Vision 2030: doppelter Umsatz geplant

TDK-Lambda: »Ganz neue Projekte am Markt machen uns optimistisch«

16. Dezember 2024, 15:00 Uhr | Engelbert Hopf
Christopher Haas, TDK-Lambda: »Wir haben in den vergangenen Jahren massiv in R&D sowie in die Verbesserung unserer Produktions- und Fertigungsprozesse investiert. Darüber hinaus haben wir neue Produktgruppen für uns erschlossen. Unsere Vision für 2030 lautet: Verdoppelung des Umsatzes.«
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Zum 1. April dieses Jahres hat Christopher Haas als General Manager TDK-Lambda Germany die Verantwortung übernommen. Ein Jahr der Transformation in seinen Augen.

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Nach einem enttäuschenden Jahr 2024 setzt er, auch nach den Kundengesprächen auf der electronica, auf eine deutliche Nachfragesteigerung im nächsten Jahr. 

Markt&Technik: Wenn Sie den aktuellen Stromversorgungsmarkt in Deutschland und Europa betrachten – wie würden Sie das Jahr 2024 beschreiben? Wurden Ihre Erwartungen auch nur ansatzweise erfüllt? Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Jahr 2025?

Christopher Haas: Unser Geschäftsjahr beginnt als japanisches Unternehmen ja zum 1. April, das heißt wir blicken aktuell auf die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2024/25 zurück. Haben sich unsere Erwartungen erfüllt – nein. Etwas optimistischer sind wir nach den Gesprächen auf der electronica für die zweite Hälfte unseres Geschäftsjahres. Die Lager leeren sich nun wirklich zunehmend und auf der Kundenseite wird inzwischen von wirklich komplett neuen Projekten gesprochen – und nicht von Projekten, die sich durch die Corona-Pandemie verzögert hatten.

Blicken wir auf den Weltmarkt. Hat sich das Stromversorgungsgeschäft von TDK-Lambda in den verschiedenen Regionen unterschiedlich entwickelt? Wenn ja, was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür?

Im Prinzip sticht keine Region besonders heraus. Wenn wir beispielsweise Europa betrachten, dann lässt sich feststellen, dass sich Frankreich und Italien positiver entwickelt haben als Deutschland. Begründen lässt sich das damit, dass Deutschland einfach traditionell stärker im Exportbereich ist. Damit lag und liegt Deutschland einfach auf einem anderen Niveau, als die anderen Volkswirtschaften in Europa. Dass sich der Geschäftsverlauf in anderen Regionen positiver entwickelt hat, dürfte auch damit zu tun haben, dass »local for local« inzwischen deutlich an Bedeutung gewonnen hat.

Sie haben in den vergangenen Jahren sehr viele neue Produkte vorgestellt. Subjektiv betrachtet, waren das deutlich mehr als früher. Haben Sie einen Nachholbedarf, oder liegt es daran, dass viele Produkte das Ende ihrer Produktzyklen erreicht haben und schlicht ersetzt werden mussten?

Wir haben in den letzten Jahren massiv in R&D investiert und in die Verbesserung unserer Fertigungsprozesse. Das dauert erst einmal eine Zeit, inzwischen sind wir aber an einem Punkt angekommen, indem zum einen unsere R&D-Zeiten kürzer geworden sind, wir aber auch schneller in der Lage sind, unsere R&D-Fortschritte in reale, marktfähige Produkte umzusetzen. Dazu kommt, dass wir in den vergangenen Jahren einige Produktsegmente neu besetzt haben, in denen wir früher überhaupt nicht aktiv waren.

Thema schnellere Umsetzung von R&D-Ergebnissen und Besetzung neuer Produktsegmente. TDK-Lambda hat über die Jahre immer wieder versucht, stärker im Bereich DC/DC-Wandler wahrgenommen zu werden. Verfolgen Sie dieses Ziel weiter?

