»Es geht vorwärts«, resümierte Hans Werner Reinhard, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf, anlässlich der Pressekonferenz zur Energy Storage Europe 2012 am 13. März in Düsseldorf. Doch der Weg ist für die High-Tech-Aussteller der diesjährigen EES nicht immer einfach.
Wir stellen fest, dass mehr Firmen in den Markt hineingehen, als ihn verlassen«, erklärte Hans Werner Reinhard. Aber hinter den nackten Zahlen des Jahres 2018 – einer gegenüber 2017 leichten Zunahme von 160 auf 170 Aussteller und 4500 statt 4200 ausschließlich gewerblichen Messebesuchern – steckt kein ruhiges Wachstum, sondern eine volatile Branche mit vielen Übernahmen, Insolvenzen und Neugründungen. Hans Werner Reinhard weiter: »Die Speicherbranche ist eine Branche, die im Werden ist, die sich teilweise noch erst am Finden ist.«
Das Ziel der Messe ist, zum „Gravitationspunkt“ der Branche zu werden, »das, was Davos heute mit dem Weltwirtschaftsforum ist, wollen wir für die Speicherbranche werden«, sagte der Messechef. Abseits der Pressekonferenz war in den Messegängen gerüchteweise zu hören, dass eine ungewöhnlich große Anzahl der Aussteller 2018 zum ersten Mal den Weg nach Düsseldorf fand, was das Wegbleiben einer ähnlich großen Anzahl Vorjahresaussteller bedingen würde.
Laut Urban Windelen, Bundesgeschäftsführer des Bundesverbandes Energiespeicher (BVES), erstrecke sich der Selbstfindungsbedarf der Branche bis zu technischen Kernbegrifflichkeiten, etwa der Frage, was eigentlich ein Batteriezyklus sei. So mache man Werbung damit, dass eine Batterie 8000 oder 10.000 Zyklen halte. »Aber keiner weiß eigentlich, was ein Zyklus ist«, so Windelen. »Wann ist eine Batterie voll, wann ist sie leer? Da muss man in der Branche zu einem gemeinsamen Verständnis kommen, damit man weiß: Wie definieren wir das?«
Hier müssten die Normungsgremien schneller werden, technische Impulse zügig an den Markt geben, um ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln, auf dessen Grundlage die Branche transparent kommunizieren und stabil für den Kunden wachsen könne. Der BVES umfasse mittlerweile 200 Mitgliedsunternehmen. Die ursprünglichen Hoffnungen auf ein anhaltend rapides Wachstum hätten sich nicht bewahrheitet, was jedoch gut sei: Besser wäre es, keinen »großen Luftballon aufzupusten«, sondern stabil zu wachsen.
Von prognostizierten fünf Milliarden Euro Umsatz der gesamten Energiespeicherbranche machen 2018 die neuen Speichertechnologien und -anwendungen drei Milliarden aus, wobei das Segment der im Energiesystem einsetzbaren Speicher besonders dynamisch wächst. Die 2017 installierte Stromspeicherleistung betrug insgesamt 7370 MW, wovon 700 MW auf Batteriespeicher entfielen.
Technologieführerschaft bei komplexen, speicherbasierten Energiesystemen
80 Prozent ihrer Umsätze machen die BVSE-Mitgliedsunternehmen im Ausland, aber die Kunden seien dort, so Urban Windelen, ähnlich wie einstmals beim Thema Transrapid, unsicher: »Wenn ihr das in Deutschland selbst nicht installiert, warum soll ich das kaufen?«
Bei komplexen, speicherbasierten Energiesystemen habe Deutschland weltweit die Technologieführerschaft. Wenn diese Energiespeicher aber keinen ausreichenden Markt in Deutschland fänden, könne sich der Technologievorsprung gegenüber Chinesen und Amerikanern wie in der Photovoltaik- und Windbranche schnell wieder in Luft auflösen.
Der Speicher als „Schweizer Taschenmesser des Energiesystems“ werde, so hoffte Windelen, seinen Platz in der deutschen Energiewende finden, als Puffer volatiler erneuerbarer Energien ebenso wie in der Elektromobilität. So könne ein 5-MW-Speicher die rotierende Masse einer 50-MW-Gasturbine ersetzen. Es sei gelungen, Speicher als Bausteine der Energiewende in der Koalitionsvereinbarung zu verankern. Jetzt müsse die Regierung die bestehende Diskriminierung der Speicher als „Letztverbraucher“ und die sich daraus ergebende doppelte Abgabenbelastung gespeicherten Stroms endlich beenden.