Nach dem jüngsten Einbruch soll sich die Nachfrage nach industriellen Displays im Laufe des Jahres wieder spürbar erholen. Indem sie frühzeitig den Umstieg auf OLED-Displays vorantreiben, wollen sich chinesische Hersteller die Vormachtstellung im Markt sichern.
Die angespannte Situation der Weltwirtschaft und die Inflation haben dem Markt für industrielle Displays im vergangenen Jahr einen signifikanten Dämpfer versetzt. Verstärkt durch Probleme in den weit verzweigten und komplexen Lieferketten führte das zu Überbuchung, hohen Lagerbeständen und einem Preisverfall. Die Analysten von Omdia gehen in ihrem »Omdia Industrial and Public Display & OEM Intelligence Service« davon aus, dass 2023 nur noch 355 Millionen industrielle Displays ausgeliefert wurden, 8,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Immerhin wurde der Innovationszyklus den Marktforschern zufolge dadurch kaum ausgebremst, sodass zum Jahresende dennoch neue Generationen von Anwendungsprodukten wie Projektoren, elektronischen Türschlössern, Faceplates und Desktop-Live-Übertragungsgeräten in die Massenproduktion gingen.
Für das neue Jahr rechnet Omdia mit gleich mehreren Umbrüchen. Auf Seiten des Absatzes erwarten die Experten das baldige Durchschreiten der Talsohle und eine anschließende Trendwende. Sie prognostizieren, dass sich die Nachfrage nach Industriedisplays ab dem zweiten Halbjahr stetig erholen wird, mit einem Wachstum von 10 Prozent im Jahresvergleich. Diese positive Entwicklung wird sich nach ihrem Dafürhalten über die nächsten Jahre hinweg fortsetzen (siehe Grafik). Ein Grund dafür ist die wachsende Durchdringung vertikaler Märkte wie Gaming, Mensch-Maschine-Schnittstelle, Fitness, Medizin, Smart Retail, Transport, Touch-Monitor, Smart Home und Office, Industrie, Outdoor, Rugged und anderen, in denen industrielle Displays mit ihren Vorteilen wie der großen Vielfalt an Panel-Spezifikationen für unterschiedlichste Umgebungsanforderungen immer beliebter werden.
Die größten Profiteure davon sind chinesische Hersteller wie Tianma, BOE und Truly. Omdia geht davon aus, dass sie inzwischen 59 Prozent industriellen Displays liefern und diese Vormachtstellung weiter ausbauen können, da sie technologisch besonders aussichtsreich positioniert sind. Einerseits haben sie eine starke Ausgangsbasis bei den Dünnfilmtransistor-LCD (TFT), die mit einem Marktanteil von 48 Prozent aktuell der Standard für industrielle Displays sind. Andererseits treiben sie aktiv den Umstieg auf die OLED-Technologie, insbesondere Aktiv-Matrix-OLED (AMOLED), voran, um damit ihre führende Position für die Zukunft zu sichern. »In letzter Zeit haben einige koreanische und chinesische Panel-Hersteller ziemlich aggressiv in die AMOLED-Display-Technologie investiert, nicht nur für IT-Displays, sondern auch um potenzielle Marktchancen in der industriellen Display-Industrie zu nutzen«, erklärt TzuYu Huang, Principal Analyst bei Omdia. Als Beispiele für erste industrielle Anwendungen, bei denen vermehrt AMOLED-Displays anstelle von TFT-LCD-Displays eingesetzt werden, nennt der Analyst etwa Bordunterhaltung, industrielle Handheld-Geräte, tragbare Monitore, Tankstellen, Haushaltsgeräte, Spielkonsolen und Übersetzungsstifte. Wegen des wachsenden Konkurrenzdrucks im TFT-LCD-Bereich empfiehlt Huang, »dass die kontinuierliche Entwicklung neuer und innovativer industrieller Displayanwendungen für vertikale Märkte von entscheidender Bedeutung sein wird, um das Wachstum der Geschäftsmöglichkeiten in den kommenden Jahren aufrechtzuerhalten und voranzutreiben«.
Wenig Veränderung gibt es indes bei den bevorzugten Größen der Displays. Über 50 Prozent der eingesetzten Panels weisen dem Bericht zufolge eine Diagonale zwischen 1 und 10,1 Zoll auf. Größere Anzeigen werden vor allem in speziellen Vertikalmärkten benötigt, wobei es für Panels jenseits der 27 Zoll lediglich Nischen zu besetzen gibt. Doch selbst diese wachsen meist und können aufgrund des hohen Individualisierungsgrads bei industriellen Displays zudem äußerst lukrativ sein.