Interoperabilität muss nicht sein – und trotzdem lassen sich die Geräte im Smart-Home vernetzen: Martin Vesper, CEO von Digitalstrom, erklärt im Interview mit Energie & Technik, wie ein zukunftssicheres Smart Home funktioniert und wie die künftige Strategie von Digitalstrom aussieht.
Prognostiziert wurde der Durchbruch schon seit Jahren – sehen Sie, dass er jetzt unmittelbar bevorsteht?
Martin Vesper: Wer auf den großen Knall wartet, der wird vergeblich warten. Zu welchem Zeitpunkt hatten wir denn plötzlich das vernetzte Auto? Das kann im Rückblick niemand sagen, denn es fand ein kontinuierlicher Prozess der zunehmenden Vernetzung statt. So wird die Vernetzung auch ins Haus und in die Gebäude schrittweise Einzug halten.
Nimmt der Smart-Home-Markt jetzt an Fahrt auf?
Wir nehmen an Fahrt auf, ob das für den Markt insgesamt gilt kann ich gar nicht sagen.
Und warum nimmt Digitalstrom an Fahrt auf?
Als wir 2011 mit dem Vertrieb von Digitalstrom in Deutschland, Österreich und der Schweiz gestartet sind, war der Markt für Smart-Home-Lösungen noch am Anfang. Zu diesem Zeitpunkt wurden Systeme für die Heimvernetzung ausschließlich im Bereich der Nachrüstung nachgefragt. Das hat einen einfachen Grund: Bis ein Neubau geplant und anschließend umgesetzt wird, vergeht etwas Zeit. Aber jetzt interessieren sich verstärkt auch Investoren und Bauträger, die in Neubauten von Anfang an die Infrastruktur für die Automatisierung einbauen wollen.
Können Sie ein Beispiel für ein solches Bauvorhaben geben?
In der Schweiz arbeiten wir beispielsweise mit unserem Partner BonaCasa zusammen, die Systeme und Services rund um altersgerechtes Wohnen entwickeln. Hier sind wir schon über die Phase der Planung hinaus und arbeiten an der konkreten Umsetzung. Das zeigt sich in vielen Projekten mit anderen Partner auch: Wir gehen von der Phase der Planung in die Realisierung. Außerdem haben wir unser Produktspektrum erweitert und wir können jetzt das liefern, was gebraucht wird.
Allerdings wird der Bestandsbau auch künftig mit Abstand der größte Markt für Digitalstrom bleiben. Was für uns am wichtigsten ist: Insgesamt entwickelt sich jetzt das Ökosystem stark weiter: Es kommen immer mehr vernetzungsfähige Geräte auf den Markt.
Wollen die Gerätehersteller den Aufwand betreiben, auch kleinere Geräte vernetzungsfähig zu machen?
Ja, und zwar nicht nur aus dem Grund, dass die Kunden sie dann in ihre Heimvernetzung integrieren können. Die Hersteller bekommen dann ja auch unmittelbare Rückmeldung von ihrem Gerät. Sie erhalten Information wie es benutzt wird, was die Kunden wirklich wollen und wo die Stärken und Schwächen des Geräts liegen. So können sie über die Zeit Produkte mit extrem hoher Qualität anbieten – und die hohe Qualität wird künftig den Ausschlag für die Kaufentscheidung des Kunden geben. Für Digitalstrom ist das eine sehr schöne Entwicklung, denn auf dieser Basis der vielen vernetzten Geräte können sich viele weitere Dienstleistungen entwickeln.
Welche Funktionen sind neu hinzugekommen?
Beispielsweise die Steuerung der Heizung. Wir können jetzt Heizkörperventile und Sensoren vernetzen und das Ganze mit entsprechenden Logiken unterlegen. Beispielsweise können wir auch Google Nest integrieren. Außerdem haben wir neben Modulen für 0 – 10-V-Spannungen jetzt auch potentialfreie Komponenten im Programm, mit denen wir etwa Türschlösser und Garagentore in die Vernetzung einbeziehen können. Das breite Angebot kommt insgesamt gut an, auch wenn viele Kunden erst einmal auf einem bestimmten Sektor mit der Vernetzung ihres Heims beginnen. Der Weg zur kompletten Vernetzung steht ihnen dann offen.