Varta bleibt trotz Krisen optimistisch

»Wir haben unsere Bedarfe langfristig abgesichert«

30. Mai 2022, 11:38 Uhr | Engelbert Hopf
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Synergieeffekte bei der Produktion

Ihr CTO, Rainer Hald, sprach davon, dass Varta bei der Produktion großer Lithium-Ionen-Rundzellen von den Erfahrungen der kleinformatigen Coin-Power-Zellen profitieren könne. Ist es wirklich so einfach, hier Synergien zu heben?

In beiden Fällen handelt es sich um gewickelte Zellen, auch ihre Elektrochemie ist ähnlich. Wenn wir die einzelnen Produktionsschritte betrachten, dann haben wir Synergieeffekte in den meisten davon. Bei der Elektrodenproduktion, beim Formatieren und beim Wickeln der Elektroden läuft alles sehr ähnlich ab. Ich würde daher sagen, mehr als zwei Drittel des gesamten Produktionsprozesses sind sich sehr ähnlich, und wir können unsere jahrzehntelangen Erfahrungen mit kleinformatigen Zellen sehr gut auf das größere Format der 21700-Zellen übertragen.

Bisher bildeten die Coin-Power-Zellen das Backbone Ihres Geschäfts mit kleinen, wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Zellen. Haben Sie hier inzwischen die Jahresproduktion von 300 Millionen Zellen erreicht?

Wir haben heute die Infrastruktur, um die Produktion auf eine Kapazität von bis zu 400 Millionen Coin-Power-Zellen im Jahr hochzufahren.

Ihr Ziel war es, die Energiedichte der Coin-Power-Zellen bis 2024 um 50 Prozent zu steigern. Wie nahe sind Sie diesem Ziel bislang gekommen?

In den letzten Jahren haben wir die Energiedichte um 30 Prozent gesteigert. Damit haben wir bereits mehr als die Hälfte der ursprünglich für 2024 angestrebten Steigerung um 50 Prozent erreicht. Aber wir werden an weiteren Verbesserungen arbeiten, sowohl bezüglich der Elektrochemie der Zellen als auch der noch besseren Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Innenraums der Zellen, und die Energiedichte um weitere 20 Prozent steigern.

Bezogen auf die gesamte Varta-Gruppe: Wie wichtig ist heute das Lithium-Ionen-Geschäft für Sie und wie wichtig der Coin-Power-Umsatz?

Lithium-Ionen-Batterien sind nicht nur der größte Umsatzträger für uns, sie weisen auch nach wie vor die höchsten Steigerungsraten auf. Umsatztechnisch steuert das Segment »Lithium-Ion Solutions & Microbatteries« heute etwa 55 Prozent zu unserem gesamten Gruppenumsatz bei.

Varta zählt auch zu den weltweit führenden Anbietern von Hörgerätebatterien. Wie hoch ist Ihre Jahresproduktion inzwischen in diesem Bereich?

Wir produzieren dieses Jahr etwa eine Milliarde Hörgeräte-Batterien. Auch im Bereich der wiederaufladbaren, fest eingebauten Akkus sehen wir uns als Innovations- und Marktführer, und der Anteil der Hörgeräte mit fest eingebauten Akkus steigt derzeit massiv.

Sie hatten sich auch zum Ziel gesetzt, die Energiedichte bei den Konsumelektronik-Batterien zu steigern. In welchem Maße ist Ihnen das bislang gelungen?

Die ersten Erfolge konnten wir hier im Herbst letzten Jahres vorweisen. Seither haben unsere alkalischen Batterien eine um sechs bis sieben Prozent gesteigerte Energiedichte gegenüber ihren Vorgängern.

Das Metaverse gilt als das nächste große Ding im Konsumgüter-Bereich. Sehen Sie bei den dafür notwendigen VR-Brillen ähnlich gute Chancen für Varta wie im Bereich der True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer?

Wir haben bereits eine starke Position bei Headsets und stehen daher in Kontakt zu den möglichen wichtigen Playern, die VR-Brillen als Zugang zum Metaverse anbieten könnten. Der Trend zu wiederaufladbaren Akkus im Bereich kleiner, leichter, tragbarer Geräte ist in Summe stark und bietet uns die Möglichkeit, mit unserem Portfolio überproportional an dieser Entwicklung zu partizipieren.

Inzwischen dauert der Krieg in der Ukraine bereits drei Monate. Registrieren Sie eine direkte Beeinflussung Ihres Geschäfts etwa hinsichtlich Materialversorgung, Logistik, Transportwegen oder Marktzugängen?

Nein, sowohl Russland als auch die Ukraine sind nicht Teil unserer Supply Chain. Aber der Krieg hat die globalen wirtschaftlichen Aussichten verdüstert. Varta ist als Marke in Russland und der Ukraine sehr bekannt, wir unterhalten dort aber kein strategisches Erstausrüstungs-Geschäft.

Eine abschließende Frage zum Business-Konzept. Mit den E-Mobility-Kunden im Automobilbereich kommen noch einmal ganz neue Stückzahlanforderungen auf Sie zu. Denken Sie auch über Lizenzierungsprogramme nach?

Stand heute entwickeln, produzieren und vertreiben wir Batterien und Akkus. Entsprechend investieren wir auch. Lizenzüberlegungen sind nicht Teil unseres Geschäftsmodells. Unsere Strategie ist es, organisch zu wachsen. Zukauf und Kooperationen sind nicht unsere Absicht, aber wir schließen sie nicht aus, weil sie uns auf dem Weg zum Ziel schneller machen.


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