Die Kosten-Nutzen-Analyse von Ernst & Young (KNA) hat dem Thema Smart-Metering in Deutschland neuen Schwung gegeben. Jetzt komme es darauf an, schnell die Voraussetzungen zu schaffen, um mit dem Rollout beginnen zu können, erklärt Michael Weiß, Geschäftsführer der Elster GmbH in einem Interview mit Energie & Technik.
Energie & Technik: Der Smart-Meter-Rollout in Deutschland wird kommen – ist das kurz zusammen gefasst die Essenz, die sich aus der Kosten-Nutzen-Analyse von Ernst & Young ergibt?
Michael Weiß: Ja, es geht jetzt nicht mehr –wie noch vor Veröffentlichung der Studie – darum, ob wir das Thema angehen werden, sondern nur noch darum, wie wir das tun. Das Smart Metering kommt, darüber sind sich jetzt alle Beteiligten einig. Alles spricht dafür, dass der Rollout dem Rolloutszenario Plus, wie es die KNA beschrieben hat, weitgehend folgen wird.
Für die Hersteller der Zähler und Systemlösungen ist das also eine gute Nachricht?
Ja, dieses Szenario hat zur Folge, dass rund 9 Mrd. Euro in den Rollout fließen werden und er damit der größte Rollout in Europa ist. Das ist nicht nur für Deutschland von Bedeutung, sondern strahlt auf Europa aus.
Das heißt, dass neben den ca 12 Mio Messsytemen (Zähler+ Gateway Funktionalität) ca 20 Millionen intelligente Zähler – also Zähler, die nicht über das Internet kommunizieren und nicht der BSI-Zertifizierung bedürfen – bis 2022 installiert werden, über ein abgesetztes Display verfügen. Bringt dieses Display tatsächlich Vorteile oder ist es nur ein teurer Zusatz?
Bisher wissen viele Privatkunden (Haushalte) sehr wenig über ihren Energieverbrauch. Viele Verbraucher lesen in der Regel nur einmal im Jahre ihre Stromzähler ab. Der intelligente Zähler oder das Messsystem liefert im Viertelstundentakt an den Energieversorger oder an das Display die aktuellen Verbrauchsdaten, die entsprechend aufbereitet sehr klar erkennen lassen, zu welcher Zeit welche Energie verbraucht wird und was sie kostet. Der Verbraucher der Zukunft ist so in der Lage, sein Verhalten dem Energiepreis anzupassen und die günstigen Tarife zu nutzen, um damit Geld zu sparen und natürlich die Energiewende zu unterstützen.
Dann stellt sich allerdings sofort die Frage: Wie sehen die Sicherheitsanforderungen für die Kommunikation zwischen Zähler und Display aus und wer formuliert sie?
Die BSI-Zertifizierung ist nur für Gateways erforderlich, die mit dem Internet verbunden sind. Alles andere in der Kette ist zertifizierungsfrei, das gilt also auch für die intelligenten Zähler und die Kommunikation mit den Displays. Wie diese Kommunikation sicher zu machen ist, dafür hatte das BSI keinen Auftrag erhalten und sich dementsprechend auch nicht darum gekümmert. Aber es ist natürlich wichtig, für eine ausreichend hohe Sicherheit zu sorgen.
Ist also doch ein Sicherheitsprofil (Schutzprofil) für den intelligenten Zähler erforderlich?
Ich gehe nicht davon aus, dass ein eigenes Sicherheitsprofil dafür erforderlich ist. Es reicht, Sicherheitsmechanismen auf die Kommunikationsstrecke anzuwenden. Dazu würde ein entsprechender Adapter am Zähler ausreichen, eben weil der Zähler ja nicht ans Internet angebunden ist. Der Blick in andere Länder zeigt auch, dass die Strecke zwischen intelligentem Zähler und Display auf diese Weise vernünftig abgesichert werden kann. In Deutschland für intelligente Zähler ein neues Sicherheitsprofil zu erstellen, scheint überzogen. Wir müssten noch einmal von vorne anfangen, alles würde sich noch einmal stark verzögern und wäre unter dem Aspekt, die optimale Sicherheit zu gewährleisten auch nicht erforderlich.