In Europa werden wir traditionell vor allem als Hersteller von Industriestromversorgungen wahrgenommen und damit stark als AC/DC-Spezialist. In anderen Teilen der Welt war das auch in der Vergangenheit schon anders. Wir haben sicher nicht den Anspruch, in allen DC/DC-Wandlerbereichen aktiv zu sein, aber in den letzten Jahren haben wir uns mit verschiedenen Produktreihen, die in hohen Stückzahlen produziert werden, eine führende Stellung im Bereich Point-of-Load-Wandler erarbeitet. Diese Wandler sind sehr gut in Batterieapplikationen einsetzbar, ich denke da etwa an autonome Systeme wie AGVs. Wenn wir beispielsweise die CCG-Serie nehmen, dann bewegt sich der Absatz dieser Wandler im Bereich Zukunftstechnologien international auf einem ganz anderen Niveau als in Europa oder in Deutschland.

Zu den Veränderungen bei TDK-Lambda, die in jüngster Zeit deutlich geworden sind, zählt auch ihre Bereitschaft, in Zukunft verstärkt auf Distribution zu setzen. Gibt es da inzwischen Namen? Wird es in Deutschland exklusive Partner geben?

Es ist ja nicht so, dass wir bisher überhaupt nicht auf die Distribution gesetzt haben, sie steuert bisher bereits rund 20 Prozent zum Gesamtumsatz von TDK-Lambda bei. Aber die Distributionsschiene bietet uns als Unternehmen eben die Möglichkeit vor allem auch mit den neuen Produktgruppen den Markterfolg und den Umsatz überproportional zu steigern. Das Spektrum der Partner wird dabei vom namhaften Katalogdistributor bis zum Spezialdistributor reichen. Namen können wir in diesem Zusammenhang noch nicht bekanntgeben, aber 2025 wird für TDK-Lambda EMEA im Zeichen einer Distributionsoffensive stehen.

Eine Frage zu technischen Entwicklungstrends. Im AC/DC-Bereich steigen seit Jahren die Ausgangsleistungen kontinuierlich. Wie reagieren Sie darauf?

Wir haben auf diese Entwicklung beispielsweise mit der Markteinführung der HWS-Serie reagiert, die Einbaunetzteile mit Ausgangsleistungen bis 3 kW umfasst. Im Bereich der Medizintechniknetzteile bewegen wir uns heute in Leistungsbereichen von 800 bis 1000 W, in den nächsten Monaten werden wir in diesem Bereich Lösungen mit Ausgangsleistungen bis 1200 W vorstellen. Und wenn es um Hot-Swap-Anwendungen geht, dann bieten wir heute für Serverapplikationen bereits Lösungen an, die bis 3,5 kW gehen. Und das Programm wird weiter ausgebaut.

Sie haben ihr Hutschienen-Portfolio erweitert und erneuert, um unter anderem Marktanteile gegen Player wie Puls und Phoenix Contact zu gewinnen. Mit Recom kam nun ein weiterer Wettbewerber hinzu. Wie wichtig ist dieses Segment für Sie?

Hutschienen-Netzteile sind ein heiß umkämpfter, weltweit wachsender Markt. Unser Anspruch ist es in diesem Produkt- und Marktsegment ein Angebot offerieren zu können, das den Anforderungen des Kunden für jedes Preisniveau eine interessante und wettbewerbsfähige Lösung bieten kann. Anders ausgedrückt, wir wollen High Quality zu einem wettbewerbsfähigen Preis bieten. Und das gilt für die gesamte Range der Produkte, von den einphasigen Einstiegsmodellen bis hin zu Komplettlösungen, wenn Sie an das Thema DC-USV-Lösungen denken.

Sie gehören zur »jungen« Generation des TDK-Lambda-Managements in Europa. Ist dieser Generationswechsel inzwischen abgeschlossen? Haben sich mit dem Generationswechsel die Präferenzen im Top-Management in Europa verändert?

Das Umfeld, in dem wir uns alle bewegen, hat sich mit und durch die Corona-Pandemie verändert. Wir agieren heute zunehmend in einem digitalen Umfeld, doch die Geschäfte, die wir tätigen, finden weiterhin zwischen Menschen statt. Jeder von uns, der in den letzten Jahren herausgehobene Verantwortung bei TDK-Lambda übernommen hat, bringt sich mit seinem ganz persönlichen Stil ein. Ich würde aber sagen, dass eine klare Strategie genauso wichtig für den Erfolg ist, wie Relationship, und dass wir den Servicegedanken bei unseren Geschäften nach wie vor hochhalten. Für uns stellt sich ganz grundsätzlich die Frage, wann kommen wir in diesen veränderten digitalen Zeiten überhaupt erstmals mit Interessenten und möglichen Kunden zum ersten Mal in Kontakt? Von diesem Punkt aus, der heute oftmals in der digitalen Welt liegt, bringen wir dann alles ein, was wir bieten können, um eine dauerhafte und für beide Seiten fruchtbare Relationship aufzubauen.

