsplattform angeschlossen werden. Uund dies sind nur erste Beispiele. Ratingen könnte damit ein Modell werden, an dem sich andere Stadtwerke orientieren.
Gibt es Geschäftsmodelle, die die Investitionen rechtfertigen?
Es gibt Geschäftsmodelle die die Investitionen rechtfertigen, gerade da die Anrechenbarkeit der Kosten neu angepasst wird (§ 25a Anreizregulierungsverordnung). Eine offene Kommunikationsplattform muss sich darüber hinaus nicht alleine durch eine einzelne Anwendung rechnen. Neben Smart Metering kann dieses Kommunikationsnetz für eine Vielzahl an weiteren Applikationen genutzt werden. Hierdurch ergeben sich in jedem Fall positive Deckungsbeiträge, die den Return-on-Investment nachhaltig beeinflussen.
Was Smart Home betrifft, so gibt es doch bereits eine Vielzahl von Systemen, über die die Endverbraucher selber oder mit Hilfe der Elektrofachbetriebe ihres Vertrauens einsteigen können. Dazu wären Versorger doch gar nicht nötig?
Viele der Smart Home System die heute bereits installiert sind, fungieren als reine Insellösungen, ohne Schnittstelle zur Smart-Metering- und Smart-Grid-Infrastruktur. Aus Sicht der beschrieben Netzdienlichkeit müssen solche Systeme in Zukunft verstärkt an die Metering-Systeme über standardisierte Schnittstellen angebunden werden. Hier kommen die Energieversorger ins Spiel, die neben dem reinen Endkundenkomfort auch Lastverschiebung und Netzauslastung im Blick haben.