Das heißt letztendlich, dass nahezu alle Passiv-Displays den Bildspeicher onboard tragen?
Ja, bis auf wenige Ausnahmen, zum Beispiel einige segmentierte LCDs, gilt das. Der Bildspeicher ist dann als SRAM im Chip-On-Glass- oder Chip-On-Board-Controller enthalten. Die Ansteuerung solcher Displays ist dementsprechend einfach.
Kann sich der Kunde auch vorab unterschiedliche Displays in Betrieb ansehen?
Natürlich, wir haben ein äußerst umfangreiches Sortiment an lauffähigen Demos, die wir auch jederzeit dem Kunden als Leihgabe zur Verfügung stellen.
Zusätzlich ist Actron beim Kunden für seine »Speed-Demos« bekannt: Möchte der Kunde auf einem bestimmten Display seine Logos und Grafiken dargestellt sehen, so fertigen wir innerhalb von 1-3 Tagen eine lauffähige Demo für ihn an - selbstverständlich unentgeltlich.
Oft hört man die Frage nach einem farbigen TFT, welche Display-Technologie steckt dahinter?
Da kommen wir auf einen interessanten Punkt: Der Begriff TFT ist überhaupt nicht eindeutig. TFT, also Dünnschichttransistor, sagt nur, dass es sich um eine Display-Technologie handelt, die über eine Aktiv-Matrix angesteuert wird. Mehr aber auch nicht. In den meisten Fällen meinen die Kunden damit ein TFT-LCD, also ein Aktiv-Matrix-LCD. Es gibt aber auch andere Displaytechnologien, wie zum Beispiel OLED- oder E-Paper-Displays, die über eine TFT-basierte Aktiv-Matrix verfügen.
Interessant ist, dass zum Beispiel bei OLEDs jeder den Begriff AMOLED verwendet, bei LCDs jedoch, wenn überhaupt, TFT-LCD. Es wäre meiner Ansicht nach besser, je nach Aktiv- oder Passiv-Matrix eine einheitliche Bezeichnung zu verwenden.
(Anmerkung der Redaktion: Tabelle 2)
Technologie | Passiv-Matrix | Aktiv-Matrix |
---|---|---|
LCD | PMLCD | AMLCD |
OLED | PMOLED | AMOLED |
E-Paper | PMEPD | AMEPD |
Tabelle 2: Technologie-Klarnamen bezüglich Aktiv- und Passivmatrix.
Dazu fällt mir ein ganz ähnliches Thema ein: Was ist eigentlich ein LVDS-Interface?
LVDS sagt lediglich, dass die Daten differentiell und mit kleinen Spannungspegeln übertragen werden. Hiermit wird also nur der Physical Layer beschrieben. Somit handelt es sich auch bei bekannten Schnittstellen wie USB, SATA, HDMI und DVI um LVDS. Wenn im Zusammenhang mit Display-Panels von LVDS die Rede ist, so ist fast ausschließlich FPD-Link/FlatLink gemeint. Hierbei werden jeweils 7 Bits der parallelen RGB-Daten über ein differentielles Leitungspaar, auch Lane genannt, mit der siebenfachen Datenrate übertragen, also serialisiert. So können zum Beispiel 24 Farbbits, HS, VS und DE über 4 Lanes übertragen werden. Welches Bit nun in welcher Lane und an welcher Position übertragen wird, wird als Mapping bezeichnet. Obwohl es bei 4 Lanes nahezu unendlich viele - exakt 28 Fakultät - mögliche Mappings gibt, haben sich zwei Standards etabliert: VESA und JEIDA - Open LDI. (Anm.: Den Unterschied zeigt Tabelle 3.)
VESA-Mapping
Serializer Input | Slot 0 | Slot 1 | Slot 2 | Slot 3 | Slot 4 | Slot 5 | Slot 6 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
D0± | G0 | R5 | R4 | R3 | R2 | R1 | R0 |
D1± | B1 | B0 | G5 | G4 | G3 | G2 | G1 |
D2± | DE | VS | HS | B5 | B4 | B3 | B2 |
D3± | - | B7 | B6 | G7 | G6 | R7 | R6 |
JEIDA-Mapping
Serializer Input | Slot 0 | Slot 1 | Slot 2 | Slot 3 | Slot 4 | Slot 5 | Slot 6 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
D0± | G2 | R7 | R6 | R5 | R4 | R3 | R2 |
D1± | B3 | B2 | G7 | G6 | G5 | G4 | G3 |
D2± | DE | VS | HS | B7 | B6 | B5 | B4 |
D3± (nur 8 bit LVDS) | - | B1 | B0 | G1 | G0 | R1 | R0 |
Tabelle 3: VESA vs. JEIDA-Mapping.
Das JEIDA-Mapping bietet einen entscheidenden Vorteil: Möchte man anstatt einer Farbtiefe von 24 bit nur 18 bit verwenden, so kann man einfach die vierte Lane weglassen. Darin sind jeweils die zwei Least-Significant-Bits enthalten und so wird der Farbraum sauber von RGB888 auf RGB666 skaliert. Genau dies ist bei VESA nicht möglich! Lässt man hier die vierte Lane weg, so fehlen jeweils die zwei Most-Significant-Bits und das Bild ist praktisch nicht mehr zu erkennen. Letztendlich ist es genau dieses Knowhow, das Actron ausmacht. Ein Display anbieten kann jeder, aber der Support von komplexeren Problemen (zum Beispiel bei der Ansteuerung) ist keineswegs trivial, da solches Wissen häufig nicht öffentlich kommuniziert wird.
Herr Döbler, herzlichen Dank für das angenehme Gespräch!
Das Interview führte Dr. Constantin Tomaras im Ressort Displays&Beleuchtung, beim Entwicklermagazin DESIGN&ELEKTRONIK.
Achim Döbler, M. Sc., studierte Electrical Engineering an der Hochschule München und ist seit 2011 als Leiter des Elektroniklabors bei Actron in der Entwicklung und dem technischen Support beschäftigt. Als begeisterter Elektrotechniker treibt er auch private Projekte wie seinen YouTube-Kanal oder die freie Grafikbibliothek »µGUI« zur Ansteuerung von Displays voran. |
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