Von der Relationship zu den nackten Zahlen: Wie verteilt sich aktuell der Gesamtumsatz von TDK-Lambda weltweit und wie sehen die Signale für 2025 aus?

Die Frage lässt sich einfach beantworten, unser Umsatz verteilt sich zu ziemlich gleichen Teilen jeweils zu einem Drittel auf die USA, Asien und Europa. Den Rekordumsatz von 2021/22 werden wir sicherlich nicht erreichen in diesem Geschäftsjahr, aber die Signale für eine Rückkehr auf den Wachstumspfad sind da!

Kundenspezifische Konfektion in Achern. Ist das noch ein Wachstumsmarkt für TDK-Lambda, oder ist der Markt für diese semi-kundenspezifischen Lösungen inzwischen gesättigt, nachdem inzwischen viele Hersteller diese Art von Service anbieten?

Auch über 30 Jahre nachdem wir diese Dienstleistung in Achern ins Leben gerufen haben, ist das immer noch ein Glanzlicht unserer Aktivitäten! Und wir haben heute in Achern deutlich mehr Ressourcen, um die Wünsche unserer Kunden umzusetzen, als zu Beginn dieses Dienstleistungsangebots. Und es ist ja nicht so, dass wir kundenspezifische Lösungen nur in Achern anbieten, wir bieten diesen Service auch in Italien und in Großbritannien. Ich würde sagen, wir erzielen heute über 20 Prozent unseres Umsatzes mit kundenspezifischen Dienstleistungen. Der große Vorteil dabei ist, dass wir durch die drei Standorte Kunden in unseren wichtigsten europäischen Regionalmärkten in ihrer Landessprache bedienen können. Die Anforderungen an kundenspezifische Lösungen sind heute deutlich komplexer geworden als vor über drei Jahrzehnten, denken Sie nur an das Thema Zulassungen!

TDK-Lambda zählte global über Jahrzehnte zu den großen Playern der Stromversorgungsbranche. Zuletzt konnte man jedoch den Eindruck gewinnen, dass Ihnen einige asiatische Hersteller beim Umsatz enteilt sind? Stimmt der Eindruck?

Ein Blick auf das Gesamtranking unserer Branche zeigt, dass einige wenige Hersteller zu Milliarden-Dollar-Unternehmen aufgestiegen sind. Umsatzwachstum ist aber nicht immer gleichbedeutend mit Profitabilität. Aber ich gebe Ihnen Recht, wir haben unsere Schlüsse aus dieser Entwicklung gezogen, uns in einigen Bereichen ganz neu aufgestellt, haben in R&D sowie unsere Prozess- und Fertigungstechnik investiert, sind als Unternehmen über die Kontinente hinweg enger zusammengerückt und teilen nun eine klare Vision für 2030 und die lautet: Verdoppelung unseres aktuellen Jahresumsatzes.

Eine abschließende Frage zu den Auswirkungen des Wahlsieges von Donald Trump – wird TDK-Lambda von möglichen Schutzzöllen für seine Netzteile aus China bedroht sein? Sehen Sie mögliche Probleme beim Export europäischer Netzteile in die USA?

Wir werden sehen, wo die Entwicklung hingeht. Eines ist völlig klar, „local for local“ wird in Zukunft in einzelnen Regionen immer mehr an Bedeutung gewinnen, das gilt aber sowohl für China als auch für die USA. Wir profitieren aber auch davon, dass es etwa im Gesundheitsbereich Vorschriften gibt, welche Produkte eingesetzt werden müssen, das lässt sich nicht von heute auf morgen ändern. Gleichzeitig ist völlig klar, dass die Frage, wo produziert wird, projektentscheidend sein kann. Wir sind auf diese Entwicklung vorbereitet und haben aus diesem Grund unseren Footprint in Malaysia in letzter Zeit deutlich erhöht.


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