Ein Kompromiss zwischen volkswirtschaftlichem Nutzen auf der einen Seite und einer nicht zu hohen Belastung der Haushalte auf der anderen Seite: Das ist der Kern der Kosten-Nutzen-Analyse für den flächendeckenden Einsatz von Zählern, die Ernst & Young durchgeführt hat.
Die Studie von Ernst & Young hält das ursprüngliche EU-Konzept (3. Binnenmarktpaket und Empfehlungen der EU-Kommission), 80 Prozent der Haushalte bis 2022 mit intelligenten Messsystemen auszustatten (in der Studie »EU-Szenario« genannt), in Deutschland für nicht zielführend und schlägt mit dem »Rolloutszenario Plus« eine Alternative vor.
Danach sollen mit fernablesefähigen intelligenten Messsystemen Zählpunkte ausgestattet werden, die über 6.000 kWh pro Jahr an Strom abnehmen. Außerdem sollen sie in Zählpunkte Einzug halten, die zur Netzdienlichkeit beitragen können.
Zählpunkte, die unter 6000 kWh pro Jahr abnehmen, sollen lediglich mit kostengünstigeren intelligenten Zählern ausgestattet werden. Höhere Kosten seien den kleineren Abnehmern – also der überwiegende Zahl der Haushalte – nicht zuzumuten, zumal dort nur ein geringes Verschiebepotential für den Stromverbrauch besteht.
Das steht im Gegensatz zu dem EU-Szenario: »Ein verpflichtender Einbau von intelligenten Messsystemen für alle Letztverbraucher führt in Deutschland zu einer hohen zusätzlichen Belastung von Verbrauchern mit geringem durchschnittlichen Stromverbrauch. Darüber hinaus wird das EU-Szenario auch den Anforderungen der Energiewende nicht gerecht«, resümiert die Studie.
Das freut auch die Politik: »Die Ergebnisse zeigen, dass wir in Deutschland den Ausbau von intelligenten Messsystemen und Zählern gezielt, nämlich Energiewende-konform, ausgestalten müssen; pauschale Ansätze sind nicht situationsgerecht«, erklärt Wirtschaftsstaatssekretär Kapferer. »Wir prüfen nun zügig die Umsetzbarkeit der Gutachter-Empfehlungen. Eine Arbeitsgruppe mit der Bundesnetzagentur zum Finanzierungsmechanismus wird die Möglichkeit zur Verankerung im System klären. Die Bezahlbarkeit von Energie für den Verbraucher ist dabei oberste Leitlinie.«
Damit stellt das »Rolloutszenario plus« einen Kompromiss dar, zwischen volkswirtschaftlichem Nutzen und den Kosten, die auf die Haushalte zukommen. Denn die Studie stellt fest, dass rein volkswirtschaftlich gesehen, der Einbau intelligenter Messsysteme schon ab einer Jahresabnahme von 3000 kWh sinnvoll wäre – nur eben für den Endverbraucher bei begrenztem Nutzen zu teuer. Außerdem hebt die Studie hervor, dass neben den Pflichteinbaufällen eine große Offenheit für marktliche Initiativen bestünde.