UL übernimmt IEC-Norm

Harmonie mit den USA

29. Januar 2019, 11:00 Uhr | Michael Raspotnig, PULS
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Unterschiede bei den Normen und Veränderungen für die Anwender

Die Unterschiede zwischen UL 508 und ANSI/UL 61010-2-201 sind gravierend. Das beruht darauf, dass die UL 508 noch einen sehr alten und überholten Sicherheitsansatz verwendet. Im Vergleich dazu fordert die ANSI/UL 61010-2-201: 

  • doppelte oder verstärkte Isolation zwischen berührbaren Teilen und Teilen mit gefährlicher Spannung. Die UL 508 fordert nur eine einfache Isolation,
  • Schutz gegen mechanische Gefahren, wie scharfe Kanten oder bewegliche Teile,
  • zusätzliche Stückprüfungen (z. B. Hochspannungsprüfungen, Schutzleiterprüfung) in der Fertigung von Geräten,
  • Einzelfehlerprüfungen, anhand der nachgewiesen wird, dass bei einem Einzelfehler immer noch ein Basisschutz für den Anwender vorhanden ist,
  • spezifische Eigenschaften für das umhüllende Gehäuse,
  • eine strengere Bewertung von Transformatoren mit trennender Isolation,
  • aufwendigere Temperaturmessungen auch am unteren Ende des spezifizierten Temperaturbereichs,
  • die Durchführung einer Risikoanalyse und
  • zusätzliche Tests zur Beurteilung der Langlebigkeit und Lesbarkeit von Gerätekennzeichnungen (Wischtest mit Isopropylalkohol).

Dies sind nur einige der Unterschiede zur UL 508. Für Stromversorgungen, die zusätzlich nach der aktuellsten Ausgabe der IEC 60950-1 entwickelt und gefertigt wurden, sollten diese Änderungen jedoch keine Schwierigkeiten darstellen. Meistens lassen sich diese ohne Änderungen an der Hardware adaptieren. Gerätekennzeichnungen und Installationsanleitungen sind jedoch auf jeden Fall anzupassen.

Veränderungen für die Anwender

In den USA muss ein Inspektor, der sogenannten AHJ (Authority Having Jurisdiction), jede Anlage sowie deren elektrische Schaltanlage vor Inbetriebnahme vor Ort nach den NFPA-70-Regeln abnehmen. Die NFPA (National Fire Protection Association) ist die regulierende Behörde in den USA. Geräte, die nach ANSI/UL 61010-1 und ANSI/UL 61010-2-201 konform sind, eignen sich dafür ebenso wie Geräte nach UL 508, denn Stromversorgungen nach UL 61010-2-201 sind in derselben UL-Kategorie eingestuft wie die der alten UL 508. Bei der Zulassung von Endanwendungen sollten in den USA daher keine Probleme mit der Anerkennung auftreten.

In Anwendungen im Schaltschrank nach UL 508A (Industrial Control Panels) dürfen Stromversorgungen nach ANSI/UL 61010-2-201 mit Volllast (100 %) laufen und brauchen kein Derating von 50 %, wie es zum Beispiel die UL 60950-1 fordert. Leider ist im Kapitel 42.2.3 der 2018er Ausgabe der UL 508A ein Fehler enthalten, der auch für die UL 61010-2-201 dieses Derating fordert. Diesen Fehler korrigiert eine CRD (Certification Rationalization Decision), die unmittelbar nach der Veröffentlichung in Kraft getreten ist. Im Rahmen einer Zulassung nach UL 61010-2-201 lassen sich auch Prüfungen nach NEC-Class-2 (siehe Kasten) berücksichtigen, und es ist keine zusätzliche Zulassung nach UL 1310 (Class 2 Power Units) mehr erforderlich. Dies ist möglich, seitdem im Artikel 725.121 des NEC-Codebook von 2017 die UL 61010-2-201 als Option für NEC-Class-2 gelistet ist.

Um eine Stromversorgung nach UL 508 zuzulassen, nutzten viele Anwender den Weg über eine Komponentenzulassung nach UL 60950-1 (Information Technology Equipment), um die Schwächen der UL 508 auszugleichen. Nach erfolgreicher Komponentenzulassung nach UL 60950-1 wurden mittels eines speziell dafür entwickelten Programms UL-508-spezifische Prüfungen durchgeführt, die dann zu dem UL Listing Mark führten. Die Zulassung nach ANSI/UL 61010-2-201 hingegen führt direkt zu dem begehrten UL Listing Mark. Das sogenannte Dual Marking, bei dem ein Gerät sowohl mit dem UL Listing Mark (UL 508) und dem UL Recognition Mark (UL 60950-1) ausgestattet wurde, entfällt also. Kunden, die aus internationalen Vermarktungsgründen noch eine Zulassung nach UL 60950-1 bevorzugen, können ein CB-Verfahren nach der IEC 60950-1 verwenden.

Fazit

Der Ersatz von nationalen Normen durch international harmonisierte Standards in den USA und Kanada ist ein äußerst erfreulicher Schritt in die richtige Richtung und vereinfacht den Prozess einer globalen Produkteinführung. Richtig angewendet, vermeidet diese Strategie Doppelaufwand, führt zu höherer Qualität, geringeren Kosten und einem deutlich schnelleren Markteintritt.


  1. Harmonie mit den USA
  2. Unterschiede bei den Normen und Veränderungen für die Anwender